(Foto: Sven Kuczera Photography)

Rackelos mit dem Glück des Tüchtigen – 88:86-Sieg über Würzburg

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Spektakuläre Dunks, schneller Angriffsbasketball und Runs auf beiden Seiten: Das Spiel der Depant GIESSEN 46ers Rackelos gegen TG s.Oliver Würzburg am Sonntagabend kann mit Fug und Recht als Werbung für den Basketballsport gewertet werden. Dabei waren es die fränkischen Gäste, die dem Gemeinplatz, wonach im Basketball stets alles möglich sei, Leben einhauchten. Die Mannschaft von Coach Eric Detlev lag zwei Minuten vor dem Ende mit 83:72 im Hintertreffen, kämpfte sich aber durch eine Mischung aus glücklichen Abschlüssen und viel Energie nochmals auf 86:88 heran. Die ohne den mit Leistenproblemen ausgefallenen Spielmacher Bjarne Kraushaar auflaufenden Rackelos verloren in dieser Phase zwar etwas die Übersicht, am Ende aber nicht das Spiel. Justin Smith‘ wilder Pass in die andere Spielhälfte zwei Sekunden vor dem Ende wurde von 46ers-Neuzugang Jestin Lewis abgefangen. Auf Grundlage der druckvollen Vorstellung der Gastgeber gerade im dritten Viertel darf man allerdings nicht von einem unverdienten Sieg sprechen.

Neun Steals erbeuteten die Rackelos im Spielverlauf. Dabei war es im ersten Abschnitt vor allem Alen Pjanic, der sich als Spielball-Kleptomane outete und so Schnellangriffe einleitete: Lewis vollstreckte einen derselben Mitte des Viertels zum 11:12. Kurz danach kehrte Kapitän Johannes Lischka nach seiner verletzungs- und krankheitsbedingten Zwangspause aufs Feld zurück und trug mit dazu bei, dass die Gießener gegen leicht überlegene Würzburger im Spiel blieben. Mit einem schönen Floater bestellte Lewis gar die Führung zum 13:12. Ein Dreier nach rasanter Ballbewegung von Philipp Hadenfeldt wurde durch Köpple beantwortet, der nach einem Zuspiel von Jannis Hahn den 18:19-Viertelendstand markierte.

War die ordnende Hand von Kraushaar bereits im ersten Viertel spürbar, konnte sein Fehlen bis hierhin durch den energischen Defensiveinsatz kompensiert werden. Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts verstanden es die Würzburger nun jedoch geschickt, aus dieser Schwäche Kapital zu schlagen. Neun unbeantwortete Punkte brachten die Gäste mit 29:18 in Front, bevor Leon Okpara einen fränkischen Pass abfing, Tim Uhlemann im Mittelkreis bediente und dieser auf den enteilten Pjanic durchsteckte, der per Dunk die ersten Punkte aus dem Feld besorgte. Zwar konnte Julian Albus per Dreier nochmals für seine Mainstädter erhöhen (32:21, 16.). Zwei Dreier von Okpara und Lewis sowie ein Korbleger Thomas Tshikayas nach Traumzuspiel von Tim Köpple brachten die 46ers dann aber ins Match zurück. Vier Punkte in der Schlussphase durch Lischka sorgten dafür, dass zur Halbzeit beim Stand von 34:36 noch alles offen war.

Lewis, der seinen Einstand im Dress der 46ers mit 16 Punkten und 7 Assists krönte, brachte die ersten vier Gießener Zähler nach dem Seitenwechsel auf die Anzeigetafel. „Ich möchte der Mannschaft auf beiden Seiten des Felds Energie geben. Da ich sofort vom Team willkommen geheißen wurde, fällt mir das leichter. Ich fühle mich jetzt schon als Teil der Familie“, zeigte sich der 24-Jährige nach der Partie erfreut. Mit Jordan Williams war es jedoch ein anderer „Importspieler“, der so heiß lief, dass das Osthallenparkett zu schmelzen drohte. Der Brite spielte das komplette dritte Viertel durch und erzielte in dieser Zeit 13 Punkte. Ob per Putback-Dunk oder nach feiner Drehung unterm Brett: Selbst die Freiwurflinie, von der aus Williams bis zu diesem Spiel nur magere 38% seiner Versuche getroffen hatte, konnte den 23-Jährigen nicht stoppen. Seine zwei Zähler sorgten viel eher dafür, dass die Rackelos mit eine 60:53 ins Schlussviertel gehen durften.

Ein Dreipunktespiel von Badu Buck sowie zwei Freiwürfe von Fynn Fischer nach einem unsportlichen Foul von Lischka schienen das Spiel erneut zu drehen. Pjanics Putback-Dunk, denen sich fünf Punkte von Lewis in Serie anschlossen, sorgten aber dafür, dass die 46ers eine stabile Führung im Bereich von sieben bis elf Punkten etablierten. Dabei waren es auch in dieser Phase immer wieder Steals gefolgt von Fastbreakabschlüssen, die Gäste-Trainer Detlev zur Verzweiflung trieben. Aus einem Einwurf an der Seitenlinie heraus pflückte etwa Pjanic das Spielgerät aus der Luft, drückte auf die Tube und schloss per Dunk zum 71:63 ab (35.). Mit viel Hangtime war es Uhlemann, der am Brett auf 78:66 bei noch zweieinhalb Minuten stellte. Ein 4-0-Lauf der Gäste indizierte indes, dass sich die auswärts noch immer sieglosen Würzburger nicht ihrem Schicksal ergeben wollten. In einer irren Schlussminute waren es Dreier von Lennart Stechmann und Tim Eisenberger, die bei 16 Restsekunden das 83:87 markierten. Der taktische gefoult Tshikaya konnte an der Straflinie nur einen Wurf versenken, während Stechmann sechs Sekunden vor dem Ende erneut per Dreier vollstreckte (86:88). Tshikaya machte das Spiel nun jedoch schnell und passte auf den völlig freien Pjanic, der tief in die gegnerische Hälfte entkommen war, beim Dunkversuch aber hart von Smith bedrängt wurde und nur den Ring traf. Statt des siegbringenden Assists produzierte der Würzburger Neuzugang jedoch einen Turnover, weshalb es die Rackelos waren, die sich über ihren sechsten Heimsieg freuen durften.

Weiter geht es für die weiter auf Platz sieben stehenden Gießener am nächsten Sonntag mit einem Gastspiel beim FC Bayern Basketball II. Eine Woche später geht es zu Hause gegen den Tabellenletzten aus Köln.

Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Wir haben es am Ende unnötig spannend gemacht. Gerade in dieser Phase hat man die Abwesenheit von Bjarne Kraushaar gespürt. Insgesamt haben wir aber eine gute Leistung gezeigt und sein Fehlen als Team kompensiert.“

Depant GIESSEN 46ers – TG s.Oliver Würzburg 88:86 (34:36)

Viertelergebnisse: 18:19, 16:17, 26:17, 28:33

Depant GIESSENN 46ers Rackelos: Tim Köpple (5), Jordan Williams (13), Daniel Thurau, Alen Pjanic (14), Tim Uhlemann (13), Leon Okpara (9), Johannes Lischka (8), Thomas Tshikaya (10), Jannis Hahn, Jestin Lewis (16)

TG s.Oliver Würzburg: Badu Buck (12), Julius Böhmer (3), Lennart Stechmann (15), Philipp Hadenfeldt (5), Tim Eisenberger (9), Julian Albus (9), Michael Javernik (4), Justin Smith (11), Jonas Weitzel (2), Fynn Fischer (16)

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