3870 Zuschauer (Saisonrekordkulisse) erlebten am Freitag einen fantastischen Basketballabend in der Sporthalle Gießen-Ost. Beim 89:70-Heimsieg gegen den frisch gebackenen Beko BBL-Pokalsieger Brose Baskets Bamberg zeigten die LTi GIESSEN 46ers ihre beste Leistung in dieser Saison. Mit großem Kampfgeist und mannschaftlicher Geschlossenheit wurden die in der Liga zuvor in neun der letzten zehn Spiele siegreich gewesenen Franken entzaubert. Durch den Sieg machte das Team von Coach Vladi Bogojevic einen Siebenmeilenschritt in Richtung Klassenerhalt.
Vor den letzten beiden Hauptrundenspieltagen liegen die Mittelhessen in der Tabelle mit jetzt 10:22 Siegen zwei Siege vor Hagen und Düsseldorf. Sollten die LTi 46ers in ihren ausstehenden Partien am Sonntag (25.04.) gegen Bonn (Beginn um 17 Uhr, Sporthalle Gießen-Ost) und beim Mitteldeutschen BC (1. Mai) einen weiteren Sieg einfahren oder aber die Teams aus Hagen oder Düsseldorf eines ihrer zwei restlichen Spiele verlieren, wäre der Ligaverbleib unter Dach und Fach.
„Der Kampf steht an erster Stelle“, hatte Bogojevic die Devise für die Heimspiele gegen zwei „Große“ der Liga ausgegeben. Und diesen Auftrag setzten die Spieler um Kapitän Maurice Jeffers im Traditionsduell mit Bamberg (es war das 109. Bundesligaspiel zwischen beiden Teams) von der ersten Minute an in beeindruckender Manier in die Tat um. Basierend auf einer bärenstarken Defensivleistung erspielte sich das Gießener Team eine schnelle 8:0-Führung (3.). Da für die Bamberger der Weg zum Korb gegen die ungemein lebhaft und leidenschaftlich verteidigende Gießener Fünf oftmals versperrt blieb, setzten die Bamberger infolgedessen sehr häufig auf eine ihrer Stärken, die Dreipunktewürfe. In der ersten Hälfte fanden nur vier von 14 Zweipunkteversuchen der Truppe von Cheftrainer Chris Fleming ihr Ziel, von jenseits der 6,25-Meter-Linie waren die Gäste bei sechs von 15 Versuchen (40 Prozent) erfolgreich.
Da die Hausherren das defensive Brett beherrschten (die Reboundstatistik sah die Mittelhessen am Ende mit 42:23 vorne) und vorne mit großer Entschlossenheit und durch gute Ballbewegung immer wieder erfolgreich zum Abschluss kamen, konnte die Führung bis auf 21:9 (11.) ausgebaut werden. Eine Schwächephase der LTi 46ers, die sich in dieser Phase zu viele Ballverluste leisteten (in der ersten Halbzeit zehn, am Ende 16) und ein technisches Foul gegen die Gießener Bank führten dazu, dass der Vorsprung in der 17. Minute aber wieder auf einen Zähler geschmolzen war (25:24), nach einem Tip-in von Brose-Center Tibor Pleiß lag der Cup-Gewinner 2010 sogar erstmals in Führung (28:29/18.). Nach Korberfolgen der beiden Topscorer in der ersten Hälfte, Elvir Ovcina (10 Punkte) und Maurice Jeffers (11), ging es aber mit einem 33:32 aus Sicht der 46ers in die Kabinen.
Wer dachte, dass die ersatzgeschwächt ohne Lorenzo Williams angetretenen Gießener nach dem Wechsel gegen den Titelanwärter, bei dem Casey Jacobsen fehlte, irgendwann einbrechen würden, wurde eines Besseren belehrt. Die LTi 46ers zeigten sich kämpferisch weiterhin von ihrer allerbesten Seite, demonstrierten in jeder Sekunde der Begegnung, dass sie diese Partie unbedingt gewinnen wollten. Und alle Akteure in den weiß-roten Leibchen trugen ihren Teil dazu bei, dass es letztlich auch dazu reichen sollte. Beim Stande von 39:36 aus Sicht des Heimteams sorgte Kevin Johnson in Minute 25 mit zwei Blocks innerhalb weniger Sekunden für Highlights. Ein Floater von Viktor Jacovic sorgte für das 45:41 (26.) und großen Jubel auf der Gießener Bank sowie auf den Rängen.
Bambergs Mark Worthington hielt mit drei Dreiern im dritten Viertel dagegen (49:48/27.), doch die 46ers hatten ansonsten defensiv alles im Griff und spielten sich nun offensiv in einen Rausch. Mit sehenswertem Pass-Spiel wurden immer wieder gute Würfe herausgespielt, aus der Dreipunktedistanz fielen in der zweiten Halbzeit vier von acht Würfen durch die Reuse, und auch von der Freiwurflinie offenbarte das Bogojevic-Team keine Schwächen, netzte 22 von 26 Würfen ein. Nach einem Jacovic-Dreier führten die 46ers mit 58:51 (29.). Nach dem 58:53 legten die Mittelhessen einen 11:0-Run aufs Parkett (69:53/32.). Bamberg verkürzte zwar noch auf 61:71 (37.), doch acht Punkte von Osvaldo Jeanty innerhalb von anderthalb Minuten, darunter zwei Dreier, sorgten für die Entscheidung und dafür, dass die ohnehin gute Stimmung in der Halle am Ende überschwappte.
Durch das 89:70 bauten die 46ers ihre Führung in der All-Time-Bilanz gegen Bamberg auf 56:52 Siege (bei einem Unentschieden) aus, zugleich war es der höchste Erfolg der Gießener Mannschaft in dieser Saison.
Trainerstimmen
Vladimir Bogojevic: „Wir haben heute einen verdienten Sieg eingefahren. Es war, glaube ich, unser bestes Spiel in dieser Saison. Wir haben stark verteidigt und es geschafft, einen sehr guten Gegner fast komplett aus unserer Zone rauszudrängen, was darin zum Ausdruck kommt, dass Bamberg heute mehr Dreier- als Zweierversuche genommen hat. Das lag daran, dass wir leidenschaftlich gekämpft haben. Wir haben mit richtig viel Energie gespielt, waren physisch präsent, haben es den Bambergern nicht erlaubt, ihre physische Stärke gegen uns auszuspielen. Nicht immer, aber oftmals hatten wir Lösungen für das Pick ’n roll.
Alle Spieler, die zum Einsatz gekommen sind, haben einen ganz großen Anteil an dem Sieg. Uns war klar, dass wir gegen so eine Mannschaft nicht gewinnen können, wenn nur zwei oder drei unserer Leistungsträger gut spielen. Wir haben einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt gemacht, haben unser Ziel aber noch nicht erreicht. Dieser Sieg könnte reichen, wir wissen aber, dass wir mit einem weiteren Erfolg alles klar machen können, und dementsprechend werden wir auch die Aufgabe am Sonntag gegen Bonn angehen.
Wir haben heute aber ein deutliches Zeichen an unsere Konkurrenten gesendet und diese unter Druck gesetzt. Ich bin mir sicher, dass dieser Sieg gegen Bamberg bei keinem unserer Kontrahenten auf dem Zettel gestanden hat.“
Chris Fleming: „Gießen hat mit großer Leidenschaft und Herz gespielt und völlig verdient gewonnen. Mit unserer Leistung in der ersten Halbzeit bin ich relativ zufrieden. Wir haben uns gute, offene Würfe rausspielen können, die wir aber nicht durch den Ring gebracht haben. In der zweiten Halbzeit, besonders im dritten Viertel, haben wir versucht, das Spiel offensiv zu gewinnen, was absolut nicht möglich ist. Unsere Offensive kann unsere Defensive nicht retten, es muss genau umgekehrt sein. Gießen hat mit mehr Leidenschaft und einer größeren defensiven Härte als wir gespielt, und wenn man das macht, gewinnt man in der Regel Spiele, egal auf welchem Tabellenplatz man steht.“
Punkteverteilung LTi 46ers: Jacovic (9), Johnson (13), Perl, Theilig (n.e.), Lischka (7), Ovcina (18), Weber (2), Freese (2), Tapuskovic (n.e.), Jeffers (18), Werner (2), Jeanty (18).
Beste Werfer Brose Baskets: Worthington (14), Gavel (11), Brown (10).