Perfekter Start ins neue Jahr: Ohne den an einem grippalen Infekt leidenden Johannes Lischka und den aus persönlichen Gründen in die USA zurückgekehrten Adam Klie zeigten die Depant GIESSEN 46ers Rackelos eine kompakte Teamleistung, aus der Alen Pjanic mit einem historischen Effizienzwert von 41 hervorstach. Defensiv zermürbten die 46ers die Gäste der Basketball Löwen Erfurt, die zuletzt sechsmal in Folge als Sieger vom Feld gegangen waren und trotz des daraus resultierenden Selbstvertrauens über weite Strecken zu statisch agierten. Die Rackelos durften sich so vor rund 150 begeisterten Anhängern über ihren siebten Saisonsieg freuen. In der Tabelle halten die damit auf Platz sieben stehenden Hessen Kontakt zum Tabellenvierten aus Coburg, der mit zwei Zählern mehr auf dem Konto auf Rang vier verortet ist.
Beide Teams starteten nervös in die Partie und leisteten sich viele Fehler. Erst nach eineinhalb Minuten brachte Pjanic aus der Distanz das 3:0 auf die Anzeigetafel. Während die 46ers ihren Korb weiterhin hermetisch verriegelten und Stops am Fließband produzierten, lief der Ball nun auch in der Offensive runder. Pjanic von Downtown sowie Tim Uhlemann mit sieben Punkten in Serie etablierten eine 13:2-Führung zur Viertelmitte. Gästecoach Florian Gut bat sein Team zur Auszeit, wurde dann aber Zeuge einer der für Erfurt symptomatischen Spielsequenzen an diesem Abend. Robert Franklin nahm sich den Ratschlag seines Trainers zu Herzen, mit Energie zum Korb zu penetrieren, verlegte dort aber völlig frei. Angeführt von Bjarne Kraushaar blieben die Rackelos weiterhin die dominierende Mannschaft. Sein Alley-oop-Anspiel auf Pjanic riss die Fans vom Hocker, der nun seinerseits aber nicht nachließ, sondern per Dreier den 21:12-Pausenstand bestellte.
Direkt im ersten Angriff ließ dann Thomas Tshikaya seine Spielfreude aufblitzen: Aus einem Spinmove heraus hob der Franzose aus der Mitteldistanz ab und vollstreckte butterweich. Im Fastbreak drückte Pjanic wenig später einmal mehr aus dem Dreipunkteland ab und traf so zum 26:14. Danach gestalteten die Erfurter das Spiel zwar ausgeglichener, standen sich aber nach wie vor nicht selten selbst im Weg. Nach einem Steal verlegte Franklin einen weiteren Korbleger im Eins-gegen-Null, während Tshikaya mit fünf Punkten in Serie den Vorsprung auf einem konstanten Level hielt (33:24, 15. Minute). Mit einem zirkusreifen Dreipunktewurf verkürzte Erfurts Maximilian Kuhle auf 27:35, schied kurz darauf aber verletzungsbedingt aus. Der Guard konnte in der zweiten Hälfte zwar wieder mitwirken. Die verbliebenen Minuten nutzten die 46ers aber zu einem Zwischenrun. Dreier von Leon Okpara und ein Layup von Uhlemann nach Traumanspiel von Tshikaya markierten das 43:29.
Mit einer Dreierquote von 45% (9/20) von Gießen im Kontrast zur mageren Ausbeute der Löwen (4/14) ging es in die Kabine. Beide Teams sollten auch in Halbzeit zwei munter von außen auf den Korb löten. An der prozentualen Verteilung sollte sich jedoch kaum etwas ändern. Obwohl Coach Gut seinen Spielern einimpfte, primär in der Zone und am Korb zu Abschlüssen zu kommen, konnten die Rackelos dieses Ansinnen ein ums andere Mal vereiteln. Über die Stationen 47:31 und 52:39 behielten die 46ers ihre Führung, und das obwohl Erfurt durch starkes Rebounding am offensiven Brett gerade im dritten Durchgang mehr Würfe generieren sollte. Das Team, aber auch die mitgereisten thüringischen Fans und nicht zuletzt Gut selbst verzweifelten an der schwachen Ausbeute und sollten über vier Minuten ohne Korberfolg bleiben. Zwar wirkten nun auch die dezimierten Rackelos etwas müder, behielten durch Kraushaars souveräne Spielführung aber konsequent die Kontrolle. „Er hat uns heute getragen“, lobte Co-Trainer Lutz Mandler nach dem Spiel. „Nach seinen vielen Einsätzen für die GIESSEN 46ers in der BBL hat er auch für uns heute wieder 27 Minuten gespielt und einen super Job gemacht.“ Im Zweifel half auch das nötige Quäntchen Glück, etwa als Pjanic mit Ablauf der Uhr abdrückte und unter Bedrängnis das 57:39 erzielte. Erst ein Korbleger von Tobias Bode beendete die Korbflaute der Landeshauptstädter und markierte zugleich das 58:41, mit dem die Teams ins Schlussviertel gingen.
Sollten die Erfurter darauf spekuliert haben, dass sich bei den mit einer Kernrotation von nur sieben Spielern angetretenen Hausherren ein Kräfteverschleiß einstellen sollte, so hatten sie vergeblich gehofft. Zwar warfen die Gäste defensiv nochmals alles in die Waagschale. Nach weiteren punktlosen Auftaktminuten sah sich Coach Gut konsterniert jedoch abermals gezwungen, seine Schützlinge zum Gespräch zu bitten. Fünf Punkte in Folge ließen die Löwen dann auf 46:64 herankommen. Ernsthaft in Gefahr bringen konnten sie Gießen aber nicht, die nun das Spieltempo bewusst bremsten und an der Freiwurflinie zu weiteren Zählern kamen. Per Dreipunktespiel erhöhte Tshikaya kraftvoll auf 72:56, ließ einen hochkomplexen Korbleger folgen und stellte so die Weichen für eine sehenswerte Schlussoffensive. Während Erfurt sich nun seinem Schicksal ergab, machten Tshikaya mit seinem vierten Dreier und Jordan Williams per Posterdunk im Fastbreak endgültig den Deckel drauf. Mit Daniel Thurau hatte nur ein Rackelo noch nicht genug: Der Nachwuchsspieler war zusammen mit Jannis Hahn und Tim Kordyaka eingewechselt worden und erzielte per Buzzerdreier den umjubelten 89:66-Endstand.
Weiter geht es für die Depant GIESSEN 46ers Rackelos bereits am nächsten Sonntag. Zu Gast ist mit der TG Würzburg dann der Tabellenzehnte.
Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Bei uns haben wichtige Spieler gefehlt. Wir sind dadurch als Team näher zusammengerückt, jeder hat ein Stück mehr gegeben. Daher gebührt der Mannschaft ein großes Kompliment: Einen besseren Start ins neue Jahr hätten wir uns nicht wünschen können.“
Depant GIESSEN 46ers Rackelos – Basketball Löwen Erfurt 89:66 (43:29)
Viertelergebnisse: 21:12, 22:17, 15:12, 31:25
Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (2), Tim Köpple, Jordan Williams (6), Alen Pjanic (27, 11 Rebounds, 5 Steals, 3 Blocks), Tim Uhlemann (17), Leon Okpara (11), Thomas Tshikaya (23), Jannis Hahn, Tim Kordyaka, Daniel Thurau (3)
Basketball Löwen Erfurt: Justus Klinke, David Taylor (19), Lorenz Schiller (3), Moritz Lang, Tobias Bode (8), Oliver Pahnke, Jonathan Arnold (2), Robert Franklin (9), Maximilian Kuhle (19), Andreas Kassioumis (6), Lucas Wobst, Pavle Danilovic