Beim 89:88-Arbeitssieg bei RASTA Vechta II lassen sich die JobStairs GIESSEN 46ers auch von 17 gegnerischen Dreiern nicht beeindrucken
Zu viel der Ehre! Zum „zehnten Sieg im neunten Rückrundenspiel“ der JobStairs GIESSEN 46ers hatte sich Sportdeutschland.TV-Moderator Tom Fischer am Samstagabend verhaspelt, doch auch über den real neunten Erfolg im zehnten Match der zweiten Saisonhälfte freute sich „Frenki“ Ignjatovic wie ein Honigkuchenpferd. Die Faust geballt, wie einst Boris Becker bei seinem ersten Wimbledonsieg über die südafrikanische Aufschlagsmaschine Kevin Curren, rannte der Cheftrainer der Mittelhessen nach der Schlusssirene an der Außenlinie auf und ab, ehe er nach intensiver verbaler Aufarbeitung einiger umstrittener Entscheidungen mit den Refs schnell seine Fassung wiederfand: „Respekt! Hier zu gewinnen, gelingt nicht vielen.“
Mit einem 89:88 (48:50)-Sieg bei RASTA Vechta II hatten seine Jungs in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA ihre beeindruckende Serie fortgesetzt und ihre Ambitionen auf ein Heimrecht in den Playoffs sowie die Teilnahme am BBL-Pokal, für den zumindest Rang sechs in der Endabrechnung nötig wäre, untermauert.
„Es war kein schöner Sieg, aber wir nehmen ihn natürlich gerne mit“, freute sich Roland Nyama. Von einem „Arbeitssieg“ sprach Luis Figge. „Am Ende hat sich unsere Erfahrung durchgesetzt.“ Und Jonathan Maier hatte einen „Kraftakt“ gesehen, „bei dem uns Robin Benzing mit seiner Ruhe doch schon sehr gefehlt hat.“
Der Kapitän, der sich seit Monaten mit einer hartnäckigen Erkältung nicht optimal bei Kräften fühlte, der sich aber stets in den Dienst der Mannschaft stellte, lag unter der Woche mit Fieber und schwerem Husten flach. Zwölf Stunden im Bus hätten für den 34-Jährigen, der hofft, am Dienstag wieder ins Training einsteigen zu können, keinen Sinn gemacht.
Beim Farmteam des Bundesliga-Aufsteigers, das kurzfristig auf den im Training umgeknickten Luc van Slooten verzichten musste, taten sich die 46ers zunächst schwer. „Offensiv haben wir den Start echt verschlafen“, musste auch Roland Nyama konstatieren, dass ein schneller 6:21-Rückstand (7.) wenig hilfreich erschien, sich für die überraschende 90:91-Hinspielniederlage zu revanchieren. Die Hausherren, die von jenseits der 6,25-Meter-Linie gefürchtetsten Ballermänner der Liga, warfen und trafen unter dem Strich mehr Dreier als Zweier, so dass sie beim 34:27 (13.), beim 50:43 (17.) und auch zur Pause beim 50:48 noch immer vorne lagen. Zehn Fernwürfe hatten zu diesem Zeitpunkt schon die Gieß0ener Reuse gefunden, am Ende waren es 17 (!).
„Ich kann mich in meiner langen Karriere an kein Match erinnern, dass eine von mir gecoachte Mannschaft gewonnen hat, wenn der Gegner 17 Dreier versenkt“, war Branislav Ignjatovic schließlich heilfroh, dass „meine Jungs nie den Kontakt eingebüßt und nach der Pause deutlich besser verteidigt haben. Auch unsere Bank hat uns den Input gegeben, den wir ohne Robin Benzing bei einer Neun-Mann-Rotation so dringend benötigt haben.“
Im Klartext: Roland Nyama stand 23 Minuten auf dem Parkett, markierte elf Punkte und versenkte drei Dreier. Die neun Zähler von TreVion Crews, der früh kam, weil Simon Krajcovic schon nach vier Minuten zwei Fouls auf dem Buckel hatte, bedeuteten eine hundertprozentige Trefferquote. Und auch Dejan Kovacevic lieferte in 13 Minuten mit fünf Punkten und zwei Rebounds sehr ordentlich ab.
Nach einem 16:0-Lauf hatten die Gäste beim 22:21 (11.) erstmals die Führung übernommen, die sie ab dem 54:52 (22.) durch Stefan Fundics spektakulärem Hakenwurf auch nicht mehr hergeben sollten. Als Duane Wilsons Dreier zum 57:52 auf dem Ring mehrere Ehrenrunden drehte, ehe er rein kullerte, als Roland Nyama aus der Entfernung beim 78:71 erstmals auf eine Sieben-Körbe-Differenz stellte (33.) und als Stefan Fundic nach einem Airball von Duane Wilson am schnellsten schaltete und das 84:79 (36.) markierte, standen die 46ers auf dem Gaspedal. Simon Krajcovics Dreier zum 87:79 (37.) zog Vechta endgültig den Stecker, der letzte Korb von Jack Kayil 0,4 Sekunden vor Schluss zum 88:89 bedeutete für die Hausherren nicht mehr als eine Ergebniskosmetik.
„Am Ende hat sich unsere Qualität dann doch durchgesetzt“, war „Frenki“ Ignjatovic angetan von unter dem Strich nur sieben Ballverlusten, sehr guten 35 Rebounds und überragenden 17 Punkten von Starting-Five-Nachrücker Jonathan Maier, der obendrein mit neun eingesammelten Abprallern und einer 73-prozentigen Trefferquote aufhorchen ließ.
Dass sich Luis Figge beim Besteigen des großen Reisebusses noch immer darüber wunderte, „was die alles draufgelötet haben …“, Roland Nyama befand, „unsere Massen- und Größenvorteile haben schließlich den Ausschlag gegeben“, und Jonathan Maier „stolz auf unsere Leistung“ war, rundete einen Abend in der Tiefebene zwischen Bremen, Oldenburg und Osnabrück ab, der mit dem neunten Sieg im zehnten Rückrunden-Duell geendet hatte. Der zehnte soll erst am kommenden Samstag (19 Uhr) gegen die Uni Baskets Münster folgen …
Vechta II: Bayram, Smit (10), Bühner (2), Okpara (5), Trettin, Grünloh (9), Anderson (13), Schmidt (5), Shriver (13), Bedime (5), Kayil (10), Bonga (16).
Gießen: Wilson (19), Crews (9), Fundic (16), Maier (17), Figge (4), Kahl, Kovacevic (5), Nyama (11), Krajcovic (8).
5 gute 46ers-Zutaten
Zuschauer: 545
Zuversicht: 19 Punkte von Duane Wilson
Zugriff: 9 Rebounds von Jonathan Maier
Zuarbeit: 4 Assists von Simon Krajcovic
Zukunft: Samstag, 23. März, 19 Uhr: JobStairs GIESSEN 46ers – Uni Baskets Münster
17.03.24