Mit einer starken Defensivleistung hat die Mannschaft der LTi GIESSEN 46ers am Samstagabend die Basis zu ihrem vierten Saisonerfolg gelegt. Vor 3220 Zuschauern in der Sporthalle Gießen-Ost gewann das Team von Trainer Simon Cote gegen TBB Trier mit 63:53 (16:13, 18:13, 12:13, 17:14). Die LTi 46ers verbesserten ihre Heimbilanz auf vier Siege und zwei Niederlagen. Der Gegner von der Mosel wurde auf einer Feldwurftrefferquote von 35 Prozent (21/60) gehalten.
Eine Woche nach dem enttäuschenden 56:65 in Nördlingen merkte man vom Sprungball weg, dass sich die LTi 46ers gegen den alten Rivalen von der Mosel wieder von ihrer besseren (Heim-)Seite zeigen wollten. Die Körpersprache der in der Formation Heiko Schaffartzik, Michael Umeh, Maurice Jeffers, Corey Rouse und Robert Maras in die Partie gestarteten Gießener Fünf wirkte fest entschlossen. Sehr druckvoll wurde in der Mann-Mann-Verteidigung agiert, der Ball in der Offensive mit viel Tempo bewegt, immer wieder mit dem Ziel, den TBB-Korb zu attackieren. Letzteres stellte Trier vor Probleme, in den beiden Anfangsvierteln hatte die mit 12:12 Punkten angereiste Mannschaft des belgischen Coaches Yves Defraigne die Teamfoulgrenze (5 Fouls) bereits nach fünf bzw. vier Minuten erreicht.
Während das Gießener Offensivspiel zunächst hauptsächlich von Michael Umeh lebte (der Shooting Guard erzielte sieben seiner am Ende 13 Punkte in den ersten sieben Minuten), hatten die Trierer es vor allem ihrem Saison-Topscorer Chris Copeland zu verdanken, dass sie im Spiel blieben. Der Power Forward, der in der letzten Woche beim 92:85-Sieg gegen Quakenbrück keinen Punkt erzielte hatte, traf in den ersten fünf Minuten zwei Dreier, hielt sein Team so auf Tuchfühlung (9:8). Ansonsten ließ die starke Verteidigung der Gießener kaum etwas zu. Nach einem harten Umeh-Drive zum Korb (12:10/7.) riss es die Zuschauer kurz darauf erstmals von ihren Sitzen, als der für Heiko Schaffartzik ins Spiel gekommene Ricky Hickman einen Zwei-gegen-Null-Schnellangriff der Trierer stoppte. Der Backup-Pointguard kam rechtzeitig herangesaust, haute Triers kräftigem Center George Evans kurz vor der Dreierlinie den Ball aus der Hand, bekam selbigen unter Kontrolle, schaute und bediente den unter dem Korb freistehenden Gerrit Terdenge von der Mittellinie mit einem feinen Bodenpass. Terdenge, von dessen Rückenbeschwerden im Spiel nichts mehr zu merken war, dunkte die Kugel zum 14:10 durch die Reuse. Nach einem Drei-Punkte-Spiel von TBB-Flügelspieler Gillingham beendete Maurice Jeffers Viertel eins mit einem Mitteldistanztreffer (16:13).
Zu Beginn des zweiten Abschnitts hängten die LTi 46ers Triers Starting-Center Maksym Shtein schnell dessen drittes Foul an (11.). Auch danach provozierten die Gastgeber viele Trierer Fouls. Zwölfmal standen die 46ers-Korbjäger in den zweiten zehn Minuten an der Freiwurflinie, immerhin acht Würfe fielen durch die Reuse. Nach einer kurzen Hochphase der Moselstädter, die nach einem Dreier ihres Pointguards Derek Raivio und Evans-Punkten am Korb mit 23:20 in Führung lagen (14.), bekam die Truppe von Head Coach Simon Cote die Partie jedoch schnell wieder in den Griff. Nach Maras-Punkten am Brett (gegen Evans) und einem von Umeh erfolgreich abgeschlossenen Schnellangriff lagen die Hausherren wieder mit 24:23 vorne (15.).
Die anschließend von Gästecoach Defraigne genommene Auszeit half Trier nicht, Gießen dominierte die Begegnung nun vollends. Triers lange Garde konnte Terdenge und Maras am Brett nicht stoppen (29:24), in der Verteidigung gelangen dem in dieser Phase wie entfesselt aufspielenden Michael Umeh anschließend zwei Ballgewinne. Triers Wurfquote sank in den Keller (32 Prozent zur Pause), der defensive Rebound war klar in Gießener Hand. Wobei imponierte, dass sich auf Seiten der LTi 46ers alle fünf Spieler leidenschaftlich darum bemühten, die Abpraller zu ergattern – Small Forward Maurice Jeffers hatte zur Pause bereits acht Rebounds gesammelt. Heiko Schaffartzik vollendete einen 8:0-Lauf des Gießener Teams an der Freiwurflinie (34:24/19.), ehe Copeland nach erfolgreich abgegriffenem Offensivrebound den Schlusspunkt unter die erste Halbzeit setzte (34:26).
Ein Start nach Maß gelang den Gießenern in Hälfte zwei (38:26, Umeh-Zieher mit Foul, 22.), doch anschließend folgte die schwächste Phase der Gastgeber im gesamten Spiel. Mit einer Vielzahl an unerzwungenen Ballverlusten machte man den Gegner wieder stark. Vor allem Schrittfehler, aber auch Pässe in die Hand des Gegners (Raivio bedankt sich nach einem misslungen Anspiel von Umeh auf Schaffartzik nach dem Defensivrebound per Lay-up zum 38:30/25.), führten dazu, dass Trier auf 32:38 (27.) und 39:44 (Raivio-Dreier, 29.) verkürzen konnte. Defensiv hatten die LTi 46ers den Gegner zwar weiterhin im Griff, doch wären die 21 Ballverluste bis zum Ende des dritten Viertels (davon allein zehn im dritten Abschnitt) nicht gewesen, hätte man den Sack viel früher zuschnüren können.
So mussten die Fans nach dem 46:43 durch einen Halbdistanztreffer von Triers Flügelspieler Riley sogar noch um den Sieg ihres Team zittern (32.). Aufregung dann eine Minute später: Johannes Lischka wurde unter dem Korb gleich von zwei Trierern regelwiedrig gestoppt, was zum Entsetzen der Gießener Anhänger aber kein Foul, sondern Einwurf Trier zur Folge hatte. Der ob des ausgebliebenen Foulpfiffs mächtig erboste Lischka revancierte sich auf seine eigene Art und Weise, riss seinem Gegenspieler Riley im darauf folgenden TBB-Angriff den Ball aus der Hand. Die Gießener Fünf schaffte es in den letzten zehn Minuten, im Angriff mit mehr Kontrolle zu Werke zu gehen und nur zwei Turnover zu produzieren, Triers erzwungene Dreierversuche dagegen fielen auch weiterhin alles andere als hochprozentig durch die Reuse (am Ende 15 Prozent, 4 von 27). Schnellangriffspunkte von Umeh und ein Dreier von Gerrit Terdenge führten zum 53:45 (35.).
Nach einem Mitteldistanztreffer von Derek Raivio durften die 50 mitgereisten Fans der Moselstädter in Minute 37 noch einen Auswärtserfolg ihres Teams hoffen (55:49), ehe ein Ballverlust von Copeland und zwei gelungene Angriffsaktionen von Florian Hartenstein für die Vorentscheidung sorgten: Zunächst gelang es dem Kapitän des Gießener Teams, bei nur noch einer verbleibenden Sekunde auf der Schussuhr das fünfte Foul von George Evans zu ziehen und von der Freiwurflinie auf 56:49 zu erhöhen. Im darauf folgenden Angriff war Hartenstein mit einem Offensivrebound einem anschließenden Lay-up zur Stelle und markierte das 58:49 (38.). Gillingham hätte sein Team 70 Sekunden vor dem Ende per Dreier nochmal auf vier Punkte heranbringen können, setzte seinen Versuch von jenseits der 6,25-m-Linie aber nur an den Ring. Ein energischer Zieher von Schaffartzik zum 60:51 zu Beginn der Schlussminute machte dann alles klar.
Punkteverteilung:
LTi GIESSEN 46ers: Jeffers (7), Umeh (13), Terdenge (14), Hickman, Lischka (6), Maras (10), Rouse (1), Freese (n. e.), Schaffartzik (9), Hartenstein (3).
TBB Trier: Shtein (6), Raivio (12), Hoffmann, Karamatskos, Gillingham (4), Houston (3), Copeland (10), Evans (12), Shuler (4), Riley (2).
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Trainerstimmen:
Simon Cote (LTi GIESSEN 46ers): “Entscheidend für unseren Sieg war, dass wir eine sehr gute Teamverteidigung gespielt haben und die Trierer Mannschaft auf einer Feldwurfquote von 35 Prozent halten konnten. Schon in den letzten vier Spielen haben wir gut verteidigt. Heute wussten wir, dass wir eine sehr gute Defensivleistung abrufen mussten, denn Trier ist eine außerordentlich gefährliche Offensivmannschaft. In der Art und Weise, was sie im Angriff aus ihren Möglichkeiten machen, vielleicht sogar der beste Gegner seit unserem Spiel gegen Berlin.
Mein Assistent Gerald Wasshuber hat einen guten Job im Scouting und in der Vorbereitung auf dieses Spiel verrichtet. Unsere Defense war gut, aber natürlich ist uns auch die schlechte Dreierquote der Trierer entgegen gekommen, die normalerweise besser treffen als heute. Neben unserer guten Halbfeldverteidigung war unser Verhalten beim Defensivrebound ein wichtiger Faktor, warum es zum Sieg gereicht hat. Gerade unseren Außenspielern haben wir im Vorfeld der Partie verdeutlicht, dass das Rebounding heute wichtig werden würde und sie haben das gut umgesetzt. Wir haben defensiv stark gereboundet, besonders Maurice Jeffers (10 Rebounds) und Michael Umeh (9 Rebounds) muss man diesbezüglich hervorheben.
In der Offensive haben wir immer noch einige Probleme bei der Ballkontrolle. Wir erlauben uns zu viele einfache Ballverluste, durch Fehler beim Passen oder durch zu riskantes Spiel. In den letzten Spielen haben wir uns in diesem Bereich verbessert präsentiert, heute war es mit 23 Turnovers wieder ein Rückfall.
Ricky (Hickman) ist der Typ Spieler, nach dem wir gesucht haben. Wir brauchten jemanden, der in die Partie kommt und in der Lage ist, unser Spiel zu organisieren und den Ball gut zu bewegen. Ricky legt keinen Wert darauf, selbst als Scorer in Erscheinung zu treten. Er denkt zuallererst ans Team und daran, gute Schüsse für seine Mitspieler herauszuarbeiten. Er ist ein guter Verteidiger und passt auch charakterlich in unser Team, wir sind sehr zufrieden mit ihm.”
Yves Defraigne (TBB Trier): “Glückwunsch an Gießen. Unser Gegner war sehr gut vorbereitet und hat eine sehr gute Verteidigung gespielt, besonders im Low post. Zu Hause werfen wir den Ball gut von Außen, aber wir wissen, dass das auswärts nicht so ohne Weiteres möglich ist. Unser Ziel war, den Korb zu attackieren. Wir haben das auch versucht, beim Pass nach Außen aber eher wieder den Wurf forciert als den Ball zu bewegen oder zum Korb zu penetrieren. Unsere Trefferquote von Außen war heute zu schwach, um gewinnen zu können. Unsere Flügelspieler haben zusammengerechnet keinen ihrer zwölf Dreierversuche getroffen. Wir haben nicht alles falsch gemacht. Insgesamt hatten wir 60 Feldwurfversuche und damit deutlich mehr als Gießen, aber dadurch, dass wir es zu oft von Außen probiert haben, haben wir Gießen geholfen, das Spiel zu gewinnen.”