(Foto: Sven Kuczera)

Wiedergeburt der Rackelo-DNA – Defensivleistung zermürbt Hanau

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Zweiter Saisonsieg der Depant GIESSEN 46ers Rackelos in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB. Das 77:73 (38:38) im Hessenderby gegen die EBBECKE WHITE WINGS Hanau erinnerte in seiner Entstehung an die guten Leistungen der Mittelhessen in den Vorjahren: Aggressivität, Kampf, pure Leidenschaft – und ein spannendes Finale. Ab der 22. Minute hatten die Rackelos immer geführt. Die Gäste aus Hanau hätten einen 12-Punkte-Rückstand am Ende aber fast noch ausgeglichen.

Hohe Intensität bei einem gleichzeitig flüssigen Spiel prägten bereits das erste Viertel. Tim Köpple, Wyatt Lohaus und dazwischen Hanaus Miquel Servera eröffneten die Partie mit erfolgreichen Dreipunktewürfen. Vor allem Filip Krämer geizte nicht mit Einsatz, erkämpfte sich einen Steal und legte so die Grundlage für Johannes Lischkas Zug zum Korb im Fastbreak zum 10:5 (3.). Ryan Beisty und Josef Eichler im Nachfassen legten auf der Gegenseite für Hanau nach und erkämpften die Führung zurück. Trotz der angestrengten Verteidigung auf beiden Seiten des Feldes gab es kaum Fouls, weshalb es beim offenen Schlagabtausch blieb. Nachdem Preston Beverly auf 18:14 für die WHITE WINGS gestellt hatte, verkürzte Köpple von Downtown über einen von Tim Uhlemann gestellten Block. Till-Joscha Jönke traf auf der Gegenseite ebenfalls von jenseits des Perimeters (21:17, 8.), Lohaus penetrierte danach aber beherzt zum gegnerischen Korb und verkürzte erneut. Der US-Amerikaner war es auch, der in den Schlusssekunden zunächst einen Turnover der Gäste erzwang, beim Gang zum Korb gefoult wurde und an der Linie den 22:23-Viertelendstand markierte.

Waren im ersten Durchgang insgesamt nur sechs Fouls gepfiffen wurden, waren es im zweiten bereits drei nach nur vierzig gespielten Sekunden. Die härtere Gangart sollte das Viertel charakterisieren, davon profitierte zunächst aber Hanau. Beverley, Jönke, Eichler am Brett und Servera im Fastbreak legten einen Run für die Grimmstädter aufs Parkett, der diese auf 33:24 davonziehen ließ (14.). Zur offensiven Malaise der 46ers trug bei, dass sich Lohaus früh sein drittes persönliches Foul einhandelte und auf die Bank ging. Immerhin konnte Hannes Osterwalder bereits nach gut vier gespielten Minuten das fünfte Hanauer Teamfoul erzwingen, weshalb die Rackelos häufiger an die Freiwurflinie treten durften. Es waren allerdings die immer wieder erzwungen Stops, die Gäste-Coach Simon Cote trotz 33:25-Führung zur Viertelmitte zur Auszeit bewogen. Die Gießener Defensive blieb aber gallig, wie Hanaus erster Angriff nach der Besprechung belegte, der nach 24 Sekunden ohne Wurfversuch endete.

Obwohl der Korb für die Mittelhessen wie vernagelt schien, riss die defensive Leidenschaft das Team schließlich aus er Krise. Der wieder eingewechselte Lohaus an der Freiwurflinie und danach Leon Okpara mit dem ersten Feldkorb nach mehreren Minuten waren Startpunkt einer starken Schlussoffensive vor der Halbzeitpause (29:35, 17.). Vor allem Lischka legte viel Energie an den Tag und schloss im Fastbreak ab. Kurz darauf war es Lohaus, der nach einem Steal im Fastbreak von Jonathan Mesghna unsportlich gefoult wurde. Beide Freiwürfe saßen, und auch der von Lischka im Fadeaway durch die Reuse gebrachte Wurf fand sein Ziel (36:38, 9.). Dreißig Sekunden vor dem Ende war es abermals der Kapitän, der über zwei Hanauer in Dirk-Nowitzki-Manier vollstreckte und dafür sorgte, dass die Rackelos mit einem 38:38 in die Kabine gehen durften.

Auch nach dem Seitenwechsel steckte der Routinier nicht auf und war für die ersten Zähler verantwortlich. Lischka bediente im nächsten Angriff seiner Farben mustergültig Filip Krämer, der völlig frei zum 42:38 ablegte und Coach Cote zur Auszeit drängte. Jonas Niedermanner erlöste die etwas von der Rolle scheinenden Südhessen mit einem Dreier. Schon im nächsten Angriff war es aber Köpple, der den Ball mit viel Einsatz für Gießen im Spiel hielt und so die Grundlage für Lohaus‘ tiefen Mitteldistanzjumper legte. Der Guard legte sofort am Brett nach und ließ auf einen Dreier von Felix Hecker einen eigenen Distanztreffer folgen (49:44, 25.). Unter den stehenden Ovationen des Osthallen-Publikums bat Cote erneut zur Auszeit, nachdem Lohaus aus dem Dreipunkteland auf 54:46 erhöht hatte. Nach einem weiteren erkämpften Stop zeigte sich Köpple davon aber unbeeindruckt und brachte seine Farben erstmals zweistellig in Führung. Fünf Hanauer Punkte in Folge schienen die Wende zu bringen. Lohaus per Dreier und Pesava zwei Sekunden vor dem Viertelende an der Freiwurflinie wahrten aber die Gießener Führung.

Die taffe Verteidigung im Schlussviertel hielt Hanau weiter auf Distanz. Lohaus machte die Führung wieder zweistellig (64:54), bevor die Gäste einen kleinen 4:0-Lauf aufs Osthallen-Parkett legten. Nach einem beherzten Offensivrebound von Köpple schloss dieser wenig später aus der Dreierdistanz ab und brachte die mitgereisten WHITE WINGS-Anhänger zum Verstummen. Es entwickelte sich ein harter Kampf, wobei es Lohaus daran gelegen war, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Krämers Tip-in im Fastbreak gefolgt von Zählern des Österreichers am Brett brachten die Rackelos vermeintlich vorentscheidend in Front (75:63, 38.). Kurz darauf handelte sich Krämer aber ein disqualifizierendes Foul ein, nachdem dieser in den Augen der Schiedsrichter eine zu riskante Bewegung mit dem Ellbogen ausgeführt hatte. Hanau nutzte die Wirrungen der folgenden Minute für einen Schlussrun, der sie auf 70:75 heranbringen sollte. Über sechzig Sekunden verfehlten beide Teams alle ihre Wurfversuche, bevor Niedermanner bei zwanzig Sekunden Restzeit aus der Ecke den Dreier zum Anschluss einlötete. Hanau legte es auf taktische Fouls an, allein war es keinem Grimmstädter möglich, den wieselflink nach vorne eilenden Lohaus auch zur zu berühren. Acht Sekunden vor dem Ende war es schließlich Uhlemann, der an der Linie Nerven aus Stahl bewies und die Entscheidung herbeiführte.

Unter dem großen Applaus der rund 200 Zuschauer endete damit auch das zweite Hessenderby für die Depant GIESSEN 46ers Rackelos mit einem Heimsieg. Weiter geht es am 2. November (19.00 Uhr) mit einem Auswärtsspiel beim Farmteam der in Ulm beheimateten OrangeAcademy.

Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Wir haben heute eines der besten Teams der Liga unter 75 Punkten gehalten. Das war der Schlüssel. In den Vorwochen haben wir uns etwas unter Wert verkauft. Heute ist es uns gelungen, die Intensität, die wir in jedem Training erreichen, auch aufs Parkett zu bringen“

Depant GIESSEN 46ers Rackelos – EBBECKE WHITE WINGS Hanau 77:73 (38:38)

Viertelergebnisse: 22:23, 16:15, 22:13, 17:22

Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Tim Köpple (14), David Amaize, Filip Krämer (12), Tim Uhlemann (4), Leon Okpara (2), Johannes Lischka (15), Julian Pesava (4), Wyatt Lohaus (25), Sebastian Brach, Hannes Osterwalder (1).

EBBECKE WHITE WINGS Hanau: Preston Beverly (15), Jonathan Mesghna (3), Josef Eichler (8), Felix Hecker (7), Till-Joscha Jönke (15), Justin Hedley, Ryan Beisty (3), Jonas Niedermanner (8), Benedikt Nicolay, Miquel Servera (14).

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