Wie in den zurückliegenden Jahren der Neujahrsempfang, diente am gestrigen Dienstagabend der Frühlingsempfang der LTi GIESSEN 46ers dazu, den Verlauf der Saison Revue passieren zu lassen und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. 130 Sponsorenvertreter waren der Einladung des Beko Basketball-Bundesligisten in den Hardtberggarten der Licher Privatbrauerei, Premium-Partner der LTi 46ers, gefolgt. In Person von Dirk Bauermann, seit 2003 Trainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, hatten die Klubverantwortlichen einen hochkarätigen Gastredner für die Veranstaltung gewinnen können.
Nach einleitenden Worten des Moderators Björn Seipp (HIT RADIO FFH) und der Begrüßung durch „Hausherr“ Holger Pfeiffer (Marketingdirektor der Licher Privatbrauerei) beleuchtete LTi 46ers-Geschäftsführer Christoph Syring die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des Klubs. Syring zeigte sich fest davon überzeugt, dass nach dem Erfolg in Paderborn „der Knoten geplatzt“ sei und die Mannschaft in den verbleibenden Hauptrundenspielen noch einige Siege einfahren werde. Das Team sei besser als der Tabellenplatz, den es derzeit einnehme.
Gleichwohl bewertete der Geschäftsführer das bisherige Abschneiden der Mannschaft in Anbetracht des andauernden wirtschaftlichen Sanierungsprozesses als „beachtliche Leistung“. Syring hob hervor, dass den LTi 46ers in dieser Saison von allen Beko BBL-Klubs „mit hoher Wahrscheinlichkeit das geringste Team-Budget zur Verfügung stand“, da viel Geld für die finanzielle Bereinigung aufgebracht werden musste. Was die finanziellen Mittel anbelange, die in die Mannschaft gesteckt werden konnte, befänden sich 2009/2010 allenfalls zwei weitere Klubs auf ähnlich geringem Niveau wie die 46ers.
„Sollten wir den Klassenerhalt schaffen, wäre uns sozusagen die Quadratur des Kreises gelungen“, so der 44-Jährige, der anschließend positiv in die Zukunft blickte: „Wenn wir erstklassig bleiben, stehen uns in der nächsten Saison größere finanzielle Mittel für die Mannschaft zur Verfügung als in diesem Spieljahr.“ Der Basketball-Standort Gießen soll sich Syring zufolge in den nächsten Jahren zu einer Kaderschmiede im Basketball entwickeln. Die dafür nötigen Strukturen seien entweder schon geschaffen worden (NBBL- und JBBL-Team seit dieser Saison unter der Leitung der LTi 46ers) oder würden noch geschaffen. So stehe die Gründung eines Fördervereins, dessen Hauptanliegen die Nachwuchsarbeit sei, unmittelbar bevor.
Nachdem er von den Anwesenden mit einem warmen Applaus begrüßt worden war, sorgte Dirk Bauermann gleich zu Beginn seiner rund 40-minütigen Rede für einen Lacher, als er in Anspielung auf seine früheren Auftritte als Coach der Gästeteams in der Sporthalle Ost bemerkte, dass er in Gießen nie zuvor so freundlich empfangen worden sei wie an diesem Abend.
Im Anschluss erläuterte der Bundestrainer anhand einiger Thesen ausführlich, wie der Basketball in Deutschland voranzubringen sei. Das kann Bauermann zufolge unter anderem nur dann gelingen, wenn die deutsche Nationalmannschaft auch in der Zukunft Erfolge einfährt. Ein starkes Nationalteam gäbe es freilich nur dann, wenn junge deutsche Spieler in der Beko BBL eine signifikante Rolle spielten, wobei der 52-Jährige nicht vergaß, einige positive Beispiele aus der aktuellen Saison (Benzing, Pleiß, Schwethelm, Idbihi) aufzuzählen.
Bauermann plädierte aber dafür, dass das „deutsche Element in der Beko BBL erkennbarer“ werden müsse. „12- und 13-jährige deutsche Talente müssen sehen, dass eine realistische Chance gibt, Basketballprofi zu werden. Ist das nicht der Fall, fehlt ihnen die Motivation, und wir sägen an dem den Ast, auf dem wir sitzen.“
Der Coach der Nationalmannschaft wünscht sich zudem ein Umdenken: So müsse zukünftig stärker als bislang geschehen geschätzt werden, wenn junge deutsche Spieler in der Beko BBL ihren Mann stünden („Im Ausland genießen junge Nationalspieler in der Regel einen Bonus“). Auch die Einstellung vieler Jugendtrainer müsse sich verändern. „Die wichtigste Aufgabe auf Jugendebene besteht nicht darin, Spiele zu gewinnen, sondern darin, die Jugendlichen zu entwickeln, ihnen das Spiel beizubringen und das mannschaftliche Zusammenspiel zu fördern“, so Bauermann, der zum Schluss seiner Ausführungen auch auf die in der jüngeren Vergangenheit im deutschen Basketball zu verzeichnenden positiven Entwicklungen einging.
Nachdem der Bundestrainer im Anschluss an seine Rede von Björn Seipp unter anderem auch dazu befragt worden war, wie er die Chancen einschätzt, dass Dirk Nowitzki in diesem Jahr an der Basketball-Weltmeisterschaft in der Türkei teilnimmt („Ich bin einigermaßen optimistisch, aber wir müssen abwarten“), wurde der kulinarische Teil des Abends eröffnet. Der Gastgeber hatte ein leckeres Büffet bereitgestellt. Anschließend kamen die Anwesenden, darunter natürlich auch Spieler und Trainer des LTi 46ers-Teams, in gemütlicher Atmosphäre miteinander ins Gespräch, wobei natürlich auch auf das bevorstehende wichtige Heimspiel gegen Trier (Samstag, 20 Uhr, Sporthalle Gießen-Ost) vorausgeblickt wurde.