Von den Denver Nuggets über „The Last Dance“ bis zum BBL-Turnier – Assistant-Coach Steven Wriedt im Interview

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Seit Anfang März stand das Trainer-Duo der JobStairs GIESSEN 46ers schon nicht mehr an der Seitenlinie. Wie vor allem unser Assistant-Coach Steven Wriedt seine basketballfreie Zeit verbracht hat oder wie es zu der großen Chance kam, bei der NBA Summer League mitzuarbeiten, bevor Corona dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung machte, verrät er in einem kurzen Interview.

Das Hessenderby gegen Frankfurt Anfang März war für euch das letzte Spiel. Danach wurde die Saison zunächst pausiert – Wie hast du diese Zeit erlebt?

Es war sehr überraschend, man wurde völlig aus seinem Rhythmus gebracht. Nach 27 Jahren im Basketball denkst du eigentlich, du hast alles gesehen und erlebt und dann kommt so ein Virus und macht alles dicht. Es war natürlich auch enttäuschend, weil man als Sportler immer spielen und trainieren will und auf einmal darfst du das alles nicht mehr machen. Einem bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten und sich selbst fit zu halten. Ich persönlich habe mich dann mit Online-Coaching-Videos weitergebildet, bin viel spazieren gegangen und habe auch mit dem Fahrradfahren angefangen.

Dann kam die endgültige Entscheidung, dass die Saison für Gießen vorzeitig beendet ist. Wie ging es dann für euch als Trainer weiter – gerade im Bezug auf die neue Saison?

Mit der Entscheidung kam die Gewissheit und man konnte einen Schlussstrich ziehen. Im Normalfall widmen wir uns dann direkt nach einer Saison schon der Kaderplanung für die nächste. Aber das ist zum aktuellen Zeitpunkt wirklich schwierig. Ich halte zwar Ausschau nach potentiellen neuen Spielern, schaue Videos an und scoute fleißig, aber allein die Ungewissheit, wann und wie die nächste Saison überhaupt startet, macht es schwer. Man wartet wieder auf eine Entscheidung und somit auf grünes Licht, sodass man langsam mit der Kontaktaufnahme zu neuen Spielern beginnen kann.

Du hast schon anklingen lassen, dass du durch die Corona-Zeit das Spazierengehen und Fahrradfahren für dich entdeckt hast. Wie hast du anderweitig die Zeit verbracht und wo musstest du vielleicht auch persönlich zurückstecken?

(lacht) Ja, so viel spazieren war ich glaube ich noch nie. Ansonsten war mein Sohn viel bei mir, denn seine Mutter arbeitet als Pflegerin und war viel im Dienst. Deshalb konnten wir viel Zeit miteinander verbringen und auf uns aufpassen. Ich habe mir auch einen Bart wachsen lassen (lacht), man konnte ja sowieso nicht zum Friseur gehen und alle zehn Tage war ich einkaufen – also so wenig wie möglich.

Ich habe auch die Dokumentation über Michael Jordan gesehen, die war wirklich super! Das war genau meine Zeit damals. Ich habe das alles live miterlebt und Michael Jordan auch live spielen sehen. Dann ist es natürlich nochmal cooler, wenn man die Szenen in der Doku sieht und sich daran zurückerinnert. Die Serie kam natürlich genau richtig, weil ja sonst kein Sport gezeigt wurde. Außerdem war ich für die Tafel Gießen im Einsatz und habe bei deren Bring-Dienst mit angepackt. Das war eine tolle Erfahrung und es war schön, in solchen Zeiten helfen zu können.

Also hat man die Zeit gut umgekriegt, aber das enttäuschendste ist natürlich, dass meine beiden Urlaube ausfallen. Zum einen wäre ich mit meiner Freundin im Mai nach Ägypten geflogen und zum anderen hätte ich die große Chance gehabt, mit dem Coaching-Staff der Denver Nuggets in der NBA Summer League zu arbeiten. Mit dem Headcoach Michael Malone habe ich in der Highschool schon zusammen gespielt und auch den Geschäftsführer der Denver Nuggets kennen wir aus unserer Unizeit. Dass das nun ausfällt, ist mehr als schade, aber ich hoffe, dass sich die Gelegenheit dann im nächsten Jahr vielleicht nochmal ergibt.

Nochmal zurück zu unserer Liga, da geht es morgen nun endlich weiter und zehn Teams spielen die Saison zu Ende. Wie findest du den Turniermodus und was glaubst du, wer macht am Ende das Rennen?

Ich hoffe natürlich, dass die Liga das so umgesetzt bekommt, wie sie es geplant hat, dass alles reibungslos abläuft, und alle gesund bleiben. Es könnte dem deutschen Basketball wirklich viel Aufmerksamkeit bringen. Natürlich will man als Sportler immer spielen, deshalb hätte ich auch Lust gehabt, die Jungs wieder auf das Parkett zu schicken. Aber unter den Bedingungen ist das für Gießen die beste Entscheidung gewesen. Ich bin gespannt, wie das Turnier verläuft und sich die einzelnen Mannschaften entwickeln. Es wurde kürzlich nochmal viel nachverpflichtet und neu gemischt. Zudem hatten die Teams weniger Zeit, sich einzugewöhnen. Ich denke, aus diesem Grund hat einfach das Team, das die meisten Spieler behalten konnte, die besten Chancen. Das wäre dann Bayern München, einfach weil sie vielleicht eingespielter sind – zudem spielen sie zuhause. Aber wir werden sehen. Auch die anderen Teams waren stark und ich bin auch gespannt, wie sich beispielsweise Teyvon Myers bei Ludwigsburg machen wird.

Ich freue mich einfach darauf, mal wieder Basketball live zu sehen und wünsche allen Teams viel Erfolg!

Danke dir, Steve!

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