In einem spektakulären Offensivfeuerwerk beider Mannschaften sahen die 2.928 Zuschauer in der Sporthalle Gießen-Ost zwischen den GIESSEN 46ers und den WALTER Tigers Tübingen den dritten Sieg in Folge für die Mittelhessen. Die Topscorer des Matches Max Landis und Austin Hollins erzielten beide 21 Punkte für ihre 46ers. Auf Seiten der Gäste hatte Jared Jordan mit seinen 18 Zählern maßgeblichen Anteil am lange Zeit knappen Spiel, das mit den meisten erzielten Punkten in der ersten Halbzeit (127) ins BBL-Rekordbuch eingeht.
Die Gäste aus Baden-Württemberg warteten noch auf das, was den GIESSEN 46ers am letzten Wochenende eindrucksstark gelang: Mit den beiden Siegen in Ludwigsburg und zuhause gegen Bremerhaven wurde die Trendwende nach einem holprigen Saisonstart erfolgreich zum Positiven vollzogen. Die WALTER Tigers Tübingen mit ihrem Schlüsselspieler Jared Jordan auf der Guard-Position hingegen warteten nach wie vor auf den ersten Saisonsieg, konnten jedoch mit dem Selbstvertrauen in die Partie gehen, die beiden letzten Spiele in Mittelhessen für sich entschieden zu haben.
46ers-Headcoach Ingo Freyer konnte wie zuletzt auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Die zuletzt äußerst erfolgreichen Guards Max Landis und Dee Davis bildeten gemeinsam mit Austin Hollins, Jamar Abrams und Kapitän John Bryant die Starting Five. Das aufgrund einer technischen Störung mit zehn Minuten Verspätung angepfiffene Spiel startete mit viel Kampf auf beiden Seiten. Abrams erzielte die ersten Zähler für die 46ers mit einem sehenswerten Putback-Dunking, nachdem Hollins zuvor seinen Layup knapp verlegte. Im zweiten Versuch machte es der US-Forward dann besser, ergatterte sogar ein Dreipunktespiel, bevor Davis half, auf 10:4 davonzuziehen (3.). Die starken Fernschützen aus Tübingen fokussierten sich zunächst auf die Mitteldistanz, hielten dadurch den Anschluss. Punkte fielen jetzt bei nahezu jedem Angriff: Abrams und Landis aus der Ferne und Hollins aus der Mitteldistanz trafen in einer extrem agilen Phase für ihr Team, konnten jedoch nicht merklich davonziehen (18:15, 5.). Max Landis’ und Dee Davis’ Dreier sorgten in der 7. Minute wieder für etwas Entlastung (26:21), doch auch die Tigers packten jetzt ihre Scharfschützen aus (29:27, 9.). Das erste Viertel, in dem insgesamt gleich zehn Dreier fielen, endete dank sieben weiterer Punkte von Antreiber Jahenns Manigat mit einem aussagekräftigen Spielstand von 36:33.
Die Tübinger eröffneten das zweite Viertel direkt mit dem nächsten Treffer von der 6,75-Meter-Linie und glichen zum zweiten Mal im Spiel aus (36:36, 11.). Mahir Agva konnte im Gegenzug das Foul ziehen und wieder die Gießener Führung herstellen. Die Zuschauer sahen ein knappes und unterhaltsames Spiel, das nun aber deutlich defensiver geführt wurde. Die Punkte fielen auf Gießener Seite größtenteils von der Freiwurflinie, während die Gäste erneut die Mitteldistanz dominierten und somit durch Jared Jordans ersten Korb ihre erste Führung im Spiel erspielten (42:43, 14.). Nach der Auszeit konnte Davis von Downtown kontern, Abrams’ Slamdunk samt gezogenem Foul nach verworfenem Bryant-Freiwurf brachte die Gießener wieder scheinbar sicherer in Front (49:46, 15.). Jared Jordan blühte jetzt jedoch auf, assistierte zunächst für Easlys Dunking und netzte dann selbst den Dreier zur erneuten Gästeführung ein. Auf der Gegenseite schlug Topscorer Austin Hollins mit zwei aufeinanderfolgenden Distanztreffern zurück (55:53, 16.). Das Spiel hatte längst wieder richtig Fahrt aufgenommen und die Führung wechselte hin und her. Hollins führte sein Team dabei in seinem bisher stärksten Auftritt für die Gießener an, verteidigte intensiv und holte in der Offensive wichtige Treffer. Begleitet von starken Szenen seiner Kameraden Abrams und Landis erkämpfte sich die Freyer-Truppe immer wieder den Vorteil (62:60, 19.). Zwei Freiwürfe und ein Dreier der Tigers widersprachen wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff dann jedoch dem Gießener Selbstverständnis, dieses Spiel anzuführen: Nach 20 Minuten stand es 62:65 – ein Halbzeitstand, der mit 127 erzielten Punkten einen neuen BBL-Rekord darstellte.
Offensiv und treffsicher startete auch die zweite Hälfte. Das kongeniale Duo Abrams und Hollins egalisierten den Punktestand rasch auf 67:67 (21.). Erstmals hatte man das Gefühl, dass die Offensivabteilungen ein wenig stagnierten, die 46ers verteidigten erfolgreicher, die nächsten Punkte gehörten nach mehreren erfolglosen Versuchen auf beiden Seiten aber wieder den Gästen (69:67, 23.). Max Landis knüpfte daraufhin an seine starken Leistungen der vergangenen Spiele an und versenkte zwei Dreier zur wiederholten 46ers-Führung (73:69, 24.). Die Ausgeglichenheit beider Mannschaften in diesem Offensivspektakel blieb zunächst jedoch weiterhin bestehen (73:73,), bevor ab der 26. Minute ein Gießener 8-Punkte-Run den Mittelhessen etwas Luft verschaffte: Nach Ballgewinn von Hollins schloss Manigat den Fastbreak per Korbleger ab, Davis punktete von der Linie, Agva setzte sich unterm gegnerischen Brett durch, Landis provozierte das fünfte Tübinger Teamfoul (81:73, 28.). Wieder war es Jordan, der sein Team in einer zentralen Phase zurückholte und auf 83:79 verkürzte. Dank zweier erfolgreicher Freiwürfe des Ex-Tübingers Mauricio Marin gingen die 46ers aber mit einem soliden 85:79 ins Schlussviertel.
Der junge gebürtige Berliner eröffnete auch die finalen zehn Minuten mit einem Korbleger und sicherte seiner Mannschaft weiter eine gute Ausgangsposition für die Crunchtime (87:80, 31.). Bryant und Lischka stellten auf 91:82 und zwangen Tigers-Coach Tyron McCoy zur Auszeit (33.). Lischka zeigte jetzt seine Stärken, verteidigte hinten erfolgreich und traf vorne nach schönem Crossover-Dribbling für drei (94:84, 34.). Die Gäste kamen durch Jordan und Ryan Brooks noch einmal heran – bei 96:90 und noch fünf Minuten auf der Uhr nahm nun Freyer die Auszeit, um sein Team auf die entscheidende Phase dieser Basketballschlacht einzustellen. Das Kommando übernahm zunächst aber wieder der General der Gäste: Jared Jordan. John Bryant reagierte, setzte sich unter dem gegnerischen Brett durch und ergatterte hinten den Rebound (98:92, 37.). Davis setzte seinen Dreier vom Parkplatz mit der Shotclock-Sirene dann als ein klares Zeichen zum 101:92. Man merkte den 46ers über 40 Minuten an, dass sie bereit waren, um bis zur letzten Sekunde für diesen Sieg zu kämpfen. Und dennoch: Zwei Fehler im Aufbau brachte die Hoffnung zurück auf die Bank der Auswärtsmannschaft (103:96, 38.). Der 46ers-Kapitän Bryant nahm sich erneut ein Herz, absolvierte sein Dreipunktespiel zum 106:96 und sah sich von der Bank an, wie sein Team ein unfassbares Spiel durch weitere Zähler von Lischka und Davis sicherte und somit den dritten Sieg in Folge einfuhr.
Ingo Freyer (Cheftrainer GIESSEN 46ers): „Wir haben in der zweiten Halbzeit nur 33 Punkten gestattet, das ist doch schon sehr stark. Wir haben nach der Pause ein paar Anpassungen gemacht, die dann auch gegriffen haben. Das war letztendlich der Schlüssel zum Erfolg. Beide Mannschaften waren sehr gut vorbereitet und haben die Schwächen des Gegners perfekt ausgenutzt. Dass es dann solch ein spektakuläres Spiel wird, ist dann ok, wenn du in der zweiten Halbzeit weißt, was zu tun ist und du dann am Ende auch gewinnst.“
Tyron McCoy (WALTER Tigers Tübingen): „Das war heute eine Offensivschlacht, vor allem in der ersten Hälfte waren beide Mannschaften offensiv extrem stark. Es war klar, dass das Spiel nach der Halbzeit nicht so weitergehen würde. Gießen hat das dann besser gemacht und das Heft in die Hand genommen. Sie waren häufiger an der Freiwurflinie und haben einfachere Würfe bekommen. Uns ging hingegen der Sprit aus.“
GIESSEN 46ers – WALTER Tigers Tübingen 110:98 (62:65)
Viertelergebnisse: 36:33, 26:32, 23:14, 25:19
GIESSEN 46ers: Mahir Agva (4 Punkte, 5 Rebounds), Max Landis (21, 5 Assists), Dee Davis (18), Benjamin Lischka (7), Austin Hollins (21, 6 Assists), Jamar Abrams (12, 9 Rebounds), Mauricio Marin (4), Jahenns Manigat (11), Marco Völler, John Bryant (12, 8 Rebounds)
WALTER Tigers Tübingen: Kris Richard (13), Ryan Brooks (9), Sid-Marlon Theis (8), Jared Jordan (18), Mathis Mönninghoff (9), Tony Easley (8), Philipp Heyden (8), Barry Stewart (14), Reggie Upshaw (11)
Zuschauer: 2.985
Nächstes Spiel: Sonntag, 29.10.2017, 17.30 Uhr: medi bayreuth – GIESSEN 46ers