68:69-Niederlage nach tollem Fight

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In der Rolle des Außenseiters fühlt sich das Team der LTi GIESSEN 46ers offensichtlich am wohlsten. Ohne den verletzten David Teague boten die Mittelhessen den DEUTSCHE BANK SKYLINERS am Freitagabend in der Sporthalle Gießen-Ost bis zum Ende Paroli. Die 46ers lieferten dem Tabellendritten aus Frankfurt einen heißen Fight, lagen 30 Sekunden vor dem Ende nach einem erfolgreichen Dreipunktewurf von Stevan Tapuskovic mit 68:67 vorne. Zum ersten Heimsieg gegen die Skyliners seit Dezember 2002 reichte es vor 3744 Zuschauern indes nicht. Das Team vom Main setzte sich im 22. Beko BBL-Hessenderby mit 69:68 (37:36) durch.

Frankfurts Ex-Nationalspieler Pascal Roller brachte sein Team in der vom DSF live übertragenen Begegnung 12,9 Sekunden vor Schluss von der Freiwurflinie mit 69:68 in Führung. Bei einer Restspielzeit von fünf Sekunden versuchte Maurice Jeffers mit einem energischen Zug zum Korb das Blatt noch zu wenden, nach einer Kollision mit Skyliners-Power Forward Seth Doliboa konnte der Flügelspieler der LTi 46ers vom Zonenrand jedoch keinen kontrollierten Wurf mehr in Richtung Skyliners-Reuse abfeuern. Kevin Johnson sicherte sich den Airball in unmittelbarer Korbnähe, schaffte es, bedrängt von Derrick Allen, aber nicht, den Lay-up-Versuch in der gegnerischen Reuse unterzubringen. Skyliners-Guard Quantez Robertson brachte den Ball schließlich unter Kontrolle, das Spiel war vorbei.

Trotz der Niederlage konnten die 46ers das Spielfeld erhobenen Hauptes verlassen. Die Zuschauer honorierten die großartige kämpferische Leistung ihrer Mannschaft nach Spielschluss mit großem Applaus und lautstarken „Gießen, Gießen“-Sprechchören.

Nachdem die Truppe von Cheftrainer Vladimir Bogojevic im November bereits Heimsiege gegen Oldenburg und Artland gefeiert hatte, standen die LTi 46ers ganz dicht vor dem nächsten Heimerfolg gegen ein Team, das in der Tabelle in den Playoff-Rängen notiert ist. Die Einstellung stimmte bei den Hausherren diesmal von Beginn an. Der große kämpferische Einsatz der Williams & Co. sorgte dafür, dass auch das Publikum umgehend bei 100 Prozent war. In der heißen Atmosphäre machte die Gießener Fünf dem Derby-Rivalen das Leben in der Anfangsphase ganz schwer. Die 46ers erlaubten ihrem Kontrahenten keine einfachen Punkte am Brett und lagen vor allem dank eines glänzend aufgelegten Lorenzo Williams (zehn Punkte, davon sechs per Dreier, in Viertel eins) nach dem ersten Viertel mit 18:12 vorne.

Auch als die zweite Fünf auf dem Parkett stand, war kein Bruch im Gießener Spiel zu erkennen. Die Weiß-Roten verteidigten stark und attackierten im Angriff immer wieder konsequent das offensive Brett (26:17, Tip-in Weber, 15.). Viel Spaß hatten die 46ers-Fans nun an Stevan Tapuskovic, der – zu Beginn des zweiten Viertels eingewechselt – gleich zu großer Form auflief und bis zur Pause acht Punkte (darunter zwei Dreier) erzielte. Die acht Offensivrebounds, die die Gäste im zweiten Viertel ergatterten, sowie die zunehmende Frankfurter Treffergenauigkeit von jenseits der Dreipunktelinie, trübten die bis dato prächtige Stimmung in der Osthalle im Anschluss etwas ein. Nach zwei Dreiern von Jimmy McKinney binnen 30 Sekunden lag der Deutsche Meister von 2004 wieder in Front (31:32/19.). Mit dem knappsten Rückstand, der im Basketball möglich ist, ging es aus Gießener Sicht dann auch in die Halbzeit (36:37).

Im dritten Viertel blieb es eine enge Kiste. Die Führung wechselte ständig hin und her, keines der beiden Teams konnte sich um mehr als drei Punkte vom Gegner absetzen. Nach dreißig Minuten befanden sich die 46ers knapp im Hintertreffen (54:55).

Das Derby war nur selten etwas für Basketball-Ästheten, blieb aber stets spannend und entwickelte sich spätestens in den letzten zehn Minuten zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit. Nach einem erfolgreichen Dreier von Max Weber, dem foulbedingten Ausscheiden von Jimmy McKinney und vier erfolgreichen Freiwürfen von Stevan Tapuskovic hatten die LTi 46ers die Führung inne (61:55/33.). Frankfurt schlug jedoch zurück, traf aus dem Drei-Punkte-Bereich (Moyer, Doliboa) und profitierte von einem Missverständnis zwischen Max Weber und Stevan Tapuskovic bei Einwurf Grundlinie (61:63, Moyer-Freiwürfe, 34.). Die Skyliners setzten sich durch vier Punkte von Derrick Allen auf 67:63 ab (36.).

Das Gießener Team warf nun kämpferisch nochmal alles in die Waagschale. Kevin Johnson, im Rebounding abermals eine Bank, blockte zunächst einen Lay-up-Versuch im Fastbreak von Grayson Moyer, um dann per wuchtigem Tip-Dunk auf 65:67 zu verkürzen (39.). Dann war wieder Tapuskovic-Zeit: Der serbische Flügelspieler blockte zunächst einen Lay-up-Versuch von Seth Doliboa (55 Sekunden Rest) und stand im Gegenzug erneut im Blickpunkt des Geschehens, als er kurz vor Ablauf der Angriffsuhr seinen dritten Dreier (bei sechs Versuchen) zum eingangs erwähnten 68:67 für seine Farben erzielte. Auf der Gegenseite beging Moe Jeffers ein Foul an Pascal Roller, als dieser sich aus einem von Derrick Allen gestellten Block zu lösen versuchte. Der Rest ist bekannt.

Trainerstimmen:

Vladimir Bogojevic: „Wir haben uns nach den letzten Spielen, die nicht so gut für uns gelaufen sind, zusammengerauft und Frankfurt einen anständigen Fight geliefert. Müde waren wir am Ende nicht. Mit dieser tollen Kulisse im Rücken und angesichts unserer Gesamtsituation kann Müdigkeit am Ende auch kein Faktor sein. Wir haben heute einige wenige Fehler gemacht. In der ersten Halbzeit haben uns die Frankfurter Offensivrebounds weh getan, dann haben wir einen Run der Skyliners erst zu spät stoppen können. Insgesamt haben wir heute gut verteidigt und unsere individuelle Qualität nutzen können. In solchen Partien kommt es am Ende auf den letzten Wurf an und den hat heute Frankfurt getroffen und nicht wir.

Zur Verletzung von David Teague gibt es nichts Neues zu vermelden. Wenn wir Genaueres wissen, werden wir uns dazu äußern. (…) Ich liebe es in Gießen zu coachen. So ein Publikum wie hier gibt es in Deutschland kein zweites Mal. Auch wenn wir uns davon nichts kaufen können, blickt man der näheren Zukunft nach so einem Spiel mit einem besseren Gefühl entgegen als nach einer ’normalen‘ Niederlage.“

Murat Didin: „Wir haben heute viele Fehler gemacht. Nach dem Braunschweig-Spiel hatten wir ein paar Tage Pause eingelegt. Am Ende könnte unser aus der Tabellensituation resultierendes höheres Selbstvertrauen und unsere Erfahrung den Ausschlag gegeben haben, es war sicher auch Glück dabei. In solch engen Spielen kommt es am Ende auf ein paar Situationen an. Wenn die etwas anders gelaufen wären, hätte das Spiel einen anderen Ausgang nehmen können. Letztlich sollte heute jeder von uns zu Gott beten dafür, dass wir hier gewonnen haben. Das Spiel war ein großer Kampf, es war ein richtiges Derby.

Es ist immer wieder schön, nach Gießen zu kommen und diese tolle Atmosphäre zu erleben. Ich hoffe, dass Gießen wieder seinen (Sieg-)Rhytmus findet und die Saison zu einem guten Ende bringt, denn so ein Traditionsteam darf der Liga nicht verloren gehen.“

Punkteverteilung LTi GIESSEN 46ers: Jacovic, Williams (17), Johnson (8), Theilig (n.e.), Lischka, Weber (5), Freese (9), Tapuskovic (15), Jeffers (11), Werner (3), Strickland.

DEUTSCHE BANK SKYLINERS, beste Werfer: Moyer (12), Reese (11).

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Bilder: Mediashots Werbefotografie

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