Nach dem Abschluss der Hauptrunde in der ProA haben die 46ers in manchen statistischen Kategorien Ausrufezeichen gesetzt
Trier als Hauptrunden-Gewinner? Bochum als Absteiger? Münster in den Playoffs? Bayreuth im Niemandsland der Tabelle? Quakenbrück fast gescheitert? Nein: Die Überraschung schlechthin der Saison 2023/24 in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA heißt JobStairs GIESSEN 46ers! Mit einer Mini-Rotation und einer famosen Rückrunde mit 15 Siegen aus 17 Partien haben die Schützlinge von Cheftrainer Branislav Ignjatovic nicht nur die deutlich höher eingeschätzten Konkurrenten aus Frankfurt oder Jena hinter sich gelassen, sondern auch die optimistischsten Anhänger überrascht und die Menschen an der Lahn in jene Euphorie versetzt, die die Männerturner einst nur zu Erstliga-Zeiten entfachten. Wovon 3231 Zuschauer zum 89:88-Halali gegen die Dresden Titans, die am Samstagabend weder nach oben noch nach unten etwas reißen konnten, zeugen.
Am Freitag (19.30 Uhr, Osthalle) startet das Playoff-Viertelfinale (best of five) gegen die PS Karlsruhe LIONS. Grund genug, auf eine Hauptrunde zurückzublicken, in der die 46ers in vielen statistischen Kategorien Ausrufezeichen setzen konnten.
- OFFENSE: 2930 selbst erzielte Punkte, also ein Schnitt von gut 86 pro Partie, bedeuten den viertbesten Wert hinter Trier (3035), Hagen (2966) und Dresden (2940). Zum Vergleich: Koblenz brachte es nur auf 2541 Punkte, also durchschnittlich 74 Punkten pro Spiel.
- DEFENSE: 2758 Zähler der Kontrahenten sind nicht unbedingt ein Ruhmesblatt für die 46ers. Gleich sechs Mannschaften, darunter auch der am Ende Drittletzte aus Koblenz sowie Viertelfinal-Gegner Karlsruhe, zeigten sich unter dem eigenen Brett griffiger. Auf die stärkste Deckung können die FRAPORT SKYLINERS (2505) verweisen, die im Schnitt nur 73 Gegenpunkte zuließen. Bei Gießen waren es 81.
- SCORING: Mit Duane Wilson stellen die 46ers den zweitbesten Scharfschützen der Liga. Der 29-jährige US-Pointguard brachte es auf 17,8 Punkte pro Partie, nur der Kirchheimer Michael Flowers (20,6) war hungriger. Hinter Wilson liegen die beiden Jenaer Amir Hinton (17,0) und Blake Francis (16,3) auf den Rängen drei und vier.
- DREIER: Mit 35,1 Prozent getroffener Würfe aus Downtown liegen die Männer von „Frenki“ Ignjatovic hinter Münster (36,5), Jena (36,3), Dresden (36,0), Bremerhaven (35,5) und Trier (35,2) auf Platz sechs. 776 genommene Schüsse sind nicht viele (nur Jena riskierte weniger), 272 Treffer von jenseits der 6,75-Meter-Linie bedeuten Platz 13 im Ranking. Erfolgreichster Schütze aus der Entfernung war Vechtas Nachverpflichtung David Shriver, der die Hälfte all seiner Drei-Punkte-Würfe traf. Netto die meisten Dreier, nämlich 98, versenkte Jenas Blake Francis, der dafür aber auch 260 Versuche (37,7 Prozent) benötigte. Gießens Pointguard Duane Wilson markierte 65 Dreier, traf bei 174 Versuchen also 37,3 Prozent seiner Würfe. Auf 54 brachte es der Slowake Simon Krajcovic, was bei 136 Versuchen einer Quote von starken 39,7 Prozent entspricht.
- FREIWÜRFE: 585 von 757 getroffenen Freiwürfen bedeuten für Gießen eine Quote von 77,1 Prozent, die nur von Trier (78,4), Münster (77,9) und Bayreuth (77,3) übertroffen wird. Mit 584 Treffern von der Linie liegen die 46ers gar auf Platz zwei hinter Jena (665). Michael Flowers aus Kirchheim schaffte 194 Punkte bei 227 Versuchen (85,5 Prozent), die Gießener TreVion Crews (92,3), Luca Kahl (92,0) und Robin Benzing (87,0) zeigten sich noch nervenstärker.
- REBOUNDS: Mit 1180 eingesammelten Abprallern mussten die 46ers 13 Teams den Vortritt lassen. 793 fischten sie dabei am defensiven Brett ein, was den zweitschlechtesten Wert aller 18 ProA-Teams bedeutete. Nur Freitag-Gegner Karlsruhe (758) steht in dieser Statistik noch schlechter da. Mit Stefan Fundic kommt der zweitbeste Rebounder der Liga aus Gießen. Das serbische Kraftpaket sammelte 258 Abpraller ein, nur Bayreuths Anthony Carver (293) war noch erfolgreicher, absolvierte aber auch vier Partien mehr als Fundic, für den 109 Offensiv-Rebounds Liga-weit unerreicht geblieben sind.
- ASSISTS: Der beste Passgeber der ProA kommt von Absteiger Bochum. Niklas Geske bediente 205-mal seine Nebenleute, die danach erfolgreich zum Abschluss kamen. Gießens Simon Krajcovic war immerhin 199-mal zur Stelle und damit um einen Assist besser als 46ers-Eigengewächs Bjarne Kraushaar, das inzwischen für Hagen auf der Platzte steht.
- TURNOVERS: Wer viel punktet, der macht auch viele Fehler. Was auf Michael Flowers (Kirchheim) zutrifft, der zwar im Schnitt am besten traf, mit 91 Turnovers aber auch die meisten Ballverluste produzierte. Beim Gießener Führungsduo Simon Krajcovic (74) und Duane Wilson (72) hielten sich die Patzer bei rund zwei pro Partie in überschaubaren Grenzen.
- BALLGEWINNE: Der Frankfurter Booker Coplin (69) hatte überall seine flinken Finger im Spiel, die Gießener Duane Wilson (52) und Stefan Fundic (44) standen ihm aber kaum nach.
- FOULS: Mit Simon Krajcovic (109) geriet ein Gießener Akteur immer mal wieder in Foulprobleme, der Slowake musste jedoch nur in Hagen und in Kirchheim vorzeitig vom Feld. Ebenfalls unter den „bösen Buben“: die Karlsruher Bakary Dibba (109) und Melvin Jostmann (104), Kilian Dietz (110) aus Bochum und Courtney Alexander (109) aus Nürnberg.
- ZUSCHAUER: 2422 Besucher heißen für die 46ers zum einen eine zu 80 Prozent ausgelastete Osthalle, zum anderen Rang sechs im Klassement hinter Trier (4073), Frankfurt (3593), Hagen (2945), Münster (2548) und Jena (2495). Am wenigsten Interesse weckte Aufsteiger RASTA Vechta II (651).
30.04.24