Nach dem 82:65-Heimsieg der Depant GIESSEN 46ers Rackelos über Frankfurt war Feierstimmung angesagt: Von den Rängen animiert griff Marian Schick zum Hallenmikro und intonierte zusammen mit den 327 Fans in der Sporthalle Gießen-Ost eine Humba. Natürlich durften auch „Derbysieger“-Chöre nicht fehlen, denen sich ein Geburtstagsständchen für Leon Okpara anschloss. Der Guard wurde am Samstag zwanzig Jahre alt.
Das vorausgegangene Spiel bot dabei allen Anlass für ausgelassene Freude auf Tribüne und Parkett. Ab der dritten Minute lagen die 46ers kontinuierlich in Front, wiesen dabei meist eine zweistellige Führung auf und legten mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung die Grundlage für den Sieg im prestigeträchtigen Hessenderby. Für Spannung war dennoch gesorgt, da die unter anderem ohne Isaac Bonga angereisten SKYLINERS Juniors zu keinem Zeitpunkt aufsteckten. Stattdessen konterten die Mainstädter in einem Spiel der Läufe mit beharrlicher Regelmäßigkeit. Erst im Schlussviertel konnten sich die Gießener vorentscheidend absetzen.
Schlüssel zum Sieg war dabei die starke Turnoverquote der Mittelhessen, die den Ball nur siebenmal verloren und auf der Gegenseite neun Steals erkämpften. Ein solcher brachte direkt zu Spielbeginn die erste Führung: Frankfurts Aufbau Jules Dang Akodo wurde auf Höhe der Mittellinie von Dennis Mavin bedrängt. Der Neu-Rackelo schmiss sich nach dem Spielgerät und tippte selbigen am Boden liegend zu Nick Hornsby. Zwei Pässe später fand sich Mavin verwaist an der Dreipunktelinie wieder und bestellte von dort das 5:2 (2. Minute).
In einer munteren Anfangsphase erzielte Alex Fountain für die Juniors den Ausgleich, bevor die Gastgeber einen ersten Zwischen-Run aufs Parkett legten. Durch eine druckvolle Verteidigung erzwangen die 46ers wiederholt Fastbreaksituationen, die zu vermeintlich einfachen Punkten führten. Nicht weniger spektakulär agierte aus einem Setplay heraus Alen Pjanic, der in die Zone cuttete und dort vom aufpostenden Schick in Szene gesetzt wurde. Nach dem Dunk zum 21:9 zog SKYLINERS-Coach Sebastian Gleim die Auszeit. In den verbliebenen drei Minuten legten die Gäste dann einen für das Spiel charakteristischen 6:1-Gegenlauf aufs Parkett, weshalb die Teams mit einem 22:16 ins zweite Viertel gingen.
In diesem erwischte erneut Gießen in Form von Schick (Layup) und Mavin (Fastbreakabschluss plus Bonusfreiwurf) den besseren Start. Frankfurt aber stellte sich nun auf die Ballraumverteidigung der 46ers ein, erkämpfte sich viele zweite Chancen und verkürzte nach einem Korbleger von Dang Akodo auf 22:27 (15.). Im Anschluss sollte jedoch die Stunde von Nick Hornsby schlagen: Der Center düpierte die nun selbst mit einer Zonenverteidigung agierenden Frankfurter zunächst per Spin-Move. Wenig später bediente er Okpara, der frei von der Dreierlinie die Führung wieder in den zweistelligen Bereich drückte. Nach einem Frankfurter Ballverlust wiederholte Hornsby seine zuvor gezeigte Drehbewegung und schloss trotz Foul ab. Direkt in der nächsten Angriffssequenz scorte der 22-jährige US-Amerikaner erneut am Brett, bevor Felix Hecker die nächsten Zähler für Frankfurt aufs Tableau brachte (25:37, 20.). Per Dreier sorgte schließlich Bjarne Kraushaar für die 40:25-Pausenführung.
Auch nach dem Seitenwechsel präsentierte sich Hornsby weiter „on fire“. Seinem Mitteldistanztreffer nach Stepback-Move ließ er einen kraftvollen Zug zum Korb folgen, den er gegen Tobias Jahn abzuschließen wusste und so auf 44:25 erhöhte. Angeführt von Point Guard Garai Zeeb, der in dieser Phase drei Dreier und einen Assist verbuchte, spielte nun jedoch Frankfurt wie ausgetauscht und kam Gießen mit einem 16:2-Lauf wieder bedrohlich nah. Als Brustlöser fungierte ein Dreier Schicks, der zuvor „behind the back“ von Hornsby angespielt wurde. Nach Korblegern von Mavin und Pjanic versuchte sich Hornsby schließlich selbst erfolgreich aus der Dreipunktedistanz (56:41, 27.). Akodo und Hecker verbuchten auf der Gegenseite zwar acht Punkte in Folge. Layups von Schick und erneut Hornsby ließen die 46ers aber mit einem aussichtsreichen 60:49 ins Schlussviertel gehen.
In der wohl ausgeglichensten Phase des Spiels verteidigten die Rackelos ihre Führung, ohne dabei selbst vorentscheidend davonzuziehen. Treffer von Zeeb und Akodo beispielsweise brachten die SKYLINERS nochmals auf neun Zähler heran, bevor Johannes Lischka per Fade-away und Korbleger ins Geschehen eingriff. In der Verteidigung erzwangen die Hausherren Ballverluste und Stops, während Frankfurt der Zugriff aufs Spiel entglitt. In Brettnähe erzielten Hornsby und später Lischka weitere Zähler und brachten ihre Farben bei noch zweieinhalb zu spielenden Minuten mit 78:62 in Front. Auch die letzten Zähler der 46ers gehörten ihrem Kapitän, der einen Pass Akodos abfing und coast-to-coast per Dunk abschloss (82:62, 40.).
Rolf Scholz (Headcoach Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Wir sind geschlossen als Team aufgetreten, dass sieht man bereits an den wenigen Ballverlusten, die wir uns geleistet haben. Grundsätzlich ist es immer schwierig, sich auf Frankfurt vorzubereiten: Man weiß nie genau, wer anreist. Fehlt dann zum Beispiel ein Isaac Bonga, so muss das nicht unbedingt von Vorteil sein, da du dich auf ihn mental eingestellt hast. Daraus resultierten vielleicht die Gegenläufe, die wir uns immer wieder eingefangen haben. Ein Sonderlob gebührt an dieser Stelle aber Nick Hornsby, der sich offensiv toll in Szene gesetzt hat und viel Power aufs Parkett brachte. Er hat sich über die Saison toll weiterentwickelt. Auch die Kulisse war eines Derbys gerecht und ein mitentscheidender Faktor.“
Die Depant GIESSEN 46ers Rackelos rangieren nach ihrem dreizehnten Saisonsieg nun punktgleich mit Iserlohn auf Platz vier, die trotz einer Niederlage gegen Rhöndorf und dank des direkten Vergleichs weiter vor den Mittelhessen stehen. Zugleich bezwang Schwelm den Tabellenletzten aus Karlsruhe, weshalb die 46ers bei noch drei ausstehenden Partien weiterhin sechs Punkte auf den fünften Platz aufweisen. Auch gegen die EN BASKETS wurde der direkte Vergleich verloren. Im Kampf um das Heimrecht im Playoff-Achtelfinale ist damit weiterhin für Spannung gesorgt. Mit einem Sieg gegen Coburg könnten die Rackelos selbigen bereits am kommenden Samstag sicherstellen. Am 10. Februar gastieren die Franken zum nächsten Heimspiel in der Sporthalle Gießen-Ost. Sprungball ist um 18:00 Uhr.
Depant GIESSEN 46ers Rackelos – FRAPORT SKYLINERS Juniors 82:65 (40:25)
Viertelergebnisse: 22:16, 18:9, 20:24, 22:16
GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (7 Punkte, 5 Assists), Daniel Thurau, Alen Pjanic (8), Leon Okpara (7), Johannes Lischka (13), Marian Schick (9), Dennis Mavin (17), Leo Vrkas (3), Nick Hornsby (18)
FRAPORT SKYLINERS Juniors: Tobias Jahn (10, 14 Rebounds), Felix Hecker (11), Garai Zeeb (15), Cosmo Grühn (2), Alex Fountain (10), Michael Fuss, Konstantin Schubert (4), Jules Christian Dang Akodo (13, 6 Assists)