Am heutigen Freitagvormittag wurden während einer offiziellen Pressekonferenz der JobStairs GIESSEN 46ers die Pläne zur Entwicklung der Sporthalle Gießen-Ost zu einem Leistungs- und Nachwuchszentrum Basketball in Gießen vorgestellt und gleichzeitig die Politik zu schnellen Entscheidungen aufgefordert.
Sebastian Schmidt, Geschäftsführer und Sportdirektor der JobStairs GIESSEN 46ers: „Die Politik muss unverzüglich die Frage beantworten, ob sich Gießen zu der Bedeutung des Basketballs für den Standort bekennt und bereit ist, Worten auch Taten folgen zu lassen. Sonst müssen wir befürchten, dass eher früher als später in der Osthalle und in Gießen die Lichter des Basketballs ausgehen.“
Der Traditionsclub schlägt vor, gleichzeitig Breiten- und Leistungssport zu fördern. Deshalb sehen die Pläne vor, zur Sicherung des Schulsports zunächst eine neue Halle für den Schul- und Vereinssport mit insgesamt vier oder sogar sechs Feldern auf zwei Ebenen als Ersatz für die abgängige kleine Halle hinter der Osthalle zu errichten. Dies bedeute eine kurzfristig umsetzbare deutliche Verbesserung der Situation für die Gesamtschule Gießen-Ost und leiste gleichzeitig einen Beitrag zur Linderung der Hallennöte der Vereine in Gießen. Außerdem könne damit der bestehende Nutzungskonflikt zwischen Schul- und Profisport an gleicher Stelle beseitigt werden.
Im zweiten unmittelbar darauffolgenden Schritt soll die Sporthalle Gießen-Ost durch die Stadt Gießen ertüchtigt und für eine Zuschauerkapazität bis 5.000 Zuschauer erweitert werden. Gleichzeitig soll durch die Gießen 46ers GmbH & Co. KG auf der Grundlage eines Erbbaurechtes eine zentrale Einheit mit Kraftraum, Physiotherapie, Schulungsräumen usw. errichtet werden, um damit den Standort zu einem kompletten Leistungs- und Nachwuchszentrum auszubauen.
Die Vorsitzende des BBA GIESSEN 46ers e.V., Christiane Roth, die gleichzeitig stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates der 46ers ist, verwies auf die Bedeutung und Entwicklung der Nachwuchsarbeit in Gießen. So hätten neben dem Bundesligateam auch die Depant GIESSEN 46ers Rackelos in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB ein genauso engagiertes Gesicht gezeigt und dabei unter anderem gegen Frankfurt praktisch ausschließlich mit Eigengewächsen eine mehr als respektable Leistung gezeigt. Vor allem aber die insgesamt acht eigenen Jugendmannschaften der Basketball Akademie von U10 bis zu JBBL und NBBL zeigten in enger Abstimmung aller Verantwortlichen mit dem Proficlub ebenso eine tolle Entwicklung wie die Partnervereine. Roth wörtlich: „Insgesamt ist die mittelhessische Basketballlandschaft im Aufbruch, wie z.B. auch die Pointers zeigen, und unser Ziel, eine nachhaltige Jugendarbeit von den Schul-AGs über den Breitensport bis hin zu den Profiligen zu institutionalisieren, ist keine Illusion mehr. Perspektivisch ist sogar der Aufbau eines Basketballinternates in Zusammenarbeit mit interessierten Schulen möglich.“
Mit Blick auf die Vorgaben der easyCredit Basketball Bundesliga drücken die Mittelhessen aufs Tempo. Hierzu Schmidt: „Wir erfüllen schon seit Jahren die von der Liga gegeben Vorgaben, die Voraussetzung für die Teilnahme am Spielbetrieb der easyCredit Basketball Bundesliga sind oder in absehbarer Zeit werden, nur dank sehr großzügiger Auslegung durch die BBL. Die Auswirkungen der Pandemie haben auch hier die Entwicklung gebremst und uns eine Galgenfrist verschafft. Aber wenn wir es nicht in deutlich überschaubarer Zeit schaffen, die Anforderungen der BBL an professionelle Strukturen zu erfüllen, wird der Erwerb der Wildcard durch die Kraftanstrengung der Gesellschafter nicht zum Ligaerhalt führen, denn wir werden dann eher früher als später im jährlichen neuen Lizenzierungsverfahren scheitern.“
Entsprechend ehrgeizig sind die zeitlichen Vorstellungen der JobStairs GIESSEN 46ers. Hierzu der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Wolfgang Greilich: „Wenn die Bereitschaft in der Politik besteht, kann nach unverzüglicher Entscheidung noch im laufenden Jahre 2021 die Planung und Verhandlung von Zuschüssen sowie die Ausschreibung der Schulsporthalle in 2022 erfolgen, die Realisierung dann im Jahre 2023. Parallel dazu muss bereits die Planung, Mittelakquise und Ausschreibung für die Ertüchtigung der Sporthalle Gießen-Ost erfolgen, um diese Maßnahme im unmittelbaren Anschluss im Jahr 2024 umzusetzen. Die Fertigstellung der Gesamtmaßnahme kann dann spätestens zum Beginn der Basketballsaison 2024/25 erfolgt sein.“
Die 46ers verweisen darauf, diese Diskussion seit Jahren mit der Stadtpolitik zu führen und immer wieder positive Rückmeldungen bis hin zur Umsetzung von Notmaßnahmen in der Osthalle wie aktuell die Verbesserung der Spielfeldbeleuchtung und der Beseitigung unhaltbarer Zustände z.B. in Kabinen für das Gästeteam und die Schiedsrichter zu erhalten. Jedoch sei keine verbindliche Zusage für eine dauerhafte Problemlösung gegeben worden. Greilich hierzu: „Deshalb sehen wir uns jetzt zum Gang in die Öffentlichkeit gezwungen, den wir als Weckruf für den Basketballstandort Gießen verstehen.“
In finanzieller Hinsicht gehen die 46ers neben den Investitionen der Stadt in die ohnehin unabweisbare Verbesserung der Situation für den Schul- und Vereinssport davon aus, dass auf der Grundlage von vor gut einem Jahr ermittelten Zahlen die Ertüchtigung der Osthalle einen Aufwand von ca. 12 Mio. Euro erfordern würde. Für die von den 46ers zu errichtende zentrale Einheit liegt ein Bekenntnis der Gesellschafter der Gießen 46ers GmbH & Co. KG vor, eine Summe von bis zu 3 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen.
Greilich berichtete, dass die Pläne im vergangenen Jahr sowohl den damaligen Gießener Koalitionsfraktionen SPD, CDU und Grüne wie auch der Landesregierung und Bundespolitikern aus Gießen und Vertretern des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages vorgestellt wurden. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, wobei von Landes- und Bundesseite auf die Möglichkeit wie auch die Bereitschaft zu hohen Förderbeiträgen verwiesen worden sei unter der einen Voraussetzung, dass die Stadt Gießen als potentieller Zuschussempfänger das Projekt nicht nur unterstützen, sondern auch tragen müsse. Von daher rechnen die Mittelhessen mit erheblicher Unterstützung durch Land, Bund und Landessportbund. Nach Durchsicht des aktuellen Koalitionsvertrages und Gesprächen mit SPD und Grünen wie auch Oppositionsvertretern sehen sich die 46ers in ihren Überlegungen gestärkt, drängen jetzt aber auch auf zügige Entscheidungen und ein klares Bekenntnis der Stadtpolitik zur raschen Umsetzung. Die Verantwortlichen der 46ers seien entschlossen, alles zu tun, um die Zukunft des Basketballs in Gießen zu sichern. Voraussetzung sei aber der politische Wille und ein klares Bekenntnis der Politik mit ebenso klarer und kurzfristiger Perspektive.
Greilich hierzu: „Wenn sich allerdings herausstellt, dass Gießen die Voraussetzungen nicht schaffen will oder meint, dies nicht zu können, dann müssen wir alsbald klären, wo und wie in Mittelhessen es auch außerhalb des Standortes Gießen eine Zukunft für den Basketball gibt. Eine solch weitreichende Entscheidung wäre voraussichtlich zumindest mittelfristig unumkehrbar, aber die einzige Chance, das weiter zu führen, was in Jahrzehnten entstanden ist, und die sportliche Zukunft in dieser Spitzen- und Breitensportart in Mittelhessen zu sichern. Wir gehen mit dieser klaren Botschaft jetzt in die Öffentlichkeit, weil wir den Standort Gießen wollen. Dafür brauchen wir aber ein klares Commitment der Stadtgesellschaft und vor allem der Politik!“