(Foto: Nico Genslein)

Unschönes Ende eines Dramas in fünf Akten

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Nach dem hart umkämpften 98:94-Sieg der JobStairs GIESSEN 46ers gegen die Uni Baskets Münster kommt es zur Rudelbildung

Serie ausgebaut? Playoffs kaum noch zu nehmen? BBL-Pokal so gut wie erreicht? Am Ende eines Dramas in ausnahmsweise fünf Akten spielten die positiven Aspekte des Abends für die JobStairs GIESSEN 46ers leider nur noch eine untergeordnete Rolle. Denn die Rudelbildung, die sich Sekunden nach dem hart umkämpften und lange auf der Kippe stehenden 98:94 (48:49)-Erfolg gegen die Uni Baskets Münster direkt vor dem Tisch des Kampfgerichts abspielten, überlagerten den zehnten Sieg der Lahnstädter im elften Rückrundenmatch der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA völlig.

Und sie brachten Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic zwar nicht aus der Fassung, jedoch zum Nachdenken. „So etwas wie heute Abend habe ich in meiner gesamten Karriere noch nie erlebt“, war der 57-Jährige doch einigermaßen schockiert. „Der Job eines Coaches sollte es eigentlich sein, Emotionen unter Kontrolle zu halten und nicht, sie zu schüren.“

Was war passiert? Beim traditionellen Shakehands beider Teams hatte Gästetrainer Götz Rohdewald ein wenig die Fassung verloren. Er drückte Ignjatovic den Arm herunter, statt ihm die Hand zu reichen, was den Serben dazu veranlasste, seinen Gegenüber ebenfalls an sich heranzuziehen und ihn seinerseits ein wenig durchzurütteln. Schubsereien, direkt vor den Augen von Kommissar Michael Schmitt, waren die Folge.

„Es tut mir leid, ich muss mich anders verhalten“, zeigte sich Münsters Coach in der anschließenden Pressekonferenz reuig. „Wir kennen uns schon lange, ich nehme deine Entschuldigung an“, war der für den Basketballsport untypische Vorfall für Branislav Ignjatovic damit erledigt. Nicht so für die Schiedsrichter, angeführt vom Hamburger Sascha Gilbert, die die Ereignisse dem Vernehmen nach in ihren Spielbericht aufnahmen.

Es war das unschöne Ende einer großartigen Aufholjagd der 46ers, die wie schon so oft in dieser Saison schwer in die Partie fanden. Obwohl die Hausherren schnell 6:0 (2.) vorne lagen, obwohl Stefan Fundic seinen Kontrahenten James Graham beim 19:18 wie auf einem Bierdeckel frisch machte (7.), obwohl Duane Wilson den langen Stefan Weß spektakulär abräumte (11.), obwohl Jonathan Maier ein spektakuläres Solo um Adam Touray herum zum 38:39 (15.) abschloss: Münster lag meist vorne, hatte nach einem 11:4-Lauf beim 60:52 schon einen Acht-Punkte-Vorsprung und schien in diesen Sekunden auch noch davon zu profitieren, dass sich der überragende Gießener Kapitän Robin Benzing den Ringfinger der linken Hand ausgekugelt hatte.

„Das Ding stand zur Seite weg, es sah gespenstig aus“, wusste der 34-Jährige für einige Minuten nicht, ob er seiner Mannschaft weiter würde helfen können. Doch der für Teamärztin Petra Michel-Leutheuser eingesprungene Cosmin Glameanu richtete und tapte den Finger, so dass Benzing wenige Minuten später voller Tatendrang zurückkehrte und höchstpersönlich für die Wende sorgte. Das 71:75 (31.) ging auf sein Konto, die 77:75-Führung eine Minute später wie auch der Korb zum 79:77 ebenfalls. Als Duane Wilson atemberaubend im Liegen zum 83:77 einnetzte (34.), Robin Benzing kompromisslos Münsters Eigengewächs Cosmo Grühn (35.) abräumte, Benzing per Unterhandwurf auf 90:88 (37.) stellte und Wilson 1:15 Minuten vor dem Ende per Dreier das 93:90 besorgte, stand die Halle Kopf.

Ein Steal von Stefan Fundic, den Duane Wilson per Tempogegenstoß zum 95:90 verwertete, sowie Simon Krajcovic und Duane Wilson an der Freiwurflinie machten schließlich einen Gießener Erfolg perfekt, der lange auf der Kippe stand. Und den „Frenki“ Ignjatovic gerne seinem Ziehsohn Robin Benzing widmete: „Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann einmal so froh über Robins Leistung sein würde. Es hat lange gedauert, bis er in Gießen richtig angekommen ist. Heute aber haben wir gesehen, dass er für uns eine absolute Bereicherung darstellt. Wir werden noch viel Spaß an ihm haben“, freute sich der Cheftrainer über die 21 Zähler seines Leaders, der damit seine Saisonbestleistung (23 Punkte im Januar in Vechta) fast erreicht hätte.

„Robin schleppt sich seit Monaten mit einer hartnäckigen Erkältung herum. Er stellt sich aber immer wieder in den Dienst der Mannschaft, nachdem er zuletzt sogar zehn Tage pausieren musste“, zollte Ignjatovic seinem Kapitän allerhöchsten Respekt. Den der gebürtige Seeheimer gerne annahm, wenngleich er herausstellte, dass der Erfolg gegen Münster „ein Verdienst der Mannschaft“ gewesen sei. „Ich habe einfach nur versucht, meinen Job zu machen. Am Ende des Tages haben wir dann die wichtigen Würfe und vor allem auch die richtigen Entscheidungen getroffen.“

 

Gießen: Wilson (22), Crews (12), Fundic (11), Benzing (21), Maier (6), Figge (3), Kahl, Kovacevic (2), Nyama (5), Krajcovic (16).

 

Münster: Toomer (9), Carter (5), Günther (12), Weß, Graham (16), Petursson (8), Ferner (n.e.), Pahnke, Touray (27), Grühn (6), Scott (11).

 

 

5 gute 46ers-Zutaten

Zuschauer: 2276

Zuversicht: 22 Punkte von Duane Wilson

Zugriff: 9 Rebounds von Stefan Fundic

Zuarbeit: 8 Assists von Simon Krajcovic

Zukunft: Samstag, 30. März, 19.30 Uhr: Artland Dragons – JobStairs GIESSEN 46ers

 

24.03.24

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