Am zweiten Spieltag der 2. Liga Pro A hat der TV LICH für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Am Mittwochnachmittag setzten sich die Bierstädter bei ihrer Heimpremiere im neuen BBL-Unterhaus gegen den Aufstiegsanwärter BBC Bayreuth mit 66:59 (32:31) durch. Vor 900 Zuschauern in der Dietrich-Bonhoeffer-Halle entwickelte sich ein vom Anfang bis zum Ende spannendes Spiel, in dem das Licher Team die Gäste auf einer Trefferquote aus dem Feld von 37 Prozent halten konnte – aus dem Dreipunktbereich trafen die Bayreuther gar nur zwei von 22 Wurfversuchen. Johannes Lischka (22 Punkte, 11 Rebounds), Brandon Jenkins, Michael Wilds und Richard Poiger (je 12 Punkte) waren die erfolgreichsten Punktesammler des TVL.
Mit großem Kampfgeist und einer starken Defensivarbeit hielten die Licher die Partie von Beginn an offen. Vor allem das Backcourt-Duo der Gäste, Ty Harrelson und Jaivon Harris, die am ersten Spieltag beim 86:78-Sieg Bayreuths gegen Hagen mehr als die Hälfte aller BBC-Punkte erzielt hatten, konnten gut unter Kontrolle gehalten werden und kamen diesmal zusammen nur auf zwölf Zähler. Im Angriff war es in der ersten Hälfte zumeist “Jo” Lischka, der für die Gastgeber punktete. Ob im Eins-gegen-Eins, nach schnellem Überwinden des Feldes als Fastbreak-Abschließer, von der Freiwurflinie oder per Eins-gegen-null-Korbleger, nachdem er in einen Bayreuther Passweg geprescht war und den Ball stiebizt hatte – der 20-jährige “Nachwuchsspieler des Jahres” der letztjährigen zweiten Liga Süd knüpfte am heutigen Nachmittag nahtlos an seine Leistungen aus der Vorsaison an.
Die Truppe von Cheftrainer Alexander Biller blieb bis zum Stande von 9:10 (6.) an Bayreuth dran und leistete sich dann eine kleine Schwächephase mit vielen Ballverlusten (allein Richard Poiger unterliefen in dieser Phase drei Schrittfehler), so dass der Rückstand bis zur achten Minute auf neun Zähler (11:20) anwuchs. Lich ließ sich davon jedoch nicht entmutigen, hielt den Druck in der Defensive aufrecht und kämpfte sich bis zur Viertelpause wieder auf 17:20 heran.
Ein frecher Zieher des inzwischen ins Spiel gekommenen 18-jährigen Zweitliga-Rookies Matze Perl brachte die Hausherren in der zwölften Minute dann wieder mit 21:20 in Führung. Es folgte ein 0:7-Lauf (21:27/14.), den Lich aber umgehend zum 29:29 (18.) konterte. Beim Stande von 29:31 Sekunden vor dem Ende der ersten Halbzeit übernahm dann Brandon Jenkins sehenswert die Verantwortung. Der von der University aus Louisville nach Lich gekommene US-Guard zog zum BBC-Korb, sprang ab, tauchte elegant unter dem Ring hindurch und legte auf der anderen Seite trotz des Fouls eines Bayreuthers zum 31:31-Gleichstand ab. Den fälligen Bonusfreiwurf verwandelte er zum 32:31-Halbzeitstand – für “Jo” Lischka stand zur Pause übrigens fast ein Double-double (13 Punkte, 9 Rebounds) zu Buche.
War es in den ersten 20 Minuten das BBC-Team gewesen, das sich zweimal leicht vom Gegner hatte absetzen können, schaffte es die Truppe aus Lich gegen Ende des dritten Viertels, sich erstmals einen etwas größeren Vorsprung herauszuspielen. Nach dem 41:42 ging man mit einem 6:0-Lauf mit 47:42 (29.) in Führung. Zwar mussten die Mittelhessen den Kontrahenten schnurstracks wieder auf 47:46 herankommen lassen, doch ein kurz vor Viertelende in Zeitnot aus gut und gerne siebeneinhalb Metern abgedrückter Dreier von Power Forward Mike Wilds fand sein Ziel und brachte die erneute Vier-Punkt-Führung (50:46/30.).
Kurz nach Wiederbeginn legte Wilds mit einem weiteren Treffer aus schwieriger Position zum 52:46 nach. Jetzt waren wieder die Gäste aus dem Frankenland an der Reihe. Mit einem 7:0-Run eroberten sie abermals die Führung zurück (52:53/35.). Doch die Licher Spieler wollten die zwei ersten zwei Saisonpunkte offensichtlich mehr als das BBC-Team. Nach einem Coast-to-coast-Zieher von Jenkins und einem Dreipunktspiel von Johannes Lischka lag wieder der TVL mit 57:53 in Front (36.). Und diesen Vorsprung ließ man sich nicht mehr nehmen. Wenngleich auch teilweise etwas das Glück mithalf – wie zum Beispiel beim erfolgreichen Mitteldistanzwurf von Brandon Jenkins, der nach Brettberührung zum 61:57 durch die Reuse fiel.
Als ein Dreierversuch von BBC-Guard Jaivon Harris 55 Sekunden vor dem Ende einmal um den Ring herumkreiste und dann doch wieder herausfiel, versuchten es die Bayreuther mit schnellen Fouls in der Defensive und schnellen Abschlüssen im Angriff. Mike Wilds und Rolf Scholz trafen zwar jeweils nur einen von zwei Freiwürfen, doch Bayreuths Chappell versemmelte beim Stande von 63:59 und einer Restspielzeit von 23 Sekunden einen offenen Wurf von jenseits der 6,25m-Linie. Jo Lischka traf anschließend beide Freiwürfe zum 65:59. Als im Gegenzug der bis zu diesem Zeitpunkt stärkste Bayreuther, Tim Nees, am Brett verlegte, war die Partie zugunsten der Bierstädter entschieden.
“Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir haben Spaß im Training und das auch ins Spiel hinüber transportieren können. Das Wichtigste war, dass wir Bayreuth unter 60 Punkte halten konnten, was gegen eine mit solch starken Offensivspielern besetzte Mannschaft wahrlich nicht einfach ist. Aber wir haben das erreichen können, weil wir sehr stark verteidigt haben und Bayreuth dadurch Probleme hatte, den Rhytmus zu finden. Nach kurzen Schwächeperioden haben wir immer wieder über den Kampf ins Spiel zurück gefunden. Wir müssen es noch hinbekommen, dass die Verantwortung im Angriff auf mehrere Schultern verteilt wird. In der Vorbereitung hat das besser geklappt. Aber jetzt freuen wir uns erstmal über den Sieg”, bilanzierte ein verschwitzter, aber sichtlich zufriedener Licher Cheftrainer Alexander Biller kurz nach Spielende.
Punkteverteilung:
TV LICH: Wilds (12), Hamilton (5), Scholz (1), Klassen (0), Brauer (n.e.), Perl (2), Jenkins (12), Johannes Lischka (22), Schick (0), Marck (n.e.), Poiger (12), Schneider (n.e.).
BBC Bayreuth: Chappell (5), Harrelson (2), Hänel (9), Schlamminger (0), Schoch (0), Nees (20), Harris (10), Messy (13).