(Foto: Richard Stephan - der Stadtfotograf)

Crunchtime-Thriller endet glücklos – GIESSEN 46ers mit knapper 95:99-Niederlage gegen die EWE Baskets Oldenburg

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Noch nie erzielte der erfahrene John Bryant mehr Punkte in der Basketball Bundesliga. Doch seine unglaublichen 38 Punkte sowie 14 Rebounds reichten den GIESSEN 46ers gegen die EWE Baskets Oldenburg nicht zu einem Sieg. Erst in den letzten Sekunden des Spiels musste man sich mit 95:99 geschlagen geben, nachdem die Mannschaft von Ingo Freyer den 3.447 Basketball-Fans in der Sporthalle Gießen-Ost zuvor einen großen Kampf gegen den Vizemeister von 2017 lieferte. Auf Seiten der Oldenburger war vor allem das Duo aus Guard Mickey McConnell und Center Rasid Mahalbasic (24 und 26 Punkte) ausschlaggebend für den knappen Erfolg.

Nach zweiwöchiger Spielpause für die GIESSEN 46ers war am Samstagabend der amtierende Vizemeister der EWE Baskets Oldenburg zu Gast an der Lahn. Um sich die Chance auf eine Playoff-Teilnahme zu wahren, wurde ein Sieg angepeilt, obwohl man gegen den Champions-League-Teilnehmer nicht unbedingt als Favorit galt.

Kapitän John Bryant, Dee Davis, Austin Hollins, Mahir Agva sowie Rookie Jeril Taylor wurden von Headcoach Ingo Freyer als Starting Five aufs Parkett geschickt und erarbeiteten sich in einer intensiven Anfangsphase der beiden offensivstarken Teams ein 4:4 nach drei Minuten. Austin Hollins ergatterte per Layup die erste Gießener Führung (6:4, 3.), die durch Bryants Durchsetzungskraft am Brett zunächst gehalten werden konnte (10:7, 5.). Durch einen von Ricky Paulding eingeleiteten Run der Oldenburger wechselte die Führung jedoch rasch. Beim Stand von 10:15 (7.) nahmen die 46ers ihre erste Auszeit – Lischka und Marin kamen von der Bank und sahen ihren Captain, wie er mit einem Dreipunktespiel den Anschluss herstellte. „Local Hero“ Lischka setzte dann direkt im Anschluss sein eigenes Highlight: Nachdem er erst den Korbleger versenkte, holte der Forward Sekunden später mit einem antrittsstarken Fastbreak-Dunk den Ausgleich (17:17, 7.). Die letzte Minute des Viertels gehörte aber wieder „Big John“, der gleich doppelt bewies, dass er es auch von „Downtown“ drauf hat und zusätzlich seinen zweiten And-One versenkte (26:23, 10.).

Das zweite Viertel startete stark für die 46ers. Taylor schoss seinen zweiten Dreierversuch ins Ziel. Im darauffolgenden Angriff errang sich die Mannschaft in beeindruckender Manier den Ball, den Abrams anschließend sicher unterbringen konnte (31:26, 12.). Der US-Amerikaner, beim All-Star-Weekend noch als Sieger des Dunking-Contests ausgezeichnet, versenkte auch den nächsten Ball, diesmal für drei Punkte. Lischka übernahm in Defensive wie auch in der Offensive immer mehr Verantwortung und punktete nach starkem Körpereinsatz per Tip-in. Doch die Gäste aus Oldenburg blieben im Spiel, punkteten, angeführt durch ihren Guard McConnell, ebenfalls zuverlässig (39:36, 15.). Die Nase vorn behielten in der Phase aber die agil und kampfeslustig auftretenden Gastgeber – deutlich werdend durch die klaren Vorteile am Offensivbrett (43:36, 16.). Die nächste Oldenburger Auszeit nahm Coach Mladen Drijencic nach einem weiteren starken Team-Play der 46ers: Hinten räumte Bryant den Korbleger-Versuch von Armani Moore ab, vorne netzte Hollins zwei Pässe später von deutlich hinter der 6,75m-Linie ein (46:39, 16.). Angepeitscht von den Fans in der „Osthölle“ sicherten Hollins und Davis mit ganz wichtigen Zählern die komfortable aber im Nachhinein trügerische Pausenführung, die Sekunden vor Schluss mit einem Fadeaway-Jumpshot vom späteren Topscorer John Bryant auf 56:44 erhöht wurde.

Unterstützt durch Ex-46er Karsten Tadda, gelang den Donnervögeln der erste Korb der zweiten Hälfte. Der Oldenburger 2,12-Meter-Hüne Rapid Mahalbasic kam nun besser ins Spiel, während die Freyer-Truppe die Energie der ersten Hälfte noch nicht wieder auf den Court brachte (58:49, 23.) – eine Auszeit sollte Abhilfe verschaffen. Lischka blieb sicher von der Freiwurflinie, kleine Schritte in Richtung Ausgleich gelangen den Niedersachsen dennoch (60:53, 24.), auch weil sich Unaufmerksamkeiten ins Gießener Angriffsspiel einschlichen, die u.a. Karsten Tadda mit einem Dreier umgehend bestrafte. Durch weitere Freiwürfe des ehemaligen Nationalspielers kamen die EWE Baskets weiter an die Gießener heran, um in der 25. Minute dann durch McConnell die Führung zurückzuerobern (60:62). Abrahams und Lischka boten all ihr Können auf und setzten sich energisch am Korb durch, Davis schlenzte den nächsten Dreier in die Maschen – erneut wechselte die Führung (66:64, 27.), die insbesondere von Lischka, der eine fantastische Leistung in Sachen Einsatz und Effizienz zeigte, abgesichert wurde (76:70, 28.). Davis assistierte zum Ende des dritten Viertels für weitere Bryant-Punkte. Dessen Pendant auf Gegnerseite (Mahalbasic) ist es aber vor allem zu verdanken, dass der Schlussakt nur mit einer Zweipunkte-Führung in Angriff genommen wurde (78:76). Das dritte Viertel ging dank ihm mit 22:32 deutlich an die Niedersachsen.

Und auch das letzte Viertel begann mit einem Highlight des in Slowenien geborenen Österreichers, der von der Dreierlinie die Führung für seine Oldenburger produzierte (78:81, 32.), nur um Augenblicke später eine Kopie dieses Treffers draufzusetzen, während der Freyer-Truppe nur wenig Ertragreiches gelang (82:84, 34.). Doch auf Bryant, der wie selbstverständlich das nächste Double-Double in dieser Saison einfuhr, war heute mal wieder absoluter Verlass – ihm gelang der Ausgleich zum 84:84. Das Momentum wechselte nun hin und her, das Spiel stand auf Messers Schneide und kippte durch starke Aktionen von Paulding und McConnell doch wieder zugunsten der Gäste (84:89, 35.). Bryant verkürzte nach 46ers-Auszeit auf 86:89, räumte hinten immer wieder auf, netzte vorne zwei weitere Freiwürfe ein und hielt sein Team somit noch am Leben (88:91, 37.). Doch was folgte, war ein Run der EWE Baskets, der sie auf 88:97 davonziehen ließ (38.). Davis setzte in der Schlussminute nochmal ein Lebenszeichen aus der Distanz (91:97). Es folgte Auszeit auf Auszeit. Sechs Punkte brauchten die 46ers nun in 45 Sekunden, um die Overtime zu erreichen. Der folgende Dreierversuch von Davis verfehlte den Korb knapp, der Gegenangriff konnte jedoch abgewehrt werden. Ein unsportliches Foul der Oldenburger brachte Lischka an die Linie, wo er einen der beiden Freiwürfe verwandeln konnte. Den anschließenden Ballbesitz verwertete er sensationell mit seinem nächsten Dreipunktespiel. Die 46ers waren wieder auf zwei Punkte dran, schnupperten bei noch 30 Sekunden auf der Uhr an der Crunchtime-Sensation. Der Angriff der Gäste endete zur Ernüchterung der 46ers aber mit zwei erfolgreichen Freiwürfen. Die Schlusssirene ertönte bei einem unglücklichen 95:99, womit die 46ers leider nicht mit dem erhofften Sieg in die anstrengenden Auswärtsspiele  gehen.

Ingo Freyer (Cheftrainer GIESSEN 46ers): „Glückwunsch an Oldenburg. Sie haben zurecht gewonnen, aber auch sehr viel Glück gehabt. Heute hat man gesehen, dass wir einfach auf den kleinen Positionen noch zu unerfahren sind. Wenn wir erfahrener wären, hätten wir das Momentum und den Kick aus der ersten Halbzeit mitgenommen. Stattdessen konnten wir den Schalter in der zweiten Halbzeit nicht mehr umlegen.“

Mladen Drijencic (EWE Baskets Oldenburg): „Ich bin sehr glücklich, dass wir hier gewonnen haben. Gießen spielt sehr stark und sehr aggressiv, vor allem zu Hause. Wir haben in der ersten Halbzeit 56 Punkte kassiert, obwohl wir davor gewarnt hatten, dass du es hier zu spüren bekommst, wenn du nicht von Anfang an fokussiert und physisch auftrittst. Wir waren nicht physisch genug und haben zu wenig Druck auf dem Ball gebracht. In der zweiten Halbzeit haben wir das besser gemacht und so Gießen nur noch 39 Punkte erlaubt.“

GIESSEN 46ers – EWE Baskets Oldenburg 95:99 (56:44)

Viertelergebnisse: 26:23, 30:21, 22:32, 17:23

GIESSEN 46ers: Jeril Taylor (5, 8 Assist), Mahir Agva, Dee Davis (13 5 Assist), Benjamin Lischka (19), Austin Hollins (12), Jamar Abrams (7), Mauricio Marin (1), John Bryant (38; 14 Rebounds)

EWE Baskets Oldenburg: Armani Moore (4), Karsten Tadda (9), Frantz Massenat (6), Marko Bacak (2), Rickey Paulding (15), Rasid Mahalbasic (26, 9, 7), Isaiah Philmore (6), Mickey McConnell (24, 8 Assists), Philipp Schwethelm (2), Brad Loesing (5)

Zuschauer: 3.447

Nächstes Spiel:        Dienstag, 06.02.2018, 19.00 Uhr: Rockets – GIESSEN 46ers

 

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