Co-Trainer stehen in der Regel im Schatten ihrer Chefs. Nur in außergewöhnlichen Situationen rücken die Assistenztrainer in den Blickpunkt des Geschehens. Wie etwa zu Beginn der Saison 2000/2001, als der damals 25-jährige Co-Trainer der Gießener Basketball-Bundesligamannschaft, Thorsten Leibenath, beim Saisonauftaktspiel gegen den Mitteldeutschen BC alleinverantwortlich auf dem Trainerstuhl in der Sporthalle Ost Platz nehmen musste, weil Head Coach Joseph Whelton im Krankenhaus weilte, wo seine Frau ihr drittes Kind erwartete. Seit einigen Tagen ist Gerald Wasshuber, Assistenztrainer der GIESSEN 46ers, unfreiwillig stärker ins öffentliche Rampenlicht geraten. Der 31-jährige Steirer ersetzt übergangsweise Head Coach Thorsten Leibenath, der auch noch bei den nächsten zwei BBL-Spielen des 46ers-Teams fehlen wird. Nachdem er sich vor acht Tagen zum zweiten Mal binnen weniger Wochen einer Operation an seiner Bandscheibe unterziehen musste, absolviert Leibenath nun eine unbedingt notwendige Reha-Maßnahme.
Am letzten Samstag hatte Wasshubers BBL-Cheftrainer-Debüt mit einem 81:72-Heimerfolg gegen Aufsteiger Science City Jena geendet. Und natürlich hätte der Österreicher nichts dagegen einzuwenden, wenn seine makellose Bilanz als Interims-Headcoach auch nach dem morgigen Spiel bei den EWE Baskets Oldenburg (20 Uhr) noch Bestand hätte. Das kann freilich nur gelingen, wenn die in der Tabelle mit 6:8 Punkten auf Platz 13 notierte Gießener Mannschaft in der Partie bei den Norddeutschen eine deutlich stärkere Leistung zeigt als bei ihren bisherigen Auswärtsauftritten in dieser Saison. „Keiner unserer Spieler fährt zu den Auswärtsspielen, um regelmäßig mit einem versohlten Hosenboden wieder heimzukommen. Dementsprechend werden wir morgen alles geben und versuchen, die Partie bis in die Schlussphase hinein offen zu gestalten“, meint Wasshuber vor dem Hintergrund, dass sein Team in den ersten drei Saisonspielen in Berlin, Ulm und Bremerhaven schon lange vor der Schluss-Sirene so gut wie keine Chance mehr auf einen Sieg hatte und am Ende jeweils deutliche Niederlagen kassierte.
Dagegen gingen die Oldenburger in jedem ihrer Heimspiele in dieser Saison als Sieger vom Platz. Die Truppe von Head Coach Predrag Krunic, der im Sommer den erfolglosen US-Amerikaner Don Beck auf der Kommandobrücke der Huntestädter ablöste und eine fast komplett neue Mannschaft mit fünf Spielern aus dem ehemaligen Jugoslawien und nur drei US-Amerikanern (Spielmacher Jason Gardner kam aus Bonn, Flügel Rickey Paulding und der momentan verletzte Center Dan McClintock aus der ersten französischen Liga) zusammengestellt hat, gewann zu Hause bereits gegen Frankfurt (76:65), Tübingen (81:63) und Ludwigsburg (75:70).
Die Aufgabe bei den ambitionierten Oldenburgern, denen so mancher Experte mehr als nur das Erreichen der Play-Off-Runde zutraut, müssen die Gießener ohne Rouven Roessler in Angriff nehmen. Roessler, der in der nächsten Woche 27 Jahre alt wird, musste wegen einer im Spiel gegen Jena erlittenen Leistenzerrung in den letzten Tagen pausieren. Die heutige Abschlussuntersuchung ergab, dass ein Einsatz in Oldenburg zu früh käme. Wahrscheinlich am Dienstag wird Roessler das Training wieder aufnehmen können. Darüber hinaus ist auch noch nicht ganz sicher, ob Gerrit Terdenge in der EWE-Arena mitwirken kann – der Power Forward plagt sich seit einigen Tagen mit einer Blessur an der Patellasehne herum. Somit ist klar, dass der neue Combo-Forward der 46ers, Seamus Boxley, dessen Spielberechtigung seit Dienstag dieser Woche vorliegt, schon bei seinem Debüt im Gießener Trikot einiges an Verantwortung aufgetragen bekommt. Darüber hinaus wird Doppellizenzspieler Johannes Lischka mit nach Niedersachsen reisen.