(Foto: Sven Kuczera // privat)

Die treusten der Treuen – Rackelos-Saison aus Fan-Sicht

Vorlesen:

Die Depant GIESSEN 46ers Rackelos haben wieder einmal in der Sporthalle Gießen-Ost begeistert. Nur diesmal ohne die Jubelschreie, die Anfeuerung und den Support von den Rängen. Die Fans zelebrierten in dieser Saison ihre liebgewonnen Rituale vor den Laptops, Beamer und TV-Geräten dieser Welt und schafften sich somit neue Gewohnheiten, die hoffentlich bald wieder ein Ende haben. Die Familie Lobers, Sarah & Sascha, sind wohl die treusten der Treuen. Rackelos durch und durch, sodass auch die Fans in ihrem Namen mal zum Wort kommen, getreu dem Motto „#SUPPORTTHERACKELOS“.


Ihr habt einiges mit unseren Rackelos in den letzten Jahren erlebt. Ihr seid bei vielen Auswärtsfahrten dabei gewesen und habt die Mannschaft unterstützt. Wie habt ihr die Nachricht aufgenommen, dass es zunächst keine Zuschauer in den Hallen geben wird?

Sascha: „Traurig. Mega traurig. Es ist eine unschöne Zeit gewesen bzw. ist es leider immer noch. Ändern konnte man es nicht, also musste man damit leben. Wie wir mitbekommen haben, hat der Club zu dem Zeitpunkt zwar Konzepte ausgearbeitet und man hat gehofft, dass vielleicht doch ein paar Zuschauer in die Halle kommen können, aber dann, als endgültig der Riegel vorgeschoben wurde, war es natürlich sehr, sehr traurig.“

Sarah: „Damals kam dann glaube ich zuerst die Nachricht, dass keine Auswärtsfans zugelassen sind. Das war schon so ein kleiner Schlag ins Gesicht, weil wir doch bei jeder Auswärtsfahrt, wo es uns möglich war, dabei gewesen sind. Diese Fahrten waren über die Saison hinweg einfach Teil unseres Lebens und als dann noch die Nachricht kam, dass nicht mal bei den Heimspielen Fans dazukommen können, hat man sich eingeredet ‚komm, die paar Wochen, dann gehen die Zahlen wieder runter, dann können wir doch das eine oder andere Spiel sehen‘. So hat man sich von Woche zu Woche gehangelt, aber dass man am Ende wirklich gar kein Spiel in der Halle besuchen konnte, ist wirklich schade.“

Unsere Mannschaft musste auch schnell aufgrund einer Infektion in Quarantäne. Hattet ihr da schon Bedenken, dass es eine ganz schlimme Saison werden könnte mit evtl. Abbruch?

Sascha: „Dass es eine schlimme Saison wird, habe ich nicht gedacht, aber dass es eine besondere wird – ganz klar. Man hat einfach nicht damit gerechnet, dass es sich doch über die ganze Saison hinweg zieht und bis zum Schluss auch keine Zuschauer erlaubt waren. Das wird jedem im Erinnerung bleiben. Mit einem Abbruch habe ich eigentlich nicht gerechnet, dafür haben die Ligen gute Konzepte aufgestellt. Aus meiner Sicht war es auch sehr wichtig, dass überhaupt gespielt wird – egal wie – denn das hat den Fans und den Spielern eine gewisse Normalität gegeben. Auch, wenn das für alle Beteiligten sehr risikoreich war, gerade was das Rumreisen angeht – Da hat man sich natürlich Sorgen gemacht, wie die Mannschaft das übersteht, dass sie sich trotz allem schützen und unversehrt aus dieser Saison gehen. Das haben sie für diese Verhältnisse aber zum Glück gut hingekriegt.“

In dieser Zeit konnte auch ein Live-Stream etabliert werden, um die Heimspiele wenigstens vor den Bildschirmen zu verfolgen. Dieser wurde peu à peu weiterentwickelt. Wie habt ihr dieses Angebot genutzt? Und welche Rituale haben sich bei euch etabliert?

Sascha: „Hm, Rituale würden mir jetzt nicht einfallen.“

Sarah: „Doch, na klar! (lacht) Zum Beispiel unsere Instagram-Postings vor dem Spiel. Die Spieler sind ja nicht nur weit weg von uns, sondern auch wir Fans weit weg von ihnen. Das war fast das einzige, wie man zeigen konnte ‚hey, wir sind noch da und stehen hinter euch!‘. Das kann man schon als etabliertes Ritual bezeichnen.“

Sascha: „Gut, stimmt, das ist irgendwie normal geworden. Zum Livestream lässt sich sagen, dass er natürlich anfänglich schmerzlich vermisst wurde, da die ersten Spiele noch nicht übertragen wurden. Aber umso schöner war es dann, als man gehört hat, es gibt einen Livestream auf YouTube! Und dass man dann noch den Simon (Schornstein – Anmerk. d. Red.) gewinnen konnte, Hammer! Auch die Weiterentwicklung über die Saison hinweg, seien es Gastkommentatoren, grafische Einblendungen, Spielhighlights – mega! Auch die Auswärtsspiele haben wir natürlich im Livestream der anderen Clubs verfolgt und – ohne da jetzt zu parteiisch zu sein – es war der beste Livestream der ganzen Liga! Vielen Dank an alle Beteiligten, die das auf die Beine gestellt haben. Ganz großen Respekt!“

Bei den Rackelos gab es in dieser Spielzeit eine Menge Bewegung. Sei es Importspieler, die kommen und gehen oder der noch jüngere Jugendstil, der Einzug gehalten hat, sowie die Beförderung von Rolf Scholz ins BBL-Team und die Rückkehr von Lutz Mandler, der gemeinsam mit Ivica Piljanovic das Team übernommen hat. Wenn man dann so weit weg ist, wie intensiv verfolgt man da die Mannschaft und den Herzensclub?

Sarah: „Da könnte man jetzt sehr weit ausholen. (lacht) Ich glaube, wir kriegen die Nachrichten über die einschlägigen 46ers-Kanäle doch relativ schnell mit. Bei den Spielern war tatsächlich viel Bewegung, ja. Wir haben uns zum Beispiel sehr gefreut, dass Jeril Taylor zurückkam, aber genauso schnell war er auch wieder weg. Das kam ab und zu natürlich überraschend, weil man auch keine Möglichkeit hatte, sich beispielsweise bei den Spielen mal auszutauschen. Aber generell kann man sagen, dass es sehr gut war, wie die Jugend zum Einsatz kam. Mit Donte Nicholas konnte auch ein würdiger Ersatz gefunden werden, der sich super eingelebt hat. Für Rolf haben wir uns mega gefreut, dass er die Chance bekommen hat und dass dann auch noch Lutz zurückkam, war natürlich die Krönung. Es war sehr hart, als letzten Sommer verkündet wurde, dass er raus ist und man hat ihn sehr vermisst. Deshalb sind wir froh, dass er wieder da ist.“

Die Rackelos spielten wieder eine beeindruckende Saison, die erst in einer engen Playoffrunde gestoppt wurde. Was hat euch am besten gefallen? Wer war für euch der MVP der Rackelos? Und was war für euch der Moment der Saison?

Sascha: „Fangen wir von hinten an: Der Moment der Saison. Einen ganz bestimmten habe ich da jetzt nicht. Es gibt in jedem Spiel viele Momente. Zum Beispiel, wenn jemand von den 18-Jährigen eingewechselt wird und dann den ersten Punkt macht, oder, als Viktor Ziring nachverpflichtet wurde und dann die ersten Einsätze hatte und endlich den ersten Dreier getroffen hat. Das hat uns mega gefreut.“ 

Sarah: „Da kann man ganz generell sagen, dass die jungen Spieler in dieser Saison eine besondere Rolle bekommen haben und wenn die gefruchtet hat, hat man sich besonders mitgefreut.“

Sascha: „Es ist einfach diese besondere Art und Weise, wie die Rackelos Basketball spielen. Da wird bis zur letzten Sekunde gekämpft, es ist eine wahnsinnige Teamchemie da, was bei manchen Teams vielleicht vermisst wird und es herrscht eine unglaubliche Energie. Nach außen wirken die Rackelos in sich einfach rund: Jeder kämpft für jeden, jeder freut sich für jeden und das macht einfach Spaß. Das lieben wir an den Rackelos. Dadurch dass das Team in sich so homogen ist, ist es sehr schwer, einen raus zu picken. Aber wenn ich jetzt muss (lacht), würde ich drei Spieler in die engere Wahl zum Rackelos MVP nehmen. Zum einen der Johannes Lischka, der in seinem Alter noch so konstante Leistungen abrufen kann – ich darf das sagen, ich bin älter (lacht) – da habe ich großen Respekt! Er gehört für mich aufs Treppchen, genau wie Donte Nicholas, weil er der Mannschaft viel gegeben hat und sich zum guten Leader gespielt hat. Aber mein eigentlicher MVP ist Timbo (Tim Uhlemann – Anmerk. d. Red.), einfach, weil er in dieser Saison einen unglaublichen Sprung gemacht hat, vielleicht sogar eher zwei.

Sarah: „Ja, Timbo war in dieser Saison definitiv heißer als Frittienfett (lacht).“

Eine abschließende Frage zum Team. Wenn man in der Halle war, konnte man miterleben wie diese Bank – egal wer sich dort gerade erholte – mitfieberte und mit voller Energie anfeuerte. Kam diese Energie auch über die Bildschirme rüber und ist es auch dieses Verhalten, was die Rackelos so ausmacht?

Sarah: „Auf jeden Fall! Gerade, weil es in der Halle so ruhig war, hat man das deutlich mehr mitbekommen, als man es sonst vielleicht wahrnimmt. Und wie eben schon gesagt, macht genau das auch unsere Rackelos aus. Was ich an der Stelle aber nochmal herausheben möchte, was ich vielleicht auch noch wichtiger finde, ist der Umgang miteinander, wenn es mal nicht so läuft. Wenn beispielsweise der entscheidende Wurf daneben geht, ist bei den Rackelos immer jemand zur Stelle, oder sogar alle, die mit einem Schulterklopfer zeigen: ‚Kann passieren, beim nächsten Spiel machen wir es besser!‘“

Sascha: „Genau, das kam im Stream gut rüber. Und auch, wenn die Kameraeinstellung gepasst hat, wie sehr die Bank mitgefiebert und getobt hat. So sehr, dass die Schiedsrichter die Bank mehr als einmal wieder zurückpfeifen mussten (lacht).“

Sarah: „(lacht) Kein Rackelos-Spiel ohne T gegen die Bank und/oder Lutz!“

Sascha: „Sie haben uns Fans würdig ersetzt!“

Zum Schluss noch eine allgemeine Frage. Was wünscht euch für die kommende Rackelos-Saison?

Sascha: „Dass auf jeden Fall wieder eine super schlagfertige Truppe auf die Beine gestellt wird – von der Mischung gerne wieder mit alten und neuen Spielern, das hat immer super funktioniert. Dass die jungen Spieler wieder einen weiteren Schritt nach vorne machen, dass wir wieder die Playoffs erreichen und dass es wieder spannende Spiele geben wird, natürlich mit positivem Ausgang für unsere Rackelos. Das wichtigste für mich wäre aber, dass ich wieder in die Halle kann und die Jungs anfeuern kann.“

Sarah: „Ja, ich glaube man kann sagen, dass wir uns wünschen, jeden Spieler aus dieser Saison nochmal wieder zu sehen. Das war schon echt ne coole Truppe. Nicht zuletzt, weil man auch die neuen Spieler diesmal gar nicht richtig kennenlernen konnte, hoffen wir, dass ein paar bleiben. Klar, tolle Spiele, Playoffs wären schön, aber vor allem wünsche ich mir, dass ihr alle gesund bleibt!“

Vielen lieben Dank Euch beiden!

 

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