Alle Jahre wieder ist es interessant, einen Blick in die weite Welt des Basketballs zu werfen, um nach Spielern Ausschau zu halten, die ehemals für den Basketball-Bundesligisten aus Gießen aktiv waren. Wie für die LTi 46ers ist auch für die meisten der Ex-Gießener, die ihre Basketballschuhe mittlerweile an einem anderen Ort der Erde schnüren, die Saison vor kurzem zu Ende gegangen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier ein Überblick über die aktuellen Stationen der früheren 46ers-Korbjäger.
Auf europäischem Top-Niveau bewegte sich in dieser Saison Chuck Eidson, der die Gießener Basketballfans von 2004 bis 2006 mit seinen Basketballkünsten verzückt hatte. Beim litauischen Klub Lietuvos Rytas Vilnius spielte der 27-jährige US-Amerikaner an der Seite von Hollis Price (ehemals Alba Berlin) in der Euroleague und erreichte die Runde der letzten 16 (Top 16). Eidson legte in seiner ersten Euroleague-Saison im Schnitt 12,2 Punkte, 4,1 Rebounds und 2,7 Assists pro Spiel für den ULEB Cup-Gewinner von 2005 auf. Der Gewinn einer Meisterschaft blieb dem “BBL Spieler der Saison 2004/2005” leider vergönnt. Sowohl in der baltischen Liga (Baltic League) als auch in der litauischen Liga musste sich Vilnius dem Rivalen Zalgiris Kaunas um DeJuan Collins (früher Tübingen, Berlin, Bamberg) im Playoff-Finale geschlagen geben.
Im Halbfinale des Top-Four-Turniers der Baltic League im litauischen Siauliai vertreten war auch die lettische Mannschaft ASK Riga um Ernests Kalve. Das Mitglied des 46ers-Teams der Saison 2006/2007 stand bei der 82:100-Niederlage gegen Kaunas drei Minuten auf dem Feld. Der 21-jährige Flügelspieler, der aufgrund einer Meniskusverletzung insgesamt nur 64 Bundesliga-Minuten im 46ers-Trikot absolviert hatte, kam seit Januar dieses Jahres in insgesamt elf Ligaspielen für ASK Riga zum Einsatz, im Schnitt für rund acht Minuten pro Partie.
Wie Kalve ebenfalls von Verletzungsproblemen geplagt war Souleymane Wane am Ende seiner zweijährigen Zeit in Gießen (2004-2006). Nach einer anderthalbjährigen Rehabilitationsphase gab der senegalesische Center in dieser Saison in der nordamerikanischen Profiliga ABA (American Basketball Association) bei den Manchester Millrats sein Comeback. Der 32-Jährige kam von Mitte November 2007 bis Mitte Januar 2008 in 20 Partien und einer durchschnittlichen 20-minütigen Einsatzzeit auf rund 10 Punkte und 8 Rebounds pro Spiel, ehe er aufgrund von Kniebeschwerden erneut pausieren musste. Ende März kehrte “Soul” bei der 109:115-Niederlage der Millrats im ABA-Playoff-Halbfinalspiel gegen San Diego wieder für ein paar Minuten auf den Basketballcourt zurück.
Ein weiteres Mitglied der Gießener Erfolgsmannschaft der Saison 2004/2005, Chris Anrin, war in der abgelaufenen Saison in seinem Heimatland Schweden aktiv. Im Team von Boras Basket kam der Flügelspieler auf 12,5 Punkte und 4,6 Rebounds pro Partie. Anrin, der nach Ablauf einer sechsmonatigen Dopingsperre die Saison 2006/2007 bei den Scottish Rocks unter dem seinerzeit noch in Glasgow als Head Coach tätigen Thorsten Leibenath beendet hatte, traf für Boras 90 seiner 239 Dreierversuche (37,7 Prozent) und landete mit seinem Team am Ende der Saison auf Platz neun.
Rund 600 Kilometer nordöstlich von Boras gelegen ging Nigel Moore, der 2005/2006 das 46ers-Trikot getragen hatte, im Februar und März dieses Jahres auf Korbjagd. Für den südfinnischen Klub Team Componenta aus Karkkila erzielte der US-amerikanische Flügelspieler von Ende Februar bis zum Saisonende einen Monat später in acht Begegnungen 18,3 Punkte pro Spiel bei einer beachtlichen Dreiertrefferquote von 46,2 Prozent (24/52). Der 26-Jährige hatte die Saison beim BBL-Klub BG 74 Göttingen begonnen, die “Veilchen” Mitte Februar aber wieder verlassen, weil er mit seiner Rolle im Team unzufrieden gewesen war. Das Team Componenta beendete die Spielzeit auf dem vorletzten Platz in der mit zwölf Mannschaften besetzten finnischen Korisliiga, in der mit Jussi Kumpulainen ein weiterer ehemaliger Gießener (spielte 2002/2003 an der Lahn) agierte. Beim Tabellensechsten UB Korihait Uusipaukunki, dem Ex-Klub von Ed Nelson, kam der 2,04 m große Kumpulainen in dieser Saison auf 12,8 Punkte und 8,6 Rebounds pro Spiel.
In wärmere Gefilde zog es Mike Helms, der 2007 in Gießen gespielt hatte: Der 25-Jährige aus Detroit, Michigan, wechselte zurück zu den Singapur Slingers, die in der australischen Basketball-Liga (NBL) beheimatet sind. Helms, der bereits 2006/2007 bei den Slingers unter Vertrag gestanden hatte, war 07/08 mit durchschnittlich 20,9 Punkten pro Spiel zehnterfolgreichster Werfer der NBL, konnte damit aber auch nicht verhindern, dass sein Team die Saison mit einer Bilanz von sechs Siegen und 24 Niederlagen nur auf Rang zwölf von 13 Mannschaften beendete.
Auch Helms’ letztjährigen Teamkollegen James Head hat es zurück in ein Land verschlagen, in dem er vor seinem rund sechsmonatigen Aufenthalt in Mittelhessen schon einmal seine Brötchen verdient hatte. Im Februar 2008 wurde der 32-jährige Forward von dem israelischen Zweitligisten Elitzur Yavne verpflichtet. 14,5 Punkte pro Partie standen für Head am Ende der regulären Saison zu Buche. In den Playoffs steigerte sich der US-Amerikaner gar auf 17,3 PpS, schied mit seinem Team aber dennoch in der ersten Runde (1:2) gegen Maccabi Haifa aus.
Louis Campbell hat die letzten zwei Saisons nach seinem Weggang aus Gießen hauptsächlich in Japan verbracht. In der dortigen JBL Pro Superleague, einer von zwei Ligen, die für sich in Anspruch nimmt, die Top-Liga des Landes zu sein, gewann der US-Guard in der Saison 2006/2007 mit Toyota Alvark die Meisterschaft, Campbell gehörte zu den dominierenden Spielern in der Liga. Nach einem darauffolgenden Intermezzo in Spanien, wo er für die letzten zwei Spiele der regulären Runde und die anschließenden Playoffs vom spanischen Zweitligisten Ciudad de Huelva verpflichtet wurde, stand Campbell zur Saison 07/08 wieder für Alvark auf dem Parkett. Am Ende reichte es zur Vizemeisterschaft, in der Playoff-Finalserie setzten sich die Aishin Sea Horses knapp mit 3:2 Siegen durch.
Einen deutlich kürzeren Auftritt im Gießener Trikot als Lou Campbell hatte Terrence Leather zu Beginn der Saison 2005/2006. Der Power Forward aus Tampa, Florida, stand im abgelaufenen Spieljahr in Diensten des koreanischen Erstligisten Seoul Samsung Thunders. Mit Seoul erreichte er in der zehn Teams umfassenden koreanischen Basketball-Liga (KBL) das Playoff-Finale, in dem man den Dongbu Promy mit 1:4 Siegen unterlag. Von asia-basket.com wurde Leather wenig später in die beste Fünf (1st team) der KBL berufen.
Wie Leather ebenfalls nicht lange für die 46ers am Ball war Reggie Moore. Der 2,03 m große US-Forward verbrachte diese Saison wie der Großteil der Ex-Gießener in Spanien. Moore hatte die Spielzeit beim Zweitligisten Union Baloncesto La Palma begonnen, wo aber schon Anfang Januar nach 14 Spielen und 13,7 Punkten pro Partie wieder Schluss war. Ende Januar kam Moore beim spanischen Drittligisten CB Illescas unter, mit dem er in den noch laufenden Playoffs um den Aufstieg in die zweite Liga kämpft.
Gleiches gilt für David Jandl und Logi Gunnarsson, die sich dem Drittligisten aus Gijon angeschlossen haben. Während der seit einem Jahr in Gijon unter Vertrag stehende Isländer Gunnarsson (5,1 PpS) in der Regel von der Bank kommt, gehörte der Mitte Februar nach Nordspanien gewechselte Österreicher Jandl bei den beiden Playoff-Siegen gegen Almeria zur Starting Five (8,0 Punkte, 3,0 Assists).
Die Saison in Gijon begonnen hatte mit Lucian Kieser noch ein weiterer ehemaliger Gießener Bundesligaspieler. Dort erhielt der in Rumänien geborene Forward, der von 1999 an mit Unterbrechungen bis 2003 dem Gießener Kader angehörte, in 13 Partien allerdings nicht allzu viele Spielanteile. Ende Februar wechselte Kieser in die fünfte spanische Liga (EBA) zu Mazzaron Basket, für das er sieben Spiele absolvierte. Ebenfalls in der dritten spanischen Liga untergekommen ist Ed Nelson, von dem sich die 46ers im Dezember getrennt hatten. Bei Ourense kam der US-Center im Schnitt auf 16 Punkte und 8 Rebounds, mit seinem neuen Team belegte Nelson am Saisonende Tabellenplatz 14.
Das Spieljahr 07/08 in der ersten griechischen Liga begonnen und in der zweiten spanischen Liga beendet hat Robert Maras. Der 2,15 m große Center des 46ers-Teams der Saison 06/07 wechselte Ende Februar von Egaleo Athen zu Union Baloncesto La Palma. Nachdem er für das Team aus der griechischen Hauptstadt in 16 Partien auf rund fünf Punkte pro Spiel gekommen war, steigerte Maras seine Punktausbeute in Spanien auf 7,3 PpS. Obwohl La Palma nach einem schwachen Saisonstart mit Maras zurück in die Erfolgsspur fand und sieben der letzten zwölf Saisonspiele gewann, konnte der Abstieg in die dritte Liga jedoch nicht mehr verhindert werden.
In der momentan vielleicht stärksten Liga Europas, der spanischen Ersten Liga (ACB), lief in den letzten zwei Spielzeiten Anton Gavel auf. Der slowakische Guard landete in seiner zweiten Saison mit Polaris World Murcia nach 13 Siegen und 21 Niederlagen auf dem zwölften Platz von 18 Teams. Gavel kam in allen 34 Begegnungen zum Einsatz, im Schnitt etwa 20 Minuten pro Partie. Am Saisonende standen für den 23-Jährigen 4,4 Punkte und 0,8 Assists zu Buche. Gavel gehörte von 2004 bis 2006 dem 46ers-Kader an. Im zurückliegenden Sommer hatte er einen Teil seiner persönlichen Saisonvorbereitung in Gießen mit Coach Thorsten Leibenath und ehemaligen Teamkollegen absolviert.
Mit guten Statistiken konnten “BJ” Elder und “BJ” McKie in Italien aufwarten. In der höchsten italienischen Spielklasse, der Serie A, überzeugte Barry Elder, der im Jahr 2005 als Ersatz für den verletzten Chuck Eidson nach Gießen gekommen war, im Team von Angelico Biella (am Saisonende Elfter) mit im Schnitt 15 Punkten und drei Rebounds pro Partie. Bjorn Aubre McKie, der in der Runde 2002/2003 maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt des Gießener Teams hatte und seit 2005 in Italiens zweiter Liga (Lega Due) spielt, erzielte in dieser Saison für Edimes Pavia 19,7 Zähler pro Spiel, womit er der fünftbeste Scorer der Lega Due war. Pavia landete am Ende der Spielzeit auf Rang zehn.
Nachdem das Team von USK Prag von 2005 bis 2007 den Sprung in die Playoffs der tschechischen Eliteliga (NBL) verpasst hatte, schaffte der Hauptstadtklub unter der Leitung von Head Coach Ken Scalabroni in dieser Spielzeit wieder den Sprung in die Meisterschaftsrunde. Scalabroni, der die 46ers in der Spielzeit 2006/2007 zum Klassenerhalt geführt hatte, landete mit dem Team nach der regulären Runde auf Platz sieben. Die erste Playoff-Runde war für den Europapokalsieger der Pokalsieger von 1969 gegen den Hauptrundenzweiten Geofin um Ex-BBL-Spieler Hurl Beechum allerdings erwartungsgemäß die Endstation – Geofin gewann die Serie in vier Spielen (3:1).
Eine neue Herausforderung hat vor kurzem “Big Daddy” Mike Mitchell angenommen. Der Kapitän jenes Gießener Teams, das 2001 nach 14 Jahren Pause wieder in ein Play-Off-Halbfinale um die deutsche Meisterschaft vorgedrungen war, fungiert nach zwei Jahren als Assistenztrainer an der Uni von Riverside, Kalifornien, und Head Coach eines High School Teams neuerdings in der WNBA bei den Chicago Sky als Assistenztrainer von Head Coach Steven Key, der wie Mitchell viele Jahre lang in Deutschland als Profi agierte. Die Saison hat unlängst begonnen, nach zwei Saisonspielen weist Chicago eine ausgeglichene Bilanz (1:1) auf.
Alle Bilder: Mediashots Werbefotografie.