(Foto: Sven Kuczera Photography)

Überraschungserfolg zum Greifen nah – Einbruch im Schlussviertel kostet Rackelos den Sieg

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Im Gastspiel der Depant GIESSEN 46ers Rackelos stellten die Bayer Giants Leverkusen unter Beweis, weshalb sie zurecht an der Tabellenspitze stehen. Gerade im zweiten und dritten Viertel spielten die Gießener den Rekordmeister an die Wand, brachten ihren Gegner offensiv komplett aus dem Tritt und schafften es durch einen glänzend aufgelegten Bjarne Kraushaar, mit einer verdienten 66:56-Führung in den Schlussabschnitt zu gehen. Als Kraushaar dann jedoch zu Beginn der letzten zehn Minuten nach seinem dritten persönlichen Foul auf die Bank beordert wurde, witterten die Giants ihre Chance. Binnen weniger Minuten drehten sie ein aus ihrer Perspektive zuvor komplett verkorkstes Spiel und ebneten mit einem 20:3-Run den Weg zum 79:71-Sieg.

Nach zuletzt vier Punkterfolgen in Serie mussten die Rackelos damit zum ersten Mal seit längerer Zeit das Parkett wieder als Verlierer verlassen. Mit sechs Siegen aus vierzehn Spielen gehen die Jung-46ers damit als Tabellenachter ins neue Jahr. Weiter geht es am 06. Januar (18:00 Uhr) mit einem wichtigen Heimspiel gegen Erfurt.

Den Auftakt gestaltete Tim Schönborn für den Werksclub erfolgreich per Dreier. Danach kamen die 46ers jedoch ins Rollen und initiierten einen kleinen Lauf, der sie nach einem Distanztreffer von Alen Pjanic auf 7:3 davonziehen lassen sollte. Der Rest des Viertels gehörte jedoch den Rheinländern: Während Schönborn die 3-2-Zonenverteidigung der Gäste durch einen weiteren Dreier knackte, ließ Jordan Williams an der Straflinie gleich mehrere Versuche ungenutzt. Per zweihändigem Dunk verkürzte Thomas Tshikaya zwar nach Zuspiel von Williams auf 12:19 (8. Spielminute). Die engagierte Leverkusener Verteidigung hielt Gießen jedoch bei mageren 25% aus dem Feld, weshalb die Teams nach einem Korbleger von Michael Kuczmann mit 21:12 in den zweiten Abschnitt gingen.

War der Gastgeber bis zu diesem Zeitpunkt seiner Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht geworden, durften sich die Rackelos nun auf ihren Joker Tim Uhlemann verlassen. Der 19-Jährige war für den am Sprunggelenk verletzten Johannes Lischka in die Starting Five gerückt und sollte mit seinen 16 Punkten und 10 Rebounds am Ende bester Scorer und Reboundpflücker seiner Farben werden. Per Dreier startete „Timbo“ die Aufholjagd der Mittelhessen gleich zu Beginn. Kuczmann antwortete zwar aus derselben Distanz. Weitere Downtowntreffer von Tshikaya und erneut Uhlemann brachten Gießen aber zurück in Schlagdistanz (21:24, 12.). Erst nachdem Schönborn zurück aufs Feld gekommen war und die 46ers von einer Zonen- auf eine Mann-Mann-Verteidigung zurückstellten, gewann Leverkusen wieder die Oberhand. Mit Marian Schick und Nick Hornsby waren es zur Viertelmitte zwei Ex-Rackelos, die eine 30:23-Führung für Bayer etablierten. Gießen hielt jedoch gerade defensiv weiter stark dagegen und sollte durch einen tiefen Dreier Kraushaars auf 29:30 aufschließen. Weitere erfolgreiche Schüsse von jenseits des Perimeters von Kraushaar und Adam Klie ließen die Gießener mit einem 35:35 in die Kabine gehen. Vor allem am offensiven Brett zeigten sich die Gäste robuster, erarbeiteten sich reihenweise zweite Chancen und konnten so eine leicht schwächere Wurfquote kompensieren.

Nach einem nervösen Beginn auf beiden Seiten mit mehreren individuellen Fehlern markierte Kraushaar aus der Mitteldistanz die erste Führung seit dem ersten Viertel (37:36, 22.). Dabei glänzte der Point Guard in den Folgeminuten vor allem als Vorbereiter, setzte Williams unterm Korb in Szene und bediente Uhlemann im Pick-&-Roll zum 40:41. Kurz darauf ließ dieser den nächsten Dreier einfliegen und erkämpfte so die Führung zurück. Während Leverkusen in der Offensive den Rhythmus verlor, waren es Pjanic und Klie aus der Halbdistanz sowie erneut Uhlemann per Dreier, die die 46ers beim alten Rivalen auf 53:48 davon eilen ließen. Als Kraushaar nach Steal frei im Fastbreak zum 55:48 ablegte, konnte man in der gut gefüllten Ostermann-Arena eine Stecknadel fallen hören. An der Freiwurflinie schraubten die Rackelos ihre Führung bis zum Viertelende auf 60:50 in die Höhe.

Obwohl mit dem foulbelasteten Kraushaar nun für einige Minuten die ordnende Hand fehlen sollte, gehörten die ersten drei Punkte den Gästen. Gerade als man den Eindruck gewinnen konnte, dass sich der Leverkusener Offensivrhythmus endgültig in den Weihnachtsurlaub verabschiedet hatte, war es Schönborn, der kurz vor Ablauf der Uhr, dicht bedrängt von Klie und trotz eines Fouls den ersten rheinischen Feldkorb des Viertels markierte. Per Freiwurf veredelte der Routinier das Vierpunktespiel. Hatte sich der Rekordmeister vorher zu sehr auf seine Distanzabschlüsse verlassen, zog das Team von Coach Hansi Gnad nun immer wieder beherzt zum Korb und brachte die Rackelos früh an die Teamfoulgrenze. An der Freiwurflinie zurück in Schlagdistanz gekommen waren es Dennis Heinzmann und Hornsby, die per Dunking und Dreier den 63:63-Ausgleich erzielten (36.). Der Tabellenführer ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen, obgleich Kraushaar in der vorletzten Spielminute die Punkteflaute seiner Gießener für beendet erklärte und ein letztes Mal auf 66:70 verkürzte. Leverkusen hatte nun aber längst zu seinem Selbstvertrauen zurückgefunden, blieb konzentriert und wahrte so seine weiße Heimweste.

Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Wir können die Halle heute erhobenen Hauptes verlassen. Die Jungs haben das über drei Viertel sehr ordentlich gemacht. Leider haben wir am Ende keine Lösung mehr gegen die Leverkusener Zonenverteidigung gefunden. Über Weihnachten gilt es nun, die Akkus aufzuladen, bevor es dann im neuen Jahr gegen Erfurt weiter geht.“

Verzichten müssen die Depant GIESSEN 46ers Rackelos von nun an auf Spielmacher Adam Klie. Der US-Amerikaner bat den Verein um Vertragsauflösung und wird nicht mehr aus dem Weihnachtsurlaub zurückkehren. „Er wird uns aus persönlichen Gründen verlassen. Das ist sportlich und menschlich sehr schade. Wir bedanken uns bei Adam für alles. Es gibt aber Dinge, die wichtiger sind als Basketball“, so Scholz. Klie war in 13 Einsätzen für die Rackelos auf 10.8 Punkte, 3.4 Assists und 5.2 Rebounds gekommen. Die GIESSEN 46ers danken Adam Klie und wünschen ihm sportlich wie persönlich alles Gute für die Zukunft.

Bayer Giants Leverkusen – Depant GIESSEN 46ers Rackelos 79:71 (35:35)

Viertelergebnisse: 21:12, 14:23, 15:25, 29:11

Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Adam Klie (13 Punkte), Bjarne Kraushaar (13), Tim Köpple (1), Jordan Williams (10), Daniel Thurau, Alen Pjanic (8), Tim Uhlemann (16, 10 Rebounds), Leon Okpara (1), Thomas Tshikaya (9), Jannis Hahn

Bayer Giants Leverkusen: Nino Celebic (17, 7 Assists), Valentin Blass (4), Benjamin Nick (2), Lennard Winter, Marian Schick (9), Tim Schönborn (15), Jacob Engelhardt (1), Lars Thiemann, Dennis Heinzmann (8), Ron Mvouika (5), Michael Kuczmann (13), Nick Hornsby (5).

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