Die JobStairs GIESSEN 46ers müssen sich im ProA-Gipfel gegen Trier nach großem Kampf unglücklich mit 81:85 geschlagen geben
Robin Benzing schickte Handküsschen in Richtung seiner Familie auf der Tribüne. Luis Figge schoss Selfies. Dejan Kovacevic plauderte locker mit dem gegnerischen Center Maik Zirbes. Und Roland Nyama schleppte wie fast immer Töchterchen Aurelie über das Parkett. Schon Sekunden nach der 81:85 (41:49)-Niederlage am 14. Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA gegen die RÖMERSTROM Gladiators Trier hatten die Spieler der JobStairs GIESSEN 46ers den Rückschlag im Vorderfeld der Tabelle weggesteckt und keine Muße, lange Trübsal zu blasen.
Stattdessen wollten sie gleich den Blick nach vorne richten. „Mit Wut im Bauch am Samstag nach Jena zu fahren, setzt Energie frei“, wusste Luis Figge, dass das zweite Gipfeltreffen innerhalb von nur 96 Stunden nicht nur die Chance der Wiedergutmachung, sondern vor allem die Bestätigung einer Klasseleistung bietet, mit der die Männer von „Frenki“ Ignjatovic dem Liga-Topfavoriten lange die Stirn geboten und ihn fast in die Knie gezwungen hätten.
Was der Cheftrainer auch neidlos anerkannte: „Natürlich waren 49 Gegenpunkte in der ersten Halbzeit nicht das, was wir uns defensiv vorgenommen hatten. Aber wir waren nach der Pause sehr konzentriert, haben uns ran gearbeitet und hatten sogar noch die Chance auf einen Sieg. Erst der Dreier von Moritz Krimmer 34 Sekunden vor dem Ende hat uns den Zahn gezogen“, fasste der 57-Jährige eine Partie zusammen, die die Zuschauer in der sehr gut besuchten Osthalle fast im Minutentakt von den Sitzen riss.
„Hier regiert der MTV …“, sangen die Fans in Anlehnung an die alten, großen Seiten, als sich die Hausherren nach der Standpauke ihres Übungsleiters zusammenrissen. Mit zehn Punkten (43:53, 22.) lagen die 46ers zurück, als TreVion Crews per Buzzerbeater-Dreier zur Aufholjagd blies. Dejan Kovacevic ließ den 51:57-Zwischenstand ebenfalls von jenseits der 6,25-Meterlinie einschweben, Duane Wilson und abermals Kovacevic gaben sich an der Freiwurflinie keine Blöße (59:61), ehe Robin Benzing den Bodenkampf mit Marko Bacak als klarer Punktsieger beendete und die Matte lächelnd verließ. Als Duane Wilson die Gastgeber erstmals nach dem 18:16 (8.) wieder in Führung brachte, trampelten die Besucher in Gießens „Gut Stubb“, als gäbe es kein Morgen mehr.
„Da hatte ich das Gefühl, wir könnten als Sieger vom Feld gehen“, wusste TreVion Crews, der mindestens bis zum Saisonende bleiben wird, dass Trier zu schlagen war. „Die Partie zweier starker Mannschaften wogte zu diesem Zeitpunkt hin und her“, gab auch Trainer-Legende Don Beck (70), der nach 13 Jahren in Japan zu seiner Familie in die älteste Stadt Deutschlands zurückgekehrt ist, durch die Blume zu, dass der Gipfel eigentlich keinen Verlierer verdient gehabt hatte.
Beim 71:70 (33.) und dem einzigen Dreier von Robin Benzing bei acht Versuchen lagen die Lahnstädter abermals in Führung, die auch noch Bestand hatte, als Stefan Fundic, der an der Freiwurflinie hundertprozentig performte, auf 81:80 stellte. Doch Moritz Krimmer per Dreier zum 83:81 für Trier und Irans Nationalmannschafts-Kapitän Behnam Yakhchali von der Freiwurflinie machten schließlich alle Gießener Bemühungen zunichte.
„Wir haben schlicht in Halbzeit eins viel zu viele Punkte zugelassen. Das hat sich am Ende gerächt“, kannte Jonathan Maier den Hauptgrund für die Gießener Niederlage. „Natürlich haben wir in Halbzeit zwei eine Reaktion gezeigt, haben bei den Rebounds besser zugepackt und viel leidenschaftlicher verteidigt, unter dem Strich war es aber nicht genug, was wir heute gezeigt haben“, ärgerte sich Stefan Fundic über die zweite Heimpleite nach dem 69:92 gegen die FRAPORT SKYLINERS Ende Oktober.
Dass das serbische Kraftpaket nach nur zwei Trainingseinheiten in den vergangenen drei Wochen immerhin fast 22 Minuten durchhielt und nicht nur sechs Punkte, sondern vor allem sieben Rebounds beisteuerte, wollte sein Coach „Frenki“ Ignjatovic nicht überbewerten: „Erst, wenn sein Knie am Mittwoch nicht wieder anschwillt, kann ich sagen, dass ich mit seiner Rückkehr zufrieden bin.“
Auch die Gründe für der Niederlage gegen Trier wollte der Mann aus Belgrad nicht gleich analysieren: „Wenn ich mir die Stats ansehe, so kann ich kaum einen Unterschied zu Trier feststellen.“ Dennoch: Nur 48 Prozent erfolgreiche Zwei-Punkte-Würfe waren gegenüber 71 Prozent von Trier zu dünn. Da die 46ers auch 21 Dreier vergaben, Topscorer Duane Wilson aus dem Feld nur zu 29 Prozent traf und Trier ein Übergewicht bei den Defensivrebounds aufwies, mussten sich die Hausherren nach zuletzt drei Siegen in Serie wieder einmal geschlagen geben.
Ohne aber, wie eingangs erwähnt, lange Trübsal blasen zu müssen …
Gießen: Wilson (19), Crews (9), Fundic (6), Heyne (n.e.), Herget (n.e.), Benzing (12), Maier (8), Figge, Kahl, Kovacevic (8), Nyama (2), Krajcovic (17).
Trier: Graves (8), Guillozet (15), Stupperich (n.e.), Yakhchali (20), Hollersbacher (2), Linßen (4), Sonnefeld (n.e.), Mann (10), Rapieque (2), Krimmer (10), Zirbes (12), Bacak (2).
5 gute 46ers-Zutaten
Zuschauer: 2453
Zuversicht: 19 Punkte von Duane Wilson
Zugriff: 7 Rebounds von Stefan Fundic
Zuarbeit: 7 Assists von Simon Krajcovic
Zukunft: Samstag, 6. Januar, 19 Uhr: Medipolis SC Jena – JobStairs GIESSEN 46ers
02.01.24