Die grandiose Siegesserie der Depant GIESSEN 46ers Rackelos sollte auch in Elchingen nicht reißen. Bei den scanplus baskets hieß es am Ende eines heiß umkämpften Spiels 70:69 aus Sicht der Mittelhessen. Mit der Sirene hatte Marin Petric aus der Halbdistanz den Sieg seiner Elche auf der Hand, sollte die schwache Wurfquote seines Teams an diesem Abend aber nur bestätigen. Gießen zieht damit wie bereits im Vorjahr als Tabellenzweiter in die ProB-Playoffs ein. Gegner im Halbfinale sind die von Patrick Elzie trainierten Itzehoe Eagles, die bereits am nächsten Sonntag (18:00 Uhr) ihre Visitenkarte in der Sporthalle Gießen-Ost abgeben. Der YouTube-Link zur Aufzeichnung des letzten Spiels der regulären Saison befindet sich am Ende dieses Textes.
Durch zwölf Siege aus den letzten dreizehn Spielen haben sich die Rackelos vom zehnten auf den zweiten Tabellenplatz vorgearbeitet. Mit einem Heimerfolg hätte Elchingen durch Schützenhilfe anderer Vereine selbst noch auf Rang zwei klettern können, stand sich mit einer miserablen Wurfquote aus dem Feld (35%) aber selbst im Weg. Doch auch Gießen zeigte Nerven und verspielte in den letzten 100 Sekunden fast noch eine 6-Punkte-Führung.
Getragen wurden die Rackelos zu Beginn von Thomas Tshikaya, der 13 seiner insgesamt 16 Punkte gleich im Auftaktviertel erzielte. Per Dreier eröffnete der Franzose die Partie, bevor Alen Pjanic aus derselben Distanz auf 6:2 stellte. Ebenfalls von Downtown eroberte Stefan Fekete die Führung nach vier Minuten aber zurück (10:8). Hätten die rund 800 Elchinger Fans in der Brühlhalle gewusst, welchen Seltenheitswert ein Dreier ihres Teams an diesem Abend haben sollte, hätten sie womöglich ihr Handy gezückt, den Jumper fotografiert und zu Hause eingerahmt. Allein bis zur Halbzeit sollte das Traditionsteam 21-mal von jenseits des Perimeters abdrücken und nur viermal Nylon streicheln. Durch ein Mehr an Ballverlusten und zugelassenen Offensivrebounds kam es aber, dass Gießen 24 Abschlüsse weniger generieren sollte als die Baskets. Diese fielen jedoch deutlich hochprozentiger, etwa als Jestin Lewis kurz vor dem Viertelende mit viel Tempo zum Korb penetrierte und zum 18:18 ablegte. Die Grundformel für ein über 40 Minuten enges Spiel war somit bereits früh gefunden.
Trotz eines per Dunk abgeschlossenen Pick-&-Roll-Spielzugs wie aus dem Lehrbuch von Jordan Williams erwischte Elchingen den besseren Start in den zweiten Abschnitt. Über Minuten schien der Korb der Gastgeber wie vernagelt, weshalb es der schwachen Ausbeute Elchingens aus allen Lagen zu verdanken war, dass man nach 16 Minuten nur mit 22:30 zurücklag. An der Freiwurflinie war es Bjarne Kraushaar, der wichtige Punkte zur Aufholjagd sammelte. Als Johannes Lischka dann kurz vor dem Gang in die Kabine mit fünf Punkten in Serie heiß lief, war das Spiel wieder ausgeglichen (35:35, 19.). Elchingen ließ in der Schlussminute abermals zwei offene Dreier liegen, während Kraushaar durch Freiwürfe und durch einen Wahnsinnssprint von Küste zu Küste kurz vor der Sirene gar die 39:35-Pausenführung markierte.
Nach dem Seitenwechsel stellte Baskets-Coach Boris Kurtovic auf eine teils übers ganze Feld gepresste Zonenverteidigung um, mit der die Rackelos haderten. Da die Gießener selbst aber Stops wie am Fließband produzierten, sollte die Mini-Führung über die Stationen 44:40 und 48:44 lange nicht abgegeben werden. Elchingens Dreierquote fiel immer stärker ins Gewicht, lag zwischenzeitlich bei lausigen 19% (5/28). Erst als Petric wie aus heiterem Himmel zwei Dreier in Folge einstreute (52:49, 29.), schien der Fluch abgefallen. Lewis spielte auf der Gegenseite aber sein großes Selbstvertrauen aus und egalisierte den Spielstand postwendend wieder. Durch einen eleganten Fastbreak war es Tim Köpple, der auf 54:52 vor dem Schlussviertel stellte.
Die letzten zehn Minuten der Hauptrunde, die im Video übrigens bei Minute 1:26:00 starten, hatten es jedoch in sich. Gießen zog das Tempo zunächst an und erzwang angeführt von Lewis einen 11:0-Run, der sie früh mit 65:54 in Front bringen sollte. Elchingen konterte jedoch mit einem 4:0-Lauf, der für eine hitzige Heimatmosphäre sorgen sollte. Als Pjanic einen Fastbreaklauf Petrics per Foul stoppte und den Guard so zu Boden streckte, war die Brühlhalle endgültig zum Leben erweckt. Petric verwandelte beide Freiwürfe und verkürzte auf 61:65 (35.). Danach jedoch ließ Elchingen reihenweise Gelegenheiten liegen, um an der Straflinie zurück in Schlagdistanz zu kommen, während Lewis drei Minuten vor dem Ende zum 68:61 einlötete. Brian Butler und Jere Vucica ließen in den beiden Schlussminuten gleich vier Freiwürfe liegen, erhöhte Kraushaar seinerseits von der Linie auf 70:64. Butler per Fastbreak und Fekete ausgerechnet aus der Dreipunktedistanz ließen die Baskets 31 Sekunden vor dem Ende aber wieder auf 69:70 heraneilen.
Aus einer Auszeit herauskommend schafften es die Rackelos nicht den Ball zurück aufs Feld zu kriegen, ohne dadurch ein Offensivfoul zu begehen. Das Spielgerät wanderte so zurück zu den Hausherren, die ins Setplay gingen und das Tempo rausnahmen. Feketes Bodenpass in die Zone wurde jedoch von Kraushaar abgefangen, der wertvolle Sekunden von der Uhr nahm und zwei Sekunden vor dem Ende an die Freiwurflinie ging. Der Youngster vergab zwar beide Wurfversuche. Da Petrics Mitteldistanzwurf aber sein Ziel verfehlte, durften sich die Mittelhessen über ihren vierzehnten Saisonsieg freuen. Elchingen landete mit zwölf Siegen in einem Dreiervergleich mit dem FC Bayern Basketball II und Schwenningen und schloss die Runde auf dem fünften Rang. Der Vorjahresmeister trifft dadurch auf Oldenburg, während die Depant GIESSEN 46ers Rackelos am Faschingssonntag auf die Itzehoe Eagles treffen. Die Nordlichter erspielten sich elf Saisonsiege.
Lutz Mandler (Assistenztrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Es ist eine große Leistung, ein solches Spiel eng zu halten. Unsere Gemeinschaft hat uns getragen. Thomas Tshikaya hat in der ersten Hälfte gefühlt alles getroffen. Danach war es unsere starke Defensive, die den Ausschlag gab. Wir haben Elchingen zu Hause unter 70 Punkten gehalten. Da kann man dem Team nur ein großes Kompliment aussprechen.“
scanplus baskets Elchingen – Depant GIESSEN 46ers Rackelos 69:70 (35:39)
Viertelergebnisse: 22:18, 13:21, 17:15, 17:16
Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (12 Punkte), Tim Köpple (6), Jordan Williams (2), Alen Pjanic (11), Tim Uhlemann, Leon Okpara, Johannes Lischka (9), Thomas Tshikaya (16), Jannis Hahn, Jestin Lewis (14).
scanplus baskets Elchingen: Calvin Eugene Oldham JR (2), Jere Vucica (4), Stefan Fekete (21), Marko Krstanovic (2), Brian Butler (6), Marin Petrich (12), Edin Alispahic (2), Marko Jurica (2), Colton Allen Ray-St. Cyr (9), Kristian Kuhn (9).
Link zur Aufzeichnung des Spiels: https://www.youtube.com/watch?v=UbvKV79yhcA