Die sportkardiologische Ambulanz an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Gießen (Direktor: Prof. Dr. med. Christian Hamm) stellte im Februar 2014 ihre gesamte Expertise dem JBBL- und NBBL-Team der Basketball Akademie Gießen Mittelhessen zur Verfügung und untersuchte den mittelhessischen Basketballnachwuchs. Die Intention dieser Maßnahme, die von den BAGM-Mannschaftsärzten Dr. Wolfgang Leutheuser und Dr. Ulrich Faber unterstützt wurde, war zum einen ,,die Sensibilisierung der jungen Athleten, auf ihren Körper zu achten, und die Früherkennung, die auch von einer besonderen Wichtigkeit ist, zu schulen“, sagte Untersuchungsleiter Dr. Pascal Bauer.
Hintergrund waren die immer wiederkehrenden Meldungen, dass Sportler aus zunächst unerfindlichen Gründen einen plötzlichen Tod beim Sport erleiden. Dies ist meist der Fall, wenn keine Vorsorgeuntersuchungen am Herzen stattgefunden haben. Insbesondere ,,eine Herzmuskelentzündung und angeborene Herzfehler sind die zwei Hauptgründe für solch schreckliche Ereignisse“, berichtete Dr. Bauer.
Um den Basketballtalenten und den Eltern die erste Scheu zu nehmen, traten Wochen zuvor die JBBL-Trainer Lutz Mandler und Rolf Scholz bei der sportkardiologischen Ambulanz in der Klinikstraße an und absolvierten die Untersuchung im Vorhinein. Anschließend wurde die umfangreiche und aufwendige Untersuchungsreihe innerhalb von zwei Wochen bei 24 Nachwuchsbasketballern von Dr. Pascal Bauer durchgeführt.
Der wohl koordinierte Ablauf wurde durch ein Anamnesegespräch und eine körperlichen Untersuchung gestartet. Anschließend wurde eine Blutdruckmessung und ein Ruhe-EKG für die Bestimmung des Herzrhythmus und der Herzlage durchgeführt. Dabei wurde von Dr. Pascal Bauer nochmals die Bedeutsamkeit des EKG für die Erkennung von kardialen Erkrankungen in den Vordergrund gestellt. Da die U16 und die U19 bereits eine ,,sehr hohe Trainings- und Spielbelastung haben, konnte man EKG Veränderungen sehen, die durch eine Anpassung des Herzens an die sportlichen Leistungen entstehen“. Ergänzt wurde die Untersuchungsreihe durch einen Herz-Ultraschall, der die jungen Basketballer mit der Darstellung des pochenden Herzen doch nachhaltig beeindruckte.
Abschließend mussten sich die Athleten noch einem Belastungstest auf dem Fahrrad stellen, um die Leistungsfähigkeit des Herzens zu bestimmen. Wie sich herausstellte, ergab sich eine witzige Parallele bei Trainern und ihren Spielern. Sollte doch der Belastungstest zunächst einmal nur der Analyse des EKG sowie des Blutdruckes unter Belastung dienen, kam es beim Parallelstrampeln zu einer Art Wettkampf, der die interessante Frage aufwarf, wer die ,,höhere Wattzahl“ erreichen könne. So stand, trotz ernster Bewandtnis, auch immer wieder der Spaß im Vordergrund.
Nach dieser aufwändigen Untersuchungsreihe folgte schlussendlich das ärztliche Abschlussgespräch mit Darstellung der erhobenen Befunde.
Letztendlich nahmen die Nachwuchsspieler, neben ihrem Befund, auch die Erkenntnis mit, auf ihren Körper zu achten und diesen nicht zu überbeanspruchen. Der Geschäftsführende Oberarzt Dr. Timm Bauer erklärte: ,,Man könnte zwar mit einer leichten Erkältung spielen, aber sollte es der Fall sein, dass jeder Schritt schwer fällt oder Fieber auftritt, sollte man auch einmal ein Spiel aussetzen.“
„Wir freuen uns, dass wir an dieser Stelle mit dem Universitätsklinikum Gießen/Marburg zusammenarbeiten konnten“, sagte Dr. Wolfgang Leutheuser von der Basketball Akademie Gießen Mittelhessen. „Gemeinsam möchten wir dafür Sorge tragen, die gesundheitlichen Risiken bei Jugendlichen erheblich zu minimieren. Gern möchten wir den Kontakt in Zukunft weiter intensivieren.“
Die sportkardiologische Ambulanz wurde vor zwei Jahren an dem Universitätsklinikum Gießen gegründet. Die frühzeitige Erkennung individueller Risiken steht dabei im Vordergrund. Nicht nur Spitzensportlern, sondern auch ambitionierten Freizeitsportlern kann somit eine sorgfältige kardiologisch-sportärztliche Vorsorgeuntersuchung angeboten werden.
In einem Jahr ist schon ein Wiedersehen mit den Mannschaften geplant, da sich die Jungs der Basketball Akademie Gießen Mittelhessen noch im Wachstum befinden und sich allein schon deshalb eine Nachuntersuchung empfiehlt.