Wenn die JobStairs GIESSEN 46ers auf die Eisbären Bremerhaven treffen, werden Erinnerungen an die Rekord-Niederlage wach.
Plus 28 in Düsseldorf. Plus 28 gegen Bayreuth. Und nun plus 28 gegen Bremerhaven? „Plus 38 wäre mir lieber“, lacht Nikola Stanic herzerfrischend. Weil seine JobStairs GIESSEN 46ers gut drauf und in der Rückrunde der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA noch ungeschlagen sind? Nein, weil der Assistent von Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic noch immer den 1. Oktober 2022 in schlimmer Erinnerung hat. Minus 38 in Bremerhaven, also eine vernichtende 60:98-Klatsche an der Nordsee, die auch 17 Monate später noch immer ihre Spuren hinterlassen hat. Trotz des 89:88-Erfolges im Rückspiel der vergangenen Saison, trotz des jüngsten 97:90-Sieges Ende November letzten Jahres.
Minus 38, ausgerechnet zur 46ers-Premiere von Ignjatovic und Stanic, die saßen und haben sich in den Lebenslauf der beiden eingegraben wie ein Maulwurf des nächtens in „Frenkis“ Vorgarten in Ober-Ramstadt. Also: Ran an die Eisbären, vor allem aber ran an die guten, weil Heimrecht bedeutenden ersten vier Playoff-Plätze, die am 20. Spieltag noch immer von Trier, Jena, Hagen und Frankfurt besetzt sind, an die sich der Altmeister aber am Samstag (19 Uhr) mit dem möglichst dritten Rückrunden-Erfolg hintereinander näher heranarbeiten möchte.
„Meine Jungs haben Selbstvertrauen getankt, sie haben die drei Niederlagen gegen Trier, in Jena und gegen Vechta vergessen lassen und spielen besonders in der Abwehr so, wie ich mir das seit Monaten vorgestellt habe“, weiß Branislav Ignjatovic, dass eine gute Offense Matches, eine starke Defense aber Titel gewinnt. „Unsere Ausgangsposition gefällt mir“, hat der 57-Jährige die kommenden drei Monate im Blick. „Bis auf Frankfurt und Trier kommen alle Mitkonkurrenten im Ringen um die ersten acht Plätze zu uns“, denkt er an die Heimaufgaben gegen Bremerhaven, Jena, Karlsruhe, Kirchheim, Hagen und Dresden. „Vor eigenem Publikum sind wir nicht so leicht zu schlagen.“
Dennoch: Der 46ers-Übungsleiter weiß, dass Bremerhaven keine Laufkundschaft ist. „Sie sind das Team der Stunde“, verweist „Frenki“ Ignjatovic auf die letzten drei deutlichen Erfolge der Eisbären in Quakenbrück (91:80), gegen Karlsruhe (93:76) und in Nürnberg (79:65). Nach somit sieben Siegen aus den letzten zehn Partien nach der Niederlage gegen Gießen hat sich die Truppe des ehemaligen Gießener Cheftrainers Steven Key auf Rang neun vorgearbeitet und befindet sich somit auf dem besten Weg, Vorjahresrang sieben und den damit verbundenen Einzug in die K.o.-Runde wieder ins Auge fassen zu können.
Mit sechs Ausländern, von denen im Unterhaus immer nur drei auf dem Feld stehen dürfen, sind die Eisbären stark besetzt. Der aus dem Kosovo nachverpflichtete US-Pointguard Aaron Cook, der im Hinspiel seine Premiere feierte, hat den enttäuschenden Rayshawn Simmons längst vergessen lassen. Sein Landsmann Matthew Frierson ist stets in der Lage, vier, fünf Dreier zu versenken. Der Isländer Hilmar Henningsson punktet regelmäßig zweistellig bei einem Schnitt von 13 Zählern. Auf den gleichen Schnitt kommt auch der ehemalige Gießener ProB-Akteur Nick Hornsby, der im vergangenen Jahr noch mit Leverkusen aus dem Unterhaus abstieg, danach in Israel nicht glücklich wurde und schließlich Ende Oktober dem Ruf von Steven Key, dessen Frau Janka und die Kinder Sidney (16) und Noah (12) weiterhin in Kirchgöns bei Butzbach leben, folgte.
Der Deutsch-Amerikaner Jarelle Reischel sorgt nicht nur für Präsenz unter den Brettern, sondern auch für durchschnittlich 14 Punkte. Big Man Robert Oehle, ebenfalls ein Akteur mit Gießener Vergangenheit, sammelt für gewöhnlich acht Rebounds ein. Zuletzt bei den Artland Dragons waren es 14, im Oktober im Hinspiel gegen den gleichen Kontrahenten gar 15. Und der Ex-Bochumer Hendrik Drescher, der im Sommer sogar einen Tag mit „Frenki“ Ignjatovic in Gießen verbrachte, der sich dann aber doch zu einem Wechsel an die Nordsee entschied, bringt es als Backup für Oehle auch auf im Schnitt zehn Zähler und vier Rebounds, wobei der 2,04-Meter-Mann nur 20 Minuten auf dem Parkett verbringt. Abgerundet wird das stark besetzte Eisbären-Gefüge durch Shooting Guard Adrian Breitlauch sowie die beiden US-Forwards Kevin Charles und Jordan Giles, so dass Branislav Ignjatovic warnt: „Bremerhaven hat keinen Schwachpunkt.“
Was irgendwie in diesen Tagen auch auf die JobStairs GIESSEN 46ers zutrifft, die aktuell nicht nur alle fit, sondern die auch im Flow sind. „Bis zu den Playoffs sind wir auf Hochtouren“, schickte beispielsweise Dejan Kovacevic der Konkurrenz nach dem klaren Erfolg über den BBC Bayreuth schon mal eine Grußadresse. Siege mit 28 Punkten Differenz sorgen schließlich für Selbstvertrauen …
01.02.2024