(Foto: dieLICHTBUILDER Klamann & Bauer Fotografie GbR)

Wer gibt den General?

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GIESSEN 46ers hoffen sogar auf Blitzcomeback von Spielmacher Krajcovic.

Von Karsten Zipp.

Ein Sturz mit fatalen Folgen: Als Simon Krajcovic beim EM-Qualifikationsspiel seiner slowakischen Nationalmannschaft gegen Spanien zu Fall kam, hallte der Schmerzensschrei bis nach Gießen. Denn die GIESSEN 46ers müssen mindestens einige Wochen, schlimmstenfalls auch länger, auf ihren Playmaker verzichten. Doch was heißt schon Playmaker? Krajcovic ist so etwas wie die Seele im Spiel des heimischen Basketball-Zweitligisten. Krajcovic ist der verlängerte Arm von Trainer Branislav Ignjatovic auf dem Feld.

GIESSEN 46ers – Eisbären Bremerhaven (Samstag, 19 Uhr)

Krajcovic ist kurzum der »Floor General« der Mittelhessen. Wenn der 30-Jährige auch nur hustet, ist das Gießener Spiel vergrippt. Noch ist nicht klar, wie lange der smarte Slowake aufgrund seiner verletzten Hand ausfällt. Vielleicht längere Zeit, vielleicht aber reicht es sogar zu einem Blitz-Comeback.

Denn sein Trainer hegt sogar die leise Hoffnung, dass Krajcovic eventuell am Wochenende aufs Parkett zurückkehren kann. »Das«, so Ignjatovic, »müssen aber die Ärzte entscheiden. Noch kann Simon seine Hand überhaupt nicht belasten. Das müssen wir spontan sehen.« Spontan sehen, aber vorausschauend handeln, heißt die Devise. Also bereiten sich die 46ers auf eine Partie ohne den Mann vor, der ansonsten die Fehlerquote im Team so niedrig hält.

Und diesen so Unersetzbaren doch zu ersetzen, war die Aufgabe im Training der vergangenen Tage. Ein Training für das nächste Schlüsselspiel in der ProA. Denn am Samstag (19 Uhr) gastiert mit den Eisbären Bremerhaven der nächste hartnäckige Konkurrent der 46ers im Kampf um die Playoff-Plätze in der Osthalle.

Die Ausgangslage:

Der Blick auf die Tabelle verdeutlicht, wie eng es im Rennen um die ersten acht Plätze zugeht, die für den Einzug in die Playoffs berechtigen. Derzeit liegen die 46ers nur auf Rang neun. Die Niederlage in Trier, die maßgeblich durch den Ausfall Krajcovics bedingt war, hat die Unistädter unter den roten Tabellenstrich fallen lassen. Umso wichtiger wäre es nun, die Eisbären am Samstag in den punktlosen Zwinger zu sperren. Diese sind derzeit mit zwei Punkten besser notiert und liegen auf dem fünften Rang. Wobei das Feld hinter der bisherigen Ausnahmemannschaft aus Jena so dicht beieinander steht wie die Durstigen in der Schlange vorm Glühweinstand. Kurzum: Ein Sieg gegen Bremerhaven und Gießen ist wieder mittendrin im Playoff-Rennen. Eine Niederlage, und die 46ers verlieren an Boden.

Die Mannschaft:

Na klar: In den vergangenen Tagen hat »Frenki« Ignjatovic jede Minute des Trainings dazu genutzt, die Spielsteuerung auf zwei Schultern zu verteilen. Den Schultern von Kyle Castlin und Kevin McClain. Die beiden Pointguards müssen den Aufbau besser koordinieren als bei der Auswärtsniederlage in Trier. Zudem fiebern die 46ers der Rückkehr von Aiden Warnholtz entgegen. Der aus Frankfurt gekommene Playmaker hatte sich in der Saisonvorbereitung verletzt. Wann er wieder einsatzbereit ist, steht allerdings noch nicht fest. »Mitte Januar«, hofft der Trainer. Ansonsten aber steht den Mittelhessen der komplette, wenn auch kleine, Kader zur Verfügung.

Der Gegner:

Bremerhaven kommt immer besser ins Rollen. Zuletzt verjagten die Eisbären das Team aus Hagen mit 85:78 aus ihrem Revier. Was Kapitän Adrian Breitlauch zu einer wahren Lobeshymne animierte: »Unser Team-Basketball hat wieder richtig gut funktioniert, den bringen wir diese Saison wirklich gut auf das Parkett. Das ist der Schlüssel für unseren Erfolg. Wir hängen uns in der Defensive und in der Offensive rein. So brauchen wir uns vor keinem Gegner verstecken.«

Topscorer mit 20 Punkten beim Sieg gegen Hagen war Jordan Samare. Der deutsche Powerforward kam vor der Saison aus Frankfurt an die Nordseeküste und hat sich bestens im Eisbären-Gehege eingelebt. Der Zwei-Meter-Mann sammelte gegen Hagen zudem sieben Rebounds. Dreh- und Angelpunkt im Aufbau ist Elijah Miller. Der Kanadier lenkt das Spiel, steuerte gegen Hagen 14 Punkte zum Erfolg bei und glänzte vor allem mit seinen 10 Assists. Neu im Team ist zudem Jake Biss. Der US-Shootingguard überzeugte zuletzt mit 13 Punkten. Und dann verfügen die Gäste noch über einen außergewöhnlichen Joker. Der neu verpflichtete Anzac Risetto stammt aus Neuseeland und gilt dort als eines der ganz großen Talente auf der Center-Position. Zuletzt war der »Kiwi« in Australien aktiv. Gegen Hagen konnte der 23-Jährige noch nicht mitwirken, da es Probleme bei der Spielberechtigung gab. Sollten diese gelöst worden sein, dürfen sich die Fans in der Osthalle auf einen tatsächlich außergewöhnlichen Eisbären-Nachwuchs freuen. »Er hat im Training einen super Eindruck hinterlassen. Er ist sehr gut, vor allem auch beim Rebound unter dem Korb und beim Pick-and-Roll-Spiel«, lobte Coach Steven Esterkamp seinen neuen Hoffnungsträger bereits vor dem Debüt.

Das sagt Trainer Branislav Ignjatovic:

»Insgesamt war ich trotz der Niederlage mit der Leistung der Mannschaft in Trier nicht unzufrieden. Aber Simon hat uns sehr gefehlt. Wir wissen um die Qualitäten von Kevin McClain, aber in Trier haben wir auch seine Schwächen bei den technischen Fehlern gesehen. Das müssen wir am Samstag natürlich besser machen. Bremerhaven ist ein Playoff-Kandidat, verfügt über eine sehr gut zusammengestellte Mannschaft mit vielen starken deutschen Spielern. Wir wissen, wie die Teams von Steven Esterkamp spielen. Das haben wir ja vergangene Saison, als er noch in Paderborn gearbeitet hat, gesehen. Darauf sind wir vorbereitet. Über Spieler, die bei uns fehlen, zu reden, bringt nichts. Wir spielen zu Hause und gehen auf Sieg.«

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