In einer hart umkämpften Partie zogen die GIESSEN 46ers vor 3.076 heimischen Zuschauern in der Sporthalle Gießen-Ost gegen eine weiterhin ungeschlagene Mannschaft von ratiopharm ulm den Kürzeren. Die starke kämpferische Leistung der 46ers, insbesondere von Topscorer Justin Sears (Double-Double mit 18 Punkten und 10 Rebounds), reichte nicht, um die physisch starken und vielseitigen Ulmer um Taylor Braun (17 Punkte) und den Ex-Gießener Braydon Hobbs (13 Punkte) entscheidend ins Wanken zu bringen.
Nach der deutlichen Heimniederlage in der vergangenen Woche gegen medi bayreuth galt es, den eigenen Fans eine deutliche Leistungssteigerung zu bieten. Keine einfache Aufgabe gegen das bis dato ungeschlagene Team von ratiopharm ulm, die mit Braydon Hobbs, Karsten Tadda und ihrem Headcoach Thorsten Leibenath mit gleich drei ehemaligen Gießener Akteuren an die Lahn reisten.
„Ein gutes erstes Viertel“, sah Headcoach Denis Wucherer als unabdingbar an, um in der Partie gegen die offensivstarken Ulmer mithalten zu können. Cameron Wells führte die Starting Five um Skyler Bowlin, Thomas Scrubb, Justin Sears und Marco Völler aufs Parkett, um diesen Auftrag umzusetzen. Ohne Tadda und Hobbs aber mit dem gebürtigen Gießener Per Günther in der Startformation, gelang den Gästen jedoch mit einem 6:0-Run der deutlich bessere Start. Wucherer rief nach zwei Minuten zum Time-Out, vertraute weiterhin der Starting Five und behielt damit Recht. Völler, Sears und Wells erkämpften die ersten Gießener Punkte (6:9, 4.). Auch in der Defensive klappte nun mehr. Bowlin und Völler verwandelten außerdem aus der Nahdistanz (11:12, 6.). Die 46ers hatten nun ins Spiel gefunden und konnten trotz mehrerer Dreier der Baden-Württemberger durch ein Dunking vom äußerst aktiven Sears und zwei Freiwürfen von Bowlin den Anschluss halten (15:17, 8.). Der eingewechselte Pluskota hämmerte den Ball wenige Sekunden später nach brillantem Zuspiel von Bowlin schließlich sogar zum Ausgleich in die Maschen (17:17, 8.). Nach unruhiger Schlussphase im ersten Viertel ging man mit einem zufriedenstellenden 17:19 in den zweiten Spielabschnitt. Das Teilziel, den Ulmern von Beginn an Paroli zu bieten, war erreicht.
Und das Spiel blieb zunächst auch weiterhin eng – auch weil Ulm sich jetzt mehrere unnötige Turnover leistete und im Abschluss immer wieder entscheidend von den Gastgebern gestört wurde. Die Mittelhessen konnten daraus in diesem insgesamt äußerst zerfahrenen Viertel keinen Vorteil ziehen. Pluskota und US-Forward Dwayne Evans verwandelten jeweils Freiwürfe zum 20:21 nach 13 Minuten, doch erst Youngster Andreas Obst sorgte mit seinem Layup für Punkte aus dem Spiel heraus (22:23, 14.). Der Spielfluss stagnierte auf beiden Seiten zusehends. Beim Stand von 22:28 (16.) holte Wucherer seine Spieler erneut zusammen und wieder sorgte die Auszeit für etwas mehr Ordnung im Aufbauspiel – ohne aber einen deutlichen Run starten zu können. Erneut war es dann Justin Sears, der mit seinem Dreipunktspiel und einem Tip-In den Anschluss sicherte (27:30, 17.). Die letzten drei Minuten der ersten Halbzeit liefen dann jedoch nur noch für die Ulmer. Mit 31:40 ging man in die Halbzeit.
Der Kanadier Thomas Scrubb eröffnete die zweite Hälfte mit zwei Layups in Folge (35:40, 22.). Spätestens nach dem ersten Gießener Dreier der Partie durch Skyler Bowlin war auch auf den Rängen wieder klar: Gegen diese über weite Strecken unsicher auftretenden Ulmer war heute die Überraschung möglich (38:41, 23.). Wells legte nach, doch auch Ulm konnte nochmal das Tempo anziehen und zog wieder auf 40:48 davon. Doch auch Scrubb und Wells punkteten erneut (44:48, 24.), Sears legte nach (46:50, 25.) – man hielt sich die haushohen Favoriten aus Süddeutschland in Schlagdistanz. Mehrere strittige Schrittfehler-Entscheidungen gegen die GIESSEN 46ers brachten diese dann jedoch aus dem Flow. Braydon Hobbs fand dann ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Verein seine Treffsicherheit aus der Distanz wieder: Seine ersten beiden Dreier der Saison trugen maßgeblich zum 47:59 nach 30 Minuten bei.
Zwölf Punkte Rückstand galt es im letzten Viertel aufzuholen. Die Waffe der Wahl waren zunächst die Würfe von Downtown. Jahenns Manigat und Cam Wells trafen aus der Distanz, wobei die Gäste den Vorsprung auch weiterhin im zweistelligen Bereich halten konnten (53:64, 32.). Wells machte aus der Halbdistanz klar, dass man sich bis zur letzten Sekunde nicht aufgeben wollte (55:66, 34.). Bowlin und Scrubb bewiesen ebenfalls die richtige Einstellung und kämpften sich erfolgreich ans Brett (59:66, 35.), bevor erneut der Kanadier Manigat für drei Punkte verwandelte (61:68, 36.) und der Gießener Man-of-the-Match Justin Sears per Dunking weiter verkürzte (63:86, 37.). Drei Minuten vor Ende des Spiels war tatsächlich wieder die Sensation im Bereich des Möglichen. Manigat zeigte nun seine Vielseitigkeit, versenkte den Layup (65:70, 38.), scheiterte jedoch eine Minute vor dem Ende mit einem knappen Distanzwurf daran, seine Mannschaft auf zwei Punkte ran zu bringen. Im Gegenzug machten Tim Ohlbrecht und der Ulmer Topscorer Taylor Braun die wohl entscheidenden Punkte zum Ulmer Sieg (65:74, 39.). Auch wenige Sekunden vor dem Ende zeigten die 46ers aber erneut, dass sie heute alles aus sich rausholen wollten, holten innerhalb von 4 Spielsekunden 5 Punkte durch Wells und Sears (70:74), schickten die Ulmer 15 Sekunden vor dem Schlusssignal immer wieder an die Linie, holten tatsächlich noch einen Dreier durch Bowlin sowie einen Dunk von Scrubb und konnten somit trotz der 75:79-Niederlage mit hoch erhobenem Haupt ihren Applaus beim heimischen Publikum abholen.
Denis Wucherer (Cheftrainer GIESSEN 46ers): „Ich gratuliere Thorsten zum Sieg und zu einer bisher bärenstarken Saison. Wir haben uns mit allem gewehrt, was wir haben. Die, die auf dem Feld gestanden haben, haben alles aus sich heraus geholt gegen eine wirklich sehr starke Ulmer Mannschaft. Die vor allem mittlerweile physisch spielen kann. Das ist nicht mehr nur noch eine Offensivmaschinerie, sondern eine Mannschaft, die richtig gut verteidigt. Wir haben nur 79 Punkte zugelassen. Sprich wir haben in der Verteidigung einiges richtig gemacht. Was die Quoten angeht ist das alles relativ ähnlich, dass was raussticht ist, das Ulm bei 19 Versuchen achtmal getroffen hat von jenseits der Dreierlinie, wir nur fünf und davon vier im letzten Viertel. Wir haben im zweiten und dritten Viertel einiges liegen lassen. Ich glaube mit einer besseren Quote von jenseits der Dreierlinie hätten wir das Spiel offener gestalten können. Wir hätten vielleicht mal in Führung gehen können und so war das nicht möglich. Aber ich bin stolz auf die Spieler, wie sie gekämpft haben und zum Vergleich der letzten Woche war das ein Schritt nach vorne.“
Thorsten Leibenath (Cheftrainer ratiopharm ulm): „Ich glaube wir haben ein ziemlich gutes Basketballspiel gesehen – ein Spiel so wie ich es erwartet habe, was die Intensität und Qualität der Gießener Mannschaft angeht. Man hat ihnen angemerkt, dass sie Wiedergutmachung für die etwas schwächere erste Halbzeit gegen Bayreuth wollten und haben von der ersten Minute an unglaublich intensiv Basketball gespielt. Ich war sehr zufrieden, dass wir es drei Viertel lang geschafft haben letztlich die 46ers auf Distanz zu halten. Wir haben defensiv vieles richtig gemacht. Nach 30. Minuten haben wir nur 47 Punkte zugelassen, das gegen eine Mannschaft, die sehr viele Möglichkeiten hat und daher glaube ich, dass es ein stückweit nachvollziehbar ist, wenn irgendwann die Energie ein stückweit sinkt. Im letzten Viertel geben wir 28 Punkte ab. Da haben wir es nicht mehr ganz so geschafft diszipliniert und von der Intensität her so zu agieren und dadurch ist es noch etwas knapper geworden. Aber es ist nicht leicht hier zu gewinnen, wir haben es heute getan und da spielt für mich gar nicht so die Rolle wie der Sieg zustande gekommen ist. Ich glaube meine Mannschaft hat über weite Strecken gut agiert. Es ist vielleicht unnötiger Weise noch einmal eng geworden, aber wir spielen gegen eine sehr starke Mannschaft. Meinen aller größten Respekt vor Denis Leistung in Gießen. Insofern beschäftige ich mich nicht allzu sehr mit den Fehlern, die wir gemacht haben, sondern ich bin einfach nur glücklich, dass wir hier gewonnen haben.“
GIESSEN 46ers – ratiopharm ulm 75:79 (31:40)
Viertelergebnisse: 17:19, 31:40, 16:19, 28:20
GIESSEN 46ers: Joshiko Saibou (1 Punkte), Justin Sears (18, 10 Rebounds), Dwayne Evans (1), Thomas Scrubb (11), Skyler Bowlin (12), Benjamin Lischka, Andreas Obst (2), Jahenns Manigat (7), Cameron Wells (15), Maurice Pluskota (4), Marco Völler (4, 5 Assists)
ratiopharm ulm: Dominique Sutton (1), Tim Ohlbrecht (8), Per Günther (5), Raymar Morgan (14), Karsten Tadda, Braydon Hobbs (13), Da´Sean Butler (11), Chris Babb (10), Taylor Braun (17)
Zuschauer: 3.076
Nächstes Spiel: Samstag, 05.11.2016, 20.30 Uhr: s.Oliver Würzburg – GIESSEN 46ers