Am Ende prangte das 96:101 zugunsten die Berliner Gäste an der Anzeigetafel der Sporthalle Gießen-Ost. Vor 3.523 Zuschauern setzte sich der amtierende Vizemeister ALBA BERLIN gegen die GIESSEN 46ers und deren Topscorer John Bryant (Double-Double mit 22 Punkten, 12 Rebounds und 6 Assists) durch. Ingo Freyers Team bewies dabei jedoch erneut gegen einen glänzend aufgelegten und tief besetzten Gegner eine couragierte Leistung, bei der am Ende die Youngsters der 46ers nochmal für große Begeisterung im Publikum sorgten.
ALBA BERLIN, gerade ins Eurocup-Halbfinale eingezogen und in der Liga noch um den Heimvorteil in den Playoffs spielend, kam am Sonntagabend des 24. Spieltages an die Lahn, um ihre deutliche Statistik gegen die 46ers auszubauen. Bei 39 der letzten 41 Aufeinandertreffen gingen die Punkte an die Hauptstädter. Im letzten Duell, das in der Sporthalle Gießen-Ost stattfand, wurden die Albatrosse jedoch mit einem deutlichen 102:87 nach Hause geschickt. Ein erneuter Heimsieg hätte den Gastgebern im Kampf um die Playoffplätze wichtige Punkte eingebracht, die es am kommenden Dienstag gegen den MBC nun einzuholen gilt.
Benjamin Lischka stand nach seinem Ausfall zuletzt direkt wieder in der Starting Five. Gemeinsam mit Jared Jordan, David Bell, Brandon Thomas und John Bryant gelang es in einer Anfangsphase, in der beide Teams einige Körbe verpassten, das Spiel weitestgehend ausgeglichen zu gestalten (9:11, 4.). Brandon Thomas setzte seinen zweiten Dreier gegen Berliner, die mit schnellen Angriffen punkteten und auf 12:17 erhöhten (6.). Das Spiel gewann an Dynamik: Bryant und Gordon setzten sich Peyton Sivas Flexibilität im Angriff und Luke Sikmas Athletik unterm Korb entgegen (19:21, 8.). Bryant schnappte sich allein im ersten Viertel sieben Bretter, Max Landis ließ den dritten Gießener Dreier in die Maschen gleiten. Auch in der Defensive blieb die Freyer-Truppe nun fokussiert, wodurch die ersten zehn Minuten gegen den amtierenden Vizemeister mit einem 23:26 endeten.
Den deutlich besseren Start ins zweite Viertel fanden nun die Spieler von Alejandro Garcia Reneses, die ihre Wurfquoten nach oben schraubten (25:32, 12.), den 46ers aber nur kurz überlegen waren. Jordan, der erneut hinten wie vorne vollen Einsatz zeigte und auch aus der Distanz punktete, stand maßgeblich für den Gießener Widerstand gegen Sikma und Co. Mit mehr Speed und besserer Transition von der Offensive in die Defensive schafften die 46ers tatsächlich binnen weniger Spielzüge den 36:36-Ausgleich (15.). ALBA bewies nun jedoch, warum sie gerade erfolgreich das Viertelfinale des Eurocups bewältigt hatten: Mit einem 9:2-Run zogen sie wieder davon (38:45, 17.) und setzten die Gastgeber kurz vor der Halbzeit gehörig unter Druck. Diesen gelang nun an beiden Seiten des Courts wieder deutlich weniger. Dennoch schafften sie es dank der Körbe von Agva und Bryant, den Rückstand auf zehn Punkte zu limitieren.
Den Auftakt in die zweiten zwanzig Minuten prägte John Bryant, der nach Offensivrebound scorte und damit bereits in der 21. Minute sein Double-Double perfekt machte. Doch auch die Albatrosse hatten ihr Zielwasser in der Pause getrunken – Siva und Clifford sprühten vor Spielfreude und hielten ihr Team trotz weiterer Bryant-Treffer klar in Front (51:61, 24.). David Bell setzte ein Ausrufezeichen von der Dreierlinie, in der Defensive kämpften Jordan und Thomas um jeden Ball (54:61, 25.). Trotz hautenger Defense gelangen Niels Giffey und Tim Schneider wieder Punkte, Bell erneut von außen und Lischka mit seinen ersten Zählern des Tages stemmten sich dagegen. Doch immer, wenn man dachte, die 46ers können einen markanten Lauf generieren, packten die Gäste empfindliche Nadelstiche aus (59:69, 27.). Dieser Regel folgend, verkürzten Distanztreffer durch Thomas und Landis sowie David Bells Gang an die Freiwurflinie wieder (67:73, 29.), bevor ALBA in Form von Derrick Walton Jr. unter Mithilfe von Luke Sikma die Weichen für den Auswärtssieg der Berliner stellten (67:80, 30.).
Sikma war es auch, der nach Assist des ehemaligen 46er Joshiko Saibou das Schlussviertel eröffnete (67:83). Landis von der Linie und Bryant wie auch Jordan aus der Ferne zeugten vom Gießener Willen, der gegen die eiskalte Überlegenheit der Hauptstädter aber keine wirkliche Wende mehr einläuten konnte. Tim Uhlemann, Leistungsträger der Depant GIESSEN 46ers Rackelos, kam zwei Tage nach dem Einzug des ProB-Teams ins Playoff-Viertelfinale zu seinem ersten Heimspiel in der BBL und half dem Team, mit viel Kampf den Charaktertest in dieser Abschlussphase des Matches zu bestehen. Vor allem Joshiko Saibou trumpfte an alter Wirkungsstätte nochmal ordentlich auf (77:97, 35.). Während Jared Jordan seinen 900. Karriere-Rebound holte, wird das Spiel auch für Uhlemann wegen seines allersten BBL-Korbes in Erinnerung bleiben (81:97) – den Assist hatte Lischka gegeben, der auch sonst mit mehreren starken Offensivaktionen zu Ende des Spiels den Beifall des Publikums verdiente. „Rackelo“ Leon Okpara kam zu seinem ersten Saisonauftritt in der höchsten deutschen Spielklasse. Das Youngster-Aufgebot wurde schließlich durch die Einwechslung von Bjarne Kraushaar und Rookie Siyani Chambers komplettiert. Unter Standing Ovations des Gießener Publikums zwang die Formation die schon sicher geglaubten Sieger nochmal zur Auszeit: Eine Minute vor der Schlusssirene stand es nur noch 92:99. Freyer ließ die Truppe auf dem Court, Chambers verkürzte aus der Nahdistanz nochmal auf fünf Punkte (94:99), die auch am Ende die Differenz beider Mannschaften darstellten und so den 96:101-Sieg für ALBA manifestierten.
Bereits am Dienstag geht es für die GIESSEN 46ers in Weißenfels gegen den MBC zum nächsten Match, bevor das Allstar-Game nächstes Wochenende für eine Pause des BBL-Spielbetriebs sorgt.
Ingo Freyer (Cheftrainer GIESSEN 46ers): „Wir wollten wieder intensiv spielen und ich glaube insgesamt war es auch von allen Seiten ein sehr intensives Spiel, was wir heute gesehen haben. Berlin kennt unsere Stärken und Schwächen sehr gut und ist ein sehr intelligentes Team – das habe ich auch so erwartet. Aber dass sie es dann am Ende auch umsetzten konnten, spricht für die Stärke von ALBA BERLIN. Gerade in der ersten Halbzeit haben sie sehr schwierige Würfe getroffen. Es ist eine Mannschaft, die die Verteidigung auch liest und die offenen Schützen findet. Mit dieser Qualität haben sie auch zu Recht am Ende gewonnen. Glückwunsch also an den Coach und sein Team. Jetzt sind wir beim MBC in zwei Tagen und da müssen wir genauso intensiv spielen und genauso versuchen, unseren Stil durchzusetzen, um am Ende zu gewinnen.“
Alejandro Garcia Reneses (Cheftrainer ALBA BERLIN): „Wir hatten vor der Partie ein paar Schwierigkeiten. Deshalb bin ich bin sehr froh, dass wir heute hier gewonnen haben. Da Derrick Walton im Eurocup nicht spielberechtigt ist, hat er heute so viele Minuten gespielt und diese auch gut genutzt.“
GIESSEN 46ers – ALBA BERLIN 96:101 (42:52)
Viertelergebnisse: 23:26, 19:26, 25:28, 29:11
GIESSEN 46ers: Siyani Chambers (5 Punkt), Bjarne Kraushaar, Mahir Agva (2), Max Landis (10), Tim Uhlemann (2), Leon Okpara, Benjamin Lischka (14), Larry Gordon (2), Jared Jordan (8, 12 Assists), Brandon Thomas (14), David Bell (17), John Bryant (22, 12 Rebounds)
ALBA BERLIN: Joshiko Saibou (9), Peyton Siva (15), Niels Giffey (10), Derrick Walton JR (17), Tim Schneider (6), Martin Hermannsson (6), Franz Wagner, Kenneth Ogbe (3), Rokas Giedratis (10), Johannes Thiemann (12), Dennis Clifford (6), Luke Sikma (7)
Zuschauer: 3.523
Nächstes Spiel: Di., 19.03.2019, 20:30 Uhr: Mitteldeutscher BC – GIESSEN 46ers